WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 28/2017 - page 6

AUS DEN VERBÄNDEN
Kostengünstigeres Bauen in Hamburg:
Norddeutsche Wohnungswirtschaft legt Studie zum seriellen Bauen vor
Hamburg – Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) hat Ende Juni 2017 seine Marktstudie 2017 „Serielles
Bauen“ vorgestellt und an Senatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt, Präses der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, über-
geben. Hintergrund der Studie ist der Bedarf an mehr bezahlbarem Wohnraum – möglichst schnell und in guter Qualität.
„Aktuell erschweren hohe Baukosten,
lange Bauzeiten und teils übertriebene
Anforderungen den zügigen Bau bezahl-
barer Wohnungen. Der serielle bezie-
hungsweise modulare Bau könnte Abhilfe
schaffen: Durch standardisierte Module
und Typenhausgenehmigungen ließen sich
Geld und Zeit sparen. Dafür benötigen wir
aber eine entsprechende Bereitschaft in
Politik, Verwaltung und Bauwirtschaft“,
erklärte VNW-Verbandsdirektor
And-
reas Breitner
. „Die Rahmenbedingun-
gen für serielles beziehungsweise modu-
lares Bauen müssen verbessert werden.
Vor allem in den Bereichen der Grund-
stücksvergabe, der Genehmigungsverfah-
ren, aber auch bei den individuellen Vor-
gaben für Bauprojekte in den Bezirken ist
noch viel Luft nach oben. Umso mehr freut
mich, dass sich Wohnungswirtschaft und
Senat einig sind, das serielle beziehungs-
weise modulare Bauen in Hamburg stär-
ker zu nutzen.“ „Typenhäuser und serielles
Bauen sind ein wichtiger Ansatz für mehr
bezahlbaren Wohnraum in Hamburg.
Deswegen entwickelt der Senat derzeit
gemeinsam mit Architekten, Planern und
der SAGA Typenhäuser in hoher architek-
tonischer und städtebaulicher Qualität“,
sagte Senatorin Dr.
Dorothee Stapel-
feldt
, Präses der Behörde Stadtentwick-
lung und Wohnen. „Wir setzen uns auch
für entsprechende Typengenehmigun-
gen und möglichst zügige Planungs- und
Genehmigungsverfahren ein. Ziel unserer
Bestrebungen ist es, geeignete Typen mit
der Möglichkeit zur Variation in der Gestal-
tung an verschiedenen Orten in der Stadt
zu wiederholen.“ Die Marktstudie „Seriel-
les Bauen“ wurde gemeinsam durch den
VNW und den Verband Thüringer Woh-
nungs- und Immobilienwirtschaft (vtw)
beauftragt. Erstellt hat sie Analyse & Kon-
zepte, Beratungsgesellschaft für Wohnen,
Immobilien, Stadtentwicklung mbH.
Zentrale Ergebnisse der Studie
Das serielle Bauen kann zum einen als ein
„typologisches Programm“ verstanden
werden, bei dem – unabhängig von der
Bauweise – eine große Anzahl von Woh-
nungen nach gleichem Standard erstellt
wird. Hier steht also die Menge der errich-
teten Wohnungen im Vordergrund, nicht
die Art der Erstellung. Zum anderen wird
damit eine Bauweise bezeichnet, bei der
weitgehend standardisierte Wohnungen
mit seriell oder industriell vorgefertigten
Teilen erreicht werden. Auch im Bereich
der Bestandsentwicklung können serielle
Bauweisen zum Einsatz kommen. Dieser
Bereich ist aber deutlich weniger weit ent-
wickelt als der Neubau, ihm wird vor dem
Hintergrund weiterer intensiver Moderni-
sierungstätigkeiten aber eine steigende
Bedeutung zukommen.
Kosteneinsparungen und kürzere
Bauzeiten möglich
Potenziale für einen verstärkten Einsatz
des seriellen Bauens sind vorhanden. Dafür
sprechen nicht nur Kosteneinsparungen,
sondern auch indirekte Effekte, wie die Ver-
kürzung von Bauzeiten oder eine verbes-
serte Qualitätssicherung. Die voranschrei-
tende Digitalisierung der Planungs- und
Bauprozesse wird die Weiterentwicklung
serieller Ansätze unterstützen. Wichtigste
Voraussetzung für die Umsetzung ist die
Kooperation aller Beteiligten von Beginn
des Projektes an. Folgende Handlungsemp-
fehlungen sprechen die Verfasser der Stu-
die zum Einsatz des seriellen Bauens aus:
Europaweite Ausschreibung der Woh-
nungswirtschaft
Das Bundesbauministerium (BMUB) und
der Spitzenverband der Wohnungswirt-
schaft GdW gehen gemeinsam mit Part-
nern aus dem Bündnis für bezahlbares
Wohnen und Bauen neue Wege, um den
Bau preisgünstiger Wohnungen in hoher
Qualität zu beschleunigen. Dazu haben die
Akteure ein europaweites Ausschreibungs-
verfahren zur Entwicklung mehrgeschossi-
ger Wohngebäude in serieller und modu-
larer Bauweise gestartet. Gesucht werden
neue, innovative Konzepte des Wohnungs-
baus, die in wenigen Monaten bereits in
Deutschlands Städten für zeitgemäßen
Wohnraum und eine Marktentlastung sor-
gen können. Die wichtigsten Infos zur Aus-
schreibung im Überblick:
Die Marktstudie finden Sie unter diesem
Kurz-Link:
alle weiteren
Infos zur europaweiten Ausschreibung unter
• Zügige Entwicklung einer Muster-
bauordnung mit Regelungen für
serielles Bauen als Grundlage für
Typengenehmigungen
• Entwicklung beschleunigter Prüf-
routinen für Typengebäude als Vor-
stufe zu Typengenehmigungen
• die Ermöglichung von mehr
Modellvorhaben gemeinsam mit
den Wohnungsunternehmen
• weitergehende Erforschung der
Kosteneinsparungspotenziale
• Verankerung des seriellen Bauens
in der Ausbildung
• Kenntnisse und Anwendung von
Building Information Modeling
(BIM) intensivieren
• Informationsstand über serielles
Bauen verbessern
• Bei Ausschreibungen und Wettbe-
werben stärker auf serielle Lösun-
gen abstellen
Teilnahmeberechtigte
Bei dem innovativen und grundsätz-
lich technologieoffenen Ausschrei-
bungsverfahren geht es darum,
effektive Formen der partnerschaftli-
chen Zusammenarbeit zu entwickeln.
Teilnahmeberechtigt sind Bieter
beziehungsweise Bietergemeinschaf-
ten, die sich beispielsweise aus Archi-
tekten und bauvorlageberechtig-
ten Ingenieuren, bauausführenden
Unternehmen und/oder Wohnungs-
unternehmen zusammensetzen.
Zeitrahmen für Bewerbungen
Bis 31 Tage nach der Bekanntma-
chung im EU-Amtsblatt – also bis zum
27. Juli 2017 – können sich potenti-
elle Bieter um die Teilnahme an der
Ausschreibung bewerben. Die kon-
kreten Angebote der ausgewählten,
teilnahmeberechtigten Bieter müs-
sen dann bis zum 27. Oktober 2017,
12:00 Uhr, eingereicht werden.
Bewertung der Angebote
Die Bewertung der Angebote
erfolgt nach speziell ausgearbei-
teten Zuschlagskriterien durch ein
eigens einberufenes Bewertungs-
gremium, das sich aus Experten der
Bau- und Wohnungswirtschaft, For-
schung und des Bundesbauministeri-
ums zusammensetzt. Für die Beurtei-
lung werden die Kriterien „Qualität
und Innovation“ (50 Prozent) sowie
„Angebotspreis/
Lieferfähigkeit/
Instandsetzungs- und Wartungsauf-
wand“ (50 Prozent) inklusive wei-
terer Unterkriterien gleichgewichtig
herangezogen.
(fri/schi)
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