WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 4/2017 - page 3

AUS DEN VERBÄNDEN
Steigende Baupreise: Wohnungswirtschaft in Berlin und Brandenburg fordert
Wohnkostenfolgeabschätzung für staatliche Vorgaben
Berlin – Bauen in Berlin und dem Land Brandenburg wird immer teurer. Der Auftrieb bei den Baupreisen hat sich zudem
2016 weiter beschleunigt: In Berlin stiegen die Baupreise um 2,5 Prozent und damit fünfmal schneller, im Land Branden-
burg um 2,8 Prozent und damit sogar neunmal schneller als die allgemeine Inflation. Das geht aus Zahlen hervor, die das
Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am 18. Januar 2018 veröffentlichte. Der Verband Berlin-Brandenburgischer Woh-
nungsunternehmen (BBU) äußerte sich besorgt.
Vor allem zwei Faktoren macht der Verband
für diese Entwicklung verantwortlich: die
stark steigende Nachfrage nach Bauleistun-
gen und immer höhere Baustandards. Die
Wohnungswirtschaft Berlin-Brandenburg
fordert hier ein Gegensteuern.
Folgen für die Wohnkosten?
„Höhere Baukosten bedeuten höhere Neu-
baumieten. Angesichts der hohen Nach-
frage nach Bauleistungen kann gegen die
Marktkräfte nur wenig ausgerichtet wer-
den“, erklärte BBU-Vorstand Maren Kern.
„Umso wichtiger ist deshalb Augenmaß bei
der Gestaltung der Baustandards. Wir for-
dern deshalb eine verpflichtende Bau- und
Wohnkostenfolgeabschätzung für gesetz-
liche Vorgaben. So würde von Anfang an
transparent, welche Folgen staatliche Vor-
schriften für die Mieterinnen und Mieter
hätten.“
Bereits heute sei es bei der Vorlage von
Gesetzesentwürfen eingeführte Pra-
xis, zum Beispiel auf die „Auswirkungen
auf Bürger, Wirtschaft und Verwaltung“,
„Kosten der öffentlichen Haushalte“ oder
„Auswirkungen auf die Gleichstellung der
Geschlechter“ zu prüfen. „Wieso also nicht
einen weiteren Passus zu den Folgen für die
Wohnkosten aufnehmen? Angesichts der
enormen Bedeutung dieses Themas wäre
das ein sehr sinnvoller Schritt“, so Kern.
(ebe/schi)
Weitere Infos finden Sie unter
Bau von Sozialwohnungen in Nordrhein-Westfalen boomt –
Förderung übertrifft die Milliardenmarke
Düsseldorf – In Nordrhein-Westfalen (NRW) sind im Jahr 2016 so viele preiswerte Wohnungen gebaut worden wie seit
Jahren nicht mehr. „Wir haben im vergangenen Jahr einen Rekord im sozialen Wohnungsbau geschafft“, sagte NRW-
Bauminister Michael Groschek bei der Vorstellung des Jahresergebnisses. 11.149 Wohnungen wurden mit Fördermitteln
in Höhe von 1,06 Milliarden Euro unterstützt, 2015 waren es 9.195. Die Landesregierung hatte das Programm wegen der
hohen Nachfrage von Investoren im Juni 2016 von 800 Millionen auf 1,1 Milliarden Euro aufgestockt. Das Programm wird
auch 2017 in dieser Höhe fortgesetzt.
Besonders erfreulich ist das Ergebnis im
Kern des Programms, der Förderung von
preisgünstigen Mietwohnungen. Im Jahr
2016 wurden 9.301 Mietwohnungen und
Wohnheimplätze mit Landesmitteln geför-
dert. Das entspricht einem Zuwachs von
66 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Die
Wohnungsbauoffensive greift! Die Neu-
justierung des geförderten Wohnungsbaus
ist gelungen. Die besseren Förderkonditio-
nen mit Tilgungsnachlässen von bis zu 25
Prozent werden am Markt sehr gut ange-
nommen. Mit den besseren Konditionen
haben wir gleichzeitig die Sozialbindung
von 15 auf 20 beziehungsweise 25 Jahre
verlängert“, sagte Bauminister
Michael
Groschek
. „Dieses Ergebnis wäre ohne
die Unterstützung des Bundes, der Bewil-
ligungsbehörden, der NRW.BANK und
ohne die gute Zusammenarbeit im ‚Bünd-
nis für Wohnen‘ nicht möglich gewesen.
Ich danke für die hohe Kompetenz und das
große Engagement aller Beteiligten. Nur
wenn wir den Menschen ein bezahlbares
Zuhause bieten können, bleibt diese Gesell-
schaft lebens- und liebenswert. Kommu-
nen und Investoren stellen sich der gesell-
schaftlich relevanten Frage, wie wir für
die Bevölkerung ausreichend preiswerten
Wohnraum schaffen können.“
„Die Wohnungswirtschaft und das Land
Nordrhein-Westfalen haben als Bündnis-
partner in den vergangenen Jahren einen
Weg gefunden, die soziale Wohnraum-
förderung wieder stärker in den Fokus
der Öffentlichkeit zu stellen und in den
Köpfen der Marktakteure zu verankern“,
sagte
Alexander Rychter
, Verbandsdi-
rektor des Verbandes der Wohnungs- und
Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen
(VdW), anlässlich des Termins in der Lan-
despressekonferenz NRW. „Das Land hat
mit seiner konsequenten Anpassung und
Verbesserung der Förderkonditionen den
Boden für den Aufschwung im sozialen
Wohnungsbau geschaffen. Der Effekt ist
real messbar: Die ehemals gemeinnützigen
Wohnungsunternehmen und -genossen-
schaften haben in 2016 rund 2,1 Milliar-
den Euro investiert und insbesondere ihre
Investitionen in den Wohnungsneubau um
gut 36 Prozent gesteigert.“
Fast 60 Prozent mehr Fördermittel
Eingesetzt wurden insgesamt 1,06 Mil-
liarden Euro, 2015 waren es 668 Milli-
onen Euro. Das entspricht im Vergleich
zum Vorjahr einer Zunahme der Förder-
mittel um 58,5 Prozent. Mit diesen Mitteln
wurden 9.301 neue Mietwohnungen und
Heimplätze gefördert, 2015 lag die Zahl
bei 5.583 Wohnungen. Insgesamt 1.619
Wohnungen wurden modernisiert – im
Jahr zuvor lag diese Zahl noch bei 3.293
Wohnungen. 229 Eigentumsmaßnah-
men wurden unterstützt, 2015 waren es
hier 512 Wohnungen. Insgesamt konnten
11.149 Wohnungen gefördert werden. Die
Gesamtzahl der geförderten Wohnungen
stieg damit um über 20 Prozent gegenüber
dem Vorjahr.
Innerhalb des Programms wurden auch
1.074 Wohnheimplätze für Studierende
mit 54,87 Millionen Euro gefördert, im Vor-
jahr betrugen die Werte hier 34,9 Millionen
Euro bei 719 Wohneinheiten. Mit dem ver-
stärkten studentischen Wohnungsbau setzt
Nordrhein-Westfalen wichtige Akzente für
die Zukunft. Denn bezahlbarer Wohnraum
für Studierende wird immer mehr zum
Standortkriterium im Wettbewerb um die
besten und klügsten Köpfe in der Bundes-
republik.
Wohnraum für Flüchtlinge
Zu dem guten Ergebnis im Mietwohnungs-
neubau beigetragen hat auch das Pro-
gramm zur Schaffung von Wohnraum für
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