WOHNUNGSPOLITISCHE_INFORMATIONEN 46/2016 - page 4

BUNDESPOLITIK
Baustandards, den die Österreicher for-
dern, ist es vor allem auch die Verzögerung
der Prozesse durch vermehrte Bürgerbe-
teiligungsverfahren und die Tatsache, dass
die zuständigen politischen Stellen viele
externe Experten wie Soziologen und
Altersforscher beauftragt haben, sich in
die Bauplanung mit ihrer Expertise einzu-
bringen.
Im Bereich der energetischen Sanierung
beziehungsweise bei der Verwendung
energiesparender Maßnahmen im und am
Gebäude werden in Österreich nach Mei-
nung von Karl Wurm zu häufig neuartige
und deswegen unerprobte Systeme ver-
wendet. Diese sind dementsprechend war-
tungsintensiv und besonders anfällig für
Störungen – ein weiterer vermeidbarer
Kostentreiber. Er mahnte an, dass es nicht
nur imWohnungswesen darauf ankomme,
die Ziele der Klimaschutzkonferenz zu errei-
chen, sondern vor allem nicht zu ignorieren,
dass die Sektoren Industrie, Verkehr und
Landwirtschaft, die mit ihren Emissionen
deutlich vor der Wohnungswirtschaft lie-
gen, auch in die Pflicht zu nehmen. Wurm
schloss mit den Worten: „Es wird uns nicht
langweilig werden – gehen wir es an.“
„Das Netz und die Dummheit“
Stargast der diesjährigen Veranstaltung
war der Blogger und Autor
Sascha Lobo
,
dessen Markenzeichen sein roter Irokesen-
Haarschnitt ist. Er sprach über die Verän-
derung, die die digitale Vernetzung für
Gesellschaft und Wohnungswirtschaft
bedeutet. Die „Dummheit“, die sich im
Netz oft wiederfindet, sei eher mit der
leichten Verführbarkeit der Menschen
gleichzusetzen, so Lobo. Es sei ein ständi-
ger Spagat zwischen Wissen, Vernunft und
eben Dummheit.
Für Lacher sorgte Lobo, als er ein globales
Ranking der Glasfaserkabel-Versorgung in
den einzelnen Ländern zeigte. Ganz vorbei
mit dabei sind Südkorea, die Arabischen
Emirate und Singapur. Eine Reihe von Staa-
ten später, unter dem EU28-Durchschnitt,
erscheint Deutschland auf einem der letz-
ten Plätze. „Wir haben es 2015 erstmals
überhaupt die Messbarkeitsgrenze von
einem Prozent geschafft“, so Lobo. Er
schlussfolgerte daraus, dass Deutschland
digital quasi gar nicht stattfände und wir
hierzulande aufgrund von mangelnder
Internetversorgung sogar Landflucht von
Jugendlichen erleben.
Trotz der scherzhaften Kommentare zeigt
es eine deutliche Realität: Deutschland
hinkt bei der Digitalisierung hinterher. An
dieser Baustelle muss dringend gearbeitet
werden. Denn nicht nur die klassische Inf-
rastruktur ist für unseren Wohlstand ver-
antwortlich, sondern langfristig auch die
digitale. Und bei den Aufholprozessen darf
der Datenschutz selbstverständlich nicht
vergessen werden. Es sei alternativlos, sich
darüber Gedanken zu machen was mit
unseren Daten passiert, vor allem im beson-
deren Schutzraum Wohnung, so Lobo.
Bundeskanzleramtsminister zu Gast
Der letzte Wortbeitrag der öffentlichen Ver-
anstaltung am Nachmittag gehörte dem
Chef des Kanzleramts und Bundesminister
für besondere Aufgaben,
Peter Altmaier
.
Er betonte die Wichtigkeit, ausreichend
bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung
zu haben und zu stellen. Nur so, durch
Vermeidung von Konkurrenzsituation um
günstige Wohnungen, lasse sich sozialer
Frieden sichern.
Stipendien für die besten Immobilien-
kaufleute
Traditionell vergab der GdW auch in diesem
Jahr wieder drei Stipendien an die bundes-
weit besten Immobilienkaufleute des Jah-
res 2016 für ein berufsbegleitendes Bache-
lorstudium. Die Jury unter dem Vorsitz von
GdW-Präsident Axel Gedaschko zeich-
nete die drei besten Bewerber aus:
Den-
nis Flaskamp
, Ausbildung zum Immobi-
lienkaufmann bei der Wohn + Stadtbau,
Wohnungsunternehmen der Stadt Müns-
ter GmbH,
Maximiliane Abromeit
, Aus-
bildung zur Immobilienkauffrau bei der
Wohnungsverein Herne eG, und
Sandra
Schöppner
, Ausbildung zur Immobilien-
kauffrau bei der Vonovia SE, Bochum. „Mit
herausragenden Ausbildungsabschlüssen
und der gezeigten besonderen Leistungs-
fähigkeit haben sich die drei ausgewählten
Stipendiaten für das Stipendium des GdW
qualifiziert. Ich gratuliere ihnen herzlich und
wünsche ihnen ein erfolgreiches Studium“,
erklärte Gedaschko.
Georg-Potschka-Tatendrang!-Preis
2016 verliehen
Im Rahmen des Tages der Wohnungswirt-
schaft wurde zum ersten Mal der Georg-
Potschka-Tatendrang!-Preis 2016 der
Deutschen Entwicklungshilfe für soziales
Wohnungs- und Siedlungswesen (DESWOS)
verliehen. Der Preis wird an sozial enga-
gierte Auszubildende und Studierende der
Wohnungswirtschaft verliehen und würdigt
somit ihr gesellschaftliches Engagement.
Hintergrund der Auslobung des Preises ist
das Lebenswerk des früheren Generalse-
kretärs der DESWOS, Georg Potschka, der
im November 2014 verstarb. Er hat sich für
eine umfassende und weitsichtige Ausbil-
dung von Jugendlichen eingesetzt.
Preisträger sind die Auszubildenden der
VBW Bauen und Wohnen GmbH Bochum.
Gemeinsamen beteiligen sich die Azubis
seit 10 Jahren mit viel Leidenschaft an der
Fortführung des Kunstwerks „Stolperstein“
von Gunter Demnig. Zum Gedenken an
die Opfer des Nationalsozialismus und des
Holocausts werden seit 2004 in Bochum
und anderen Städten in ganz Deutschland
die sogenannten „Stolpersteine“ am letz-
ten bekannten Wohnort der Verfolgten ver-
legt. Die Auszubildenden recherchieren im
Rahmen ihrer Azubi-Projekte, tragen alle
verfügbaren Informationen über die tragi-
schen Geschichten ihrer Paten zusammen
und nehmen an der Verlegung seines Steins
teil. Die Ergebnisse ihrer Nachforschungen
stellen sie in Form einer Präsentation im
Stadtarchiv Bochum öffentlich vor.
Die Jury zeigte sich beeindruckt von der
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In seinem Element: Sascha Lobo referierte über
das Internet und die Auswirkungen der Digita-
lisierung auf die Wohnungswirtschaft.
Politprominenz: Kanzleramtsminister Peter Alt-
maier sprach zum Abschluss der Veranstaltung
zu den Delegierten und Gästen.
Die Auszubildenden der VBW Bauen und Woh-
nen GmbH Bochum sind die ersten Gewinner
des Georg-Potschka-Tatendrang!-Preises.
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