WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 9/2016 - page 6

sich beim Wohnungsneubau. Die Investiti-
onsplanungen unserer Mitgliedsunterneh-
men für den Zeitraum bis 2019 sind sehr
positiv zu bewerten“, sagte Verbandsdi-
rektor Xaver Kroner. Fast alle kommunalen
Wohnungsunternehmen sind dabei, ihre
Kapazitäten hochzufahren. 30 Prozent pla-
nen moderate Erhöhungen der Neubauin-
vestitionen, 36 Prozent starke Erhöhungen
und 30 Prozent sehr starke Erhöhungen.
Nur vier Prozent planen derzeit keine Neu-
bauinvestitionen. Bei den größeren Unter-
nehmen mit mehr als 1.000 Wohnungen
planen rechtsformübergreifend 62 Pro-
zent starke beziehungsweise sehr starke
Erhöhungen der Neubauinvestitionen.
Und auch jede zweite Wohnungsgenos-
senschaft plant Neubauprojekte.
(stra/schi)
AUS DEN VERBÄNDEN
Fortsetzung von Seite 5
Zum Abschluss der Neubautagung wurde
Siegfried Rehberg nach über 22 Jahren er-
folgreicher Verbandsarbeit in den Ruhestand
verabschiedet.
Foto: Ines Meier/BBU
Neues Bauen: Modular und seriell für die wachsende Stadt
Berlin – Wachstum und demografischem Wandel ein Zuhause geben ist aktuell die zentrale Herausforderung – nicht nur
in den Ballungsräumen. Welchen Beitrag kann modulares und serielles Bauen dabei leisten? Auf der 10. Neubautagung
des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) am 15. Februar 2016 in Berlin wurden Ideen und
Best Practice aus Deutschland, Österreich und Dänemark diskutiert. Außerdem wurde der langjährige Leiter des BBU-Be-
reichs Technik, Siegfried Rehberg, in den Ruhestand verabschiedet.
Zur Eröffnung stellte BBU-Vorstand
Maren
Kern
den großen Wohnungsbedarf ins
Zentrum: „Berlin wächst derzeit schnel-
ler als in den ‚Goldenen 20ern’.“ Aktuell
werde auch über neue große Siedlungen
nachgedacht, dabei sei modulares Bauen
hilfreich: „Diesem Thema müssen wir uns
unvoreingenommen nähern.“ Gleichzeitig
müsse Wert auf die ästhetische Qualität der
Quartiere, die ÖPNV-Anbindung und ein
gutes Sozialmanagement gelegt werden.
Als Vertreterin der Wohnungswirtschaft sei
Kern ein Dialog „aus der Praxis – für die
Praxis“ wichtig. Auch Berlins Senatsbau-
direktorin
Regula Lüscher
appellierte an
die Wohnungswirtschaft, dass im Zuge des
„Neuen Bauens“ die serielle Fertigung ver-
stärkt geprüft werden müsse. Gleichzeitig
sei der individuelle Wohnflächenverbrauch
zu überdenken – bei gleichzeitiger Stär-
kung von Gemeinschaftsräumen.
Städte für Menschen
Zu diesem Aspekt der Stadtentwicklung
zeigte
Birgitte Svarre
von Gehl Architects,
Kopenhagen, spannende Ansätze auf. Zen-
tral für die Wohnqualität sei hochwertige
Gestaltung „semi-privater Räume“ eines
Quartiers, wie Vorgärten, Höfe, Erdge-
schosse und Durchgänge – ihre Aktivierung
schaffe Begegnungen. Oberstes Leitbild
des Planungsbüros beim Quartiers-Neu-
bau: Menschen sichtbar machen. Erst im
letzten Schritt würden Gebäude geplant,
wie Svarre an eindrucksvollen Best-Practice
aus Kopenhagen, Malmö und Arhus zeigte.
Modulares Bauen als Bauen 4.0?
Unter dem Motto „Vom Ego- zum
Lego-Prinzip“ plädierte der österreichi-
sche Bauplaner
Hubert Rhomberg
für
ein übergreifendes Denken anstelle des
Bereichsdenkens im Bauwesen. Die Trenn-
barkeit der verbauten Materialien nach
Lebensalter sei zudem nachhaltig für Pla-
nung, Umbau und Recycling. Der Natur-
werkstoff Holz biete hierzu ideale Bedin-
gungen. Kostensenkend und zeit- und
materialsparend sei zudem die Reduzie-
rung von Rohren und Kabeln im Bauwerk
zugunsten von digitalen Lösungen, zum
Beispiel durch kabellose, versetzbare Licht-
schalter.
Stefan Martin
von der Kleusberg GmbH,
Ernst Böhm
von der B&O Unternehmens-
gruppe und
Peter Schutte
von der Initia-
tive „Fertigbau Heute“ stellten die Vorteile
der Modulbauweise dar. So seien durch die
Vorfertigung in der Halle wetterunabhän-
gige Bauzeiten, reproduzierbare Standards
und schnelle Aufbauten auf der Baustelle
umsetzbar. Die Module ermöglichten flexi-
ble Grundrisse und Nutzungsänderungen.
Der Verzicht auf Keller spare zusätzlich
Kosten. Für Böhm sei die Bauausführung
derzeit „mittelalterlich“: Vor allem die
Gewerke-Aufteilung sei nicht mehr zeitge-
mäß. Ohne eine serielle Produktion „aus
einer Hand“ mit Typengenehmigungen sei
eine Revolution im Bauwesen schwer vor-
stellbar.
Nachhaltigkeit im modularen Bauen
Abschließend wurden die vielfältigen
Ansätze des „Neuen Bauens“ gemeinsam
diskutiert – in Hinblick auf die Nachhaltig-
keit. Die Redner betonten, dass sowohl
die ökologischen Anforderungen des städ-
tischen Lebensraums als auch die Lebenszy-
klen der Bausubstanzen zu berücksichtigen
seien. Neue Konzepte für Fertigungspro-
zesse sowie zur Belieferung von Baustel-
len sparten zusätzlich Zeit. Voraussetzun-
gen für mehr Effizienz im Bau seien jedoch
immer: die zügige Erteilung von Baugeneh-
migungen, eine gute Kommunikation mit
der städtischen Verwaltung und ein bere-
chenbarer Baubeginn.
Siegfried Rehberg in den Ruhestand
verabschiedet
Zum Abschluss der Neubautagung wurde
Siegfried Rehberg
nach über 22 Jahren
erfolgreicher Verbandsarbeit in den Ruhe-
stand verabschiedet. GdW-Präsident
Axel
Gedaschko
, die BBU-Vorstände Maren
Kern und Prof. Dr.
Klaus-Peter Hillebrand
sowie sein Nachfolger
Jörg Lippert
dank-
ten Rehberg herzlich für sein langjähriges
Engagement für die Wohnungswirtschaft
– für das er auch mit der goldenen BBU-
Ehrennadel ausgezeichnet wurde.
(ebe/sche/kön/schi)
Foto: BBU
Maren Kern, Mitglied im Vorstand des BBU,
eröffnete die 10. Neubautagung.
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