WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 15/2016 - page 4

INTERNATIONALES
Die von der OECD gesammelten Daten
zeigen, dass die meisten OECD-Länder
beträchtliche Unterstützung zur Schaffung
von Wohneigentum leisten: die Ausgaben
können bis zu 2,3 Prozent des Bruttoin-
landsprodukts (BIP) betragen. Die meisten
OECD-Länder fördern ebenfalls die Bereit-
stellung von Mietwohnungen im sozialen
Wohnungsbau. Jedoch sei die öffentliche
Unterstützung für Sozialwohnungen in vie-
len Ländern rückläufig. Der private Woh-
nungsmarkt nehme eine immer wichti-
gere Rolle beim Zugang zu bezahlbarem
Wohnraum ein. In fast allen Ländern wird
Unterstützung auch in Form von bedürf-
tigkeitsgerechten Mietzuschüssen wie dem
Wohngeld gewährleistet. Betroffene Län-
der wenden hierfür zwischen 0,6 und 1,8
Prozent des BIP auf.
Die verfügbaren Daten erlauben keinen
umfassenden und länderübergreifenden
Vergleich der Wohnbaupolitik. Jedoch deu-
ten sie darauf hin, dass selbst genutztes
Wohneigentum im Vergleich zu anderen
Formen der Wohnraumversorgung signifi-
kant stärker gefördert wird.
Der Zugang zu Wohnraum und die Wohn-
qualität zählen zu den dringlichsten Anlie-
gen vieler OECD-Länder. Eine erhebli-
che Anzahl von Menschen ist obdachlos:
Obwohl die Statistiken schwer zu verglei-
chen sind, berichten die meisten OECD-Län-
der, dass einer bis acht von 1.000 Personen
der Zugang zu Wohnraum fehlt. Zudem
leben viele Haushalte in minderwertigen
Wohnungen: 15 Prozent der Haushalte
mit niedrigem Einkommen leben in über-
füllten Wohnungen und 14 Prozent haben
keinen Zugang zu einer Innenraumtoilette
mit Wasserspülung. Zudem sind Nachbar-
schaftskriminalität und Umweltverschmut-
zung problematisch für viele Haushalte in
der gesamten OECD.
(büc/kön)
Die Studie auf Englisch finden Sie unter
diesem Kurz-Link:
AUS DEN VERBÄNDEN
Tag der älteren Generation: Sachsen hat das höchste Durchschnittsalter
Dresden – Am 6. April 2016 wurde der internationale Aktionstag der älteren Generation begangen. Beim demografischen
Wandel hat der Freistaat Sachsen mit 46 Jahren das höchste Durchschnittsalter aller Bundesländer. Gemäß der Prognose
des Statistischen Landesamtes Sachsen soll dieser Wert bis 2025 auf 49 Jahre steigen. Jeder dritte Sachse wird dann über
65 Jahre alt sein. Ursächlich dafür zeichnen vor allem die steigende Lebenserwartung aufgrund des medizinischen Fort-
schritts sowie der Wegzug tendenziell jüngerer Menschen aus dem Freistaat.
Die Folgen dieser Entwicklung zeigen sich vor
allem in der stark steigenden Zahl an pfle-
gebedürftigen Menschen, deren Betreuung
durch konventionelle stationäre Angebote
in Zukunft nicht mehr darstellbar sein wird.
Da auch die familiäre Betreuung aufgrund
des Wegzugs der Kinder und Enkel oft nicht
mehr als Alternative herangezogen werden
kann, bedarf es neuer Konzepte nach dem
Grundsatz „Ambulant vor Stationär“.
„Es ist der ausdrückliche Wunsch der Bür-
gerinnen und Bürger Sachsens, so lange wie
möglich in den eigenen vier Wänden leben
zu können. Dazu bedarf es in den meis-
ten Fällen umfangreicher Anpassungen
der Wohnung und des Umfelds der Woh-
nung. Diese gehen nicht selten mit hohen
Investitionskosten einher. Und hier tritt ein
weiteres Dilemma zu Tage. Die sinken-
den Haushaltseinkommen in der Zukunft
ergeben sich vor allem aus der steigenden
Zahl an Rentnerhaushalten mit gebroche-
nen Erwerbsbiografien“, betonte Dr.
Axel
Viehweger
, Vorstand des Verbandes
Sächsischer Wohnungsgenossenschaften
(VSWG). Die Einkommen der sächsischen
Bevölkerung liegen im Bundesvergleich im
unteren Drittel. In der Konsequenz ist die
Tragfähigkeit der meisten Bürgerinnen und
Bürger bereits heute erreicht, so dass alters-
gerechte Anpassungen und umfangreiche
Modernisierungen sowie die daraus resul-
tierenden Modernisierungsumlagen nicht
finanzierbar sind. Die Kosten für den reinen
Umbau einer Wohnung zur Barrierefreiheit
beziehungsweise -armut liegen bei 25.000
bis 30.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten
für technische Assistenzsysteme von circa
3.500 bis 5.000 Euro.
„Wie jeder andere Vermieter auch könn-
ten die Wohnungsgenossenschaften diese
Kosten auf die Mieten umlegen, so dass
wir dann bei acht Euro pro Quadratmeter
kalt liegen. Dies ist für den durchschnittli-
chen Sachsen jedoch nicht leistbar. Bezahl-
bar sind maximal 6,50 Euro kalt. Alle Woh-
nungen, die bis dato umgebaut wurden,
sind von den Wohnungsgenossenschaften
durch alle querfinanziert worden“, erläu-
terte Dr. Viehweger. Die sächsischen Woh-
nungsgenossenschaften reagieren bereits
auf den demografischen Wandel und bie-
ten für ältere Menschen neben dem alters-
gerechten Wohnraum eine Vielzahl zusätz-
licher Serviceleistungen unter anderem
zusammen mit verschiedensten Koopera-
tionspartnern an. Diese reichen von Nach-
barschaftshilfen, Seniorentreffs, speziellen
Freizeitangeboten bis hin zu Mehrgenerati-
onensportplätzen und altersgerechten Aus-
flügen, um auch das soziale Leben nicht
zu kurz kommen zu lassen. Wichtig sind
niedrigschwellige und nahbare Angebote,
die die Genossenschaftsmitglieder vor Ort
erreichen. Hierzu werden unter anderem
Ansätze von Wohnungsgenossenschaf-
ten im Rahmen des Projektes „Chemnitz+
Zukunftsregion lebenswert gestalten“ des
VSWG entwickelt.
„Das hohe Interesse der älteren Bevölke-
rung unserer Mitglieder, nicht in stationäre
Heime ziehen zu wollen, ist für uns Anlass,
ein lebenswertes Altern in eigener Häus-
lichkeit zu ermöglichen. Für den Umbau
der Wohnung bedarf es eines Förderpro-
gramms zur Finanzierung der Investition
für die Unternehmen und um die Nutzer
der Wohnungen nicht über ihre Möglich-
keiten hinaus zu belasten. Ebenso ist die
Aufnahme der Wohnungswirtschaft in
das Sozialgesetzbuch als Basis der Leis-
tungsfinanzierung durch Kranken- und
Pflegekassen im Rahmen einer zeitgemä-
ßen Anpassung gesetzlicher Regelungen
längst fällig“, forderte der VSWG-Vorstand
anlässlich des Aktionstages der älteren
Generation.
(jk/kön)
OECD veröffentlicht Bericht über Zugang zu bezahlbarem Wohnraum
Paris – Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat im Februar 2016 einen Be-
richt über den Zugang zu hochwertigem und bezahlbarem Wohnraum veröffentlicht. Das Papier enthält Informationen
über Wohnungsbaupolitik und zum Ausmaß, in welchem die OECD-Länder hierin sozialpolitische Ziele verfolgen. Der im
nächsten Jahr erscheinende Folgebericht wird von Alice Pittini verantwortet werden, die bis zum Sommer 2016 das Ob-
servatorium von Housing Europe, des Europäischen Verbandes der Wohnungswirtschaft, geleitet hat.
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