WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 12/2017 - page 4

BUNDESPOLITIK
AUS DEN VERBÄNDEN
Baugenehmigungen steigen weiter –
benötigter Wohnungsbau-Boom bleibt aber noch aus
Berlin – „Die Zahl der genehmigten Wohnungen steigt seit geraumer Zeit, das ist ein positiver Trend. Dennoch dürfen
die Zuwächse über eines nicht hinwegtäuschen: Die Zahl der Baugenehmigungen reicht immer noch nicht aus, um den
Bedarf von jährlich 400.000 neuen Wohnungen gerade in den wachsenden Ballungsräumen zu decken“, erklärte Axel
Gedaschko Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, zu den heute veröffentlichten Baugenehmi-
gungszahlen des Statistischen Bundesamtes. Denn: „Genehmigt ist noch lange nicht gebaut. Bislang bleibt die Zahl der
dann tatsächlich auch fertiggestellten Wohnungen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Von einem Wohnungsbau-
Boom kann man daher noch nicht sprechen“, so der GdW-Chef. Hinzu komme, dass mehr als ein Viertel des Zuwachses
durch die starke Steigerung bei den Genehmigungen von Wohnheimen unter anderem für Flüchtlingsunterkünfte resul-
tiere. Diese tragen aber nicht zu einer dauerhaften Entlastung auf den regulären Wohnungsmärkten bei.
Nach Angaben des Statistischen Bundes-
amtes wurde im Jahr 2016 in Deutschland
der Bau von insgesamt 375.400 Wohnun-
gen genehmigt. Das sind 21,6 Prozent
oder rund 66.700 Baugenehmigungen für
Wohnungen mehr als im Jahr 2015. Von
den im Jahr 2016 genehmigten Wohnun-
gen waren 316.600 Neubauwohnungen
in Wohngebäuden. Prozentual am stärks-
ten stiegen die Baugenehmigungen für
Wohnungen in Wohnheimen mit +109,7
Prozent beziehungsweise 13.100 Woh-
nungen. Zu dieser Kategorie zählen unter
anderem Flüchtlingsunterkünfte.
„Die Politik muss vom Erkenntnismodus
nun endlich in den Entscheidungsmodus
umschalten“, forderte Gedaschko. „Dies
richtet sich insbesondere an die vielen
Stadträte. Denn eines fehlt ganz besonders:
bezahlbares Bauland.“ Mit einer immer
weiter steigenden Auflagenflut und fehlen-
den Anreizen für den Wohnungsbau sorge
die Politik zudem dafür, dass die Dynamik
beim Wohnungsbau nicht genug in Gang
komme. Darüber hinaus warnte der GdW-
Chef, dass Wohnen nicht zumWahlkampf-
spielball werden dürfe. „Hohe Baukosten,
steigende Grunderwerbsteuern und hohe
energetische Anforderungen in Kombina-
tion mit Diskussionen um enge mietrecht-
liche Regulierungen führen dazu, dass die
Neubautätigkeit nicht ausreichend an Fahrt
aufnehmen kann. Zudem wächst der Bau-
überhang. Das heißt, immer weniger Woh-
nungen werden zügig fertiggestellt – die
meisten davon auch noch im hochpreisi-
gen Segment. Grund für die mangelnden
Fertigstellungen sind auch zunehmende
Streitigkeiten im Planungsprozess, die den
Neubau verzögern.
„Was der Wohnungsbau dringender denn
je braucht, sind wirksame Anreize“, erklärte
Gedaschko. Es müssen mehr Bauflächen zur
Verfügung gestellt und durch die Kommu-
nen verstärkt nach Konzeptqualität ver-
geben werden. Neben einem Stopp der
Preisspirale insbesondere bei der Grunder-
werbsteuer ist zudem eine Erhöhung der
linearen Abschreibung für Abnutzung von
2 auf mindestens 3 Prozent notwendig.
„Sollte sich hier nicht zügig etwas ändern,
werden die Neubauzahlen trotz des ver-
meintlichen Anstiegs bei weitem nicht an
das heranreichen, was eigentlich gebraucht
wird“, so der GdW-Chef.
(burk)
„Tiny Houses“, „Regelungs-Schrott“ und große Architekten:
Die 11. BBU-Neubautagung
Berlin – Wachstum und Zuzug zukunftsgerecht bewältigen: Vor dieser enormen Herausforderung stehen Berlin und Pots-
dam, aber auch immer mehr weitere Brandenburger Städte. Nachdem der Neubau vor allem in den letzten zwei Jahren
deutlich an Fahrt aufgenommen hat, stellt sich nun immer stärker die Frage nach einer dauerhaft bedarfsgerechten Ge-
staltung neuer Quartiere. Auf seiner 11. Neubautagung am 14. März 2017 stellte der BBU deshalb „Dichte und Urbanität“
in den Mittelpunkt.
Denn längst geht es nicht mehr nur um
ausreichend bezahlbare Wohnungen, son-
dern auch um die Fragen nach Flächenver-
brauch, einer sinnvollen Nutzungsmischung
und dem Mitwachsen der städtischen Inf-
rastruktur. Was und wie wir heute bauen,
wird das Bild unserer Wohnungsbestände
und damit unserer Städte für die nächsten
hundert Jahre mitdefinieren. Es gilt dabei
also, sich ändernde Lebensentwürfe mit in
den Blick zu nehmen und Neubauplanun-
gen auch auf zukünftige Bedarfe hin aus-
zurichten.
Auf der Suche nach der richtigen
Mischung
Was aber ist hierbei der richtige Weg? Was
ist ausschlaggebend für die Akzeptanz von
Dichte, wie entstehen Urbanität und gute
Nachbarschaften? Was können neue Bau-
und Grundrisstypen für die Zukunft sein?
Diesen und weiteren Fragen ging der BBU,
gemeinsam mit rund 160 Gästen aus Woh-
nungswirtschaft, Politik und Partnerunter-
nehmen auf seiner 11. Neubautagung in
Berlin nach.
Nach einer Einführung von BBU-Vorstand
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Fotos: Ines Meier
Begehrt:
Das „Tiny
House“ der
Hilfswerk-
siedlung
war ein
Besucher-
Magnet
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