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AUS DEN VERBÄNDEN
Alexander Rychter (VdW), Dr. Dorothee
Stapelfeldt (Senatorin für Stadtentwicklung
und Wohnen in Hamburg; SPD), Doris Ahnen
(Finanzministerin in Rheinland-Pfalz; SPD),
Dr. Gesine Lötzsch (Vorsitzende des Bundes-
tags-Haushaltsausschusses; DIE LINKE), Florian
Pronold (Parlamentarischer Staatssekretär im
Bundesbauministerium; SPD), und Michael
Groschek (Bauminister in NRW; SPD) (v. l.)
Foto: Michael Setzpfandt
Wohnungswirtschaft im Westen: Bund kann Wohnungsbau der Länder auch
ohne Kompetenzverlagerungen unterstützen
Düsseldorf/Berlin – Mit der Zukunft des sozialen Wohnungsbaus haben sich die Partner des „Bündnis für Wohnen – bezahl-
bar, generationengerecht, energieeffizient“ in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Rahmen eines parlamentarischen Abends
befasst. Am 5. September 2016 diskutierten sie in der Vertretung des Landes NRW in Berlin, wie künftig die Zusammenar-
beit zwischen Bund und Ländern gestaltet werden kann. Dabei markierten sie auch zusätzliche Wege, auf denen der Bund
den sozialen Wohnungsbau und den Wohnungsneubau insgesamt in den Bundesländern erleichtern könnte.
NRW-Bauminister
Michael Groschek
(SPD), dessen Ministerium das NRW-Bünd-
nis 2013 ins Leben gerufen hat, sagte
anlässlich des Treffens in Berlin: „Die Woh-
nungsbauoffensive in Nordrhein-Westfalen
trägt Früchte. Über 40 Prozent mehr Bau-
genehmigungen im ersten Halbjahr 2016,
bereits im Jahr 2015 ein Plus im sozialen
Wohnungsbau von 37 Prozent und eine
Aufstockung des Förderprogramms auf
1,1 Milliarden Euro im Jahr 2016 bestäti-
gen, dass Nordrhein Westfalen auf dem
richtigen Weg ist. Als Land können wir die
Gießkanne beiseitelassen und gezielt und
effizient so fördern, wie es notwendig ist.
Der soziale Wohnungsbau braucht keine
Kompetenzdebatten, sondern verlässliche
Finanzierungsgrundlagen. Bund und Län-
der müssen zu ihrer Verantwortung für
bezahlbares Wohnen stehen, auch über
2019 hinaus.
„Ich muss NRW ausdrücklich loben“,
sagte
Florian Pronold
, Parlamentarischer
Staatssekretär im Bundesbauministerium.
„Das Land hat die höchsten Steigerungs-
raten beim geförderten Wohnungsbau. Es
wird nur gehen, wenn Bund, Länder und
Kommunen gemeinsam die Verantwor-
tung übernehmen für bezahlbaren Woh-
nungsbau. Es geht um eine gemeinsame
Anstrengung. Und wer mit bezahlt auch
mit bestimmt.“ Zu der von der Bundesbau-
ministerin angestoßenen Diskussion über
eine Änderung des Grundgesetzes sagte
VdW-Verbandsdirektor
Alexander Rych-
ter
: „Mehr Unterstützung für Wohnungs-
bau von Bundesseite ist willkommen“, und
verwies in diesem Zusammenhang auf die
im NRW-Wohnraumförderprogramm ent-
haltenen Tilgungszuschüsse, welche aus
komplementären Bundesmitteln gespeist
werden. Diese Unterstützung sei wichtig,
damit die von NRW.Bank und NRW-Baumi-
nisterium bis zum Jahr 2020 aufgezeigten
Neubauziele erreichbar seien. Rychter rela-
tivierte jedoch auch: „Der Vorschlag von
Frau Hendricks impliziert, dass die Aus-
wirkungen der Föderalismusreform auf
den Wohnungsbau grundsätzlich negativ
sind. Aber Nordrhein-Westfalen und auch
Rheinland-Pfalz betreiben eine erfolgrei-
che, durchdachte Wohnungs- und Woh-
nungsbauförderpolitik.“
(wink/schi)
niedrig sei. Bremens Bausenator Dr. Joa-
chim Lohse zog eine positive Zwischen-
bilanz des Bündnisses für Wohnen; einen
erheblichen Anteil daran hätten die vdw-
Mitgliedsunternehmen in Bremen und Bre-
merhaven. Derzeit werde im Senat ein drit-
tes Wohnungsbauprogramm vorbereitet,
in dem noch einmal 40 Millionen Euro zur
Verfügung gestellt werden sollen. Staats-
sekretär Röhmann berichtete, dass die aus-
geweitete Landesförderung umfangreich in
Anspruch genommen werde, nicht zuletzt
auch in ländlichen Regionen, wo die ver-
günstigten Wohnungsbaudarlehen erst-
mals angeboten wurden. Wie auch Lohse
sparte Röhmann nicht mit Lob für das
Engagement der vdw-Mitglieder: „Dass es
in Niedersachsen gute, sichere und bezahl-
bare Wohnungen in großer Zahl gibt, ist
Ihr Verdienst.“ Die beiden Landesvertreter
verteidigten die Einführung der Mietpreis-
bremse, zumal die Wohnungsunterneh-
men im vdw von der Regelung wohl kaum
betroffen sein dürften.
Festredner vor rund 300 Gästen war DRK-
Präsident Rudolf Seiters. Der ehemalige
Bundesinnenminister sprach insbesondere
über die Bewältigung der Flüchtlingskrise.
Die Wohnungswirtschaft sei darüber hin-
aus mit ihrer sozialen Ausrichtung in den
Quartieren ein unverzichtbarer Partner
der freien Wohlfahrtsorganisationen. In
einer begleitenden Ausstellung wurden
am Rande von Sitzungen und Fachvorträ-
gen die Ergebnisse des Architektenwettbe-
werbs „Wohnraum schaffen“ präsentiert.
Der Wettbewerb war gemeinsam vom vdw,
acht seiner Mitgliedsunternehmen, der
Architektenkammer Niedersachsen und
Bremen sowie dem Land Niedersachsen
ausgelobt worden. Ziel: neue Wege aufzei-
gen, wie kostengünstiges beziehungsweise
serielles Bauen möglich ist. Die vier Siege-
rentwürfe werden nun von Wohnungsun-
ternehmen umgesetzt.
Nach der Wahl im Mai hat sich nun in
Papenburg der neue vdw-Verbandsrat
konstituiert. Vorsitzender bleibt Andreas
Otto (Gifhorn), der das Amt zum Jahresbe-
ginn von Rüdiger Warnke (Braunschweig)
übernommen hatte. Zum Präsidium gehö-
ren außerdem Heike Klankwarth (Göttin-
gen), Karsten Klaus (Hannover), Hans-Peter
Knackstedt (Osterode) und Peter Stubbe
(Bremen).
Investitionen steigen weiter
Die 170 vdw-Mitgliedsunternehmen haben
im Geschäftsjahr 2015 so viel investiert wie
nie zuvor. In diesem Jahr sollen die Ausga-
ben weiter kräftig steigen. So beliefen sich
die Gesamtinvestitionen für Neubau und
Bestandsentwicklung 2015 auf 690 Millio-
nen Euro, 2016 sind 1,06 Milliarden Euro
als Investitionen eingeplant.
Der Anstieg ist vor allem auf die Neubau-
tätigkeiten zurückzuführen. Während 2015
dafür noch 252,2 Millionen Euro ausge-
geben wurden, könnten es in diesem Jahr
mehr als 570 Millionen Euro sein.
Leerstand erreicht Tiefpunkt
Die niedersächsischen Mitgliedsunter-
nehmen des vdw verzeichneten Ende
2015 einen Wohnungsleerstand von 1,5
Prozent. Das ist im Bundesvergleich der
geringste Wert in einem Flächenland.
Noch erfreulicher ist die Vermietungssitua-
tion in Bremen und Bremerhaven: Dort lag
die Leerstandsquote bei lediglich 1,0 Pro-
zent. Nur Hamburg liegt mit 0,8 Prozent
noch darunter. Das hat die Auswertung
der GdW-Jahresstatistik ergeben.
(ens/schi)
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