WOHNUNGSPOLITISCHE_INFORMATIONEN 46/2016 - page 3

BUNDESPOLITIK
Fotos (alle): Winfried Mausolf
Bauen. Wohnen. Leben. – Wohnungspolitik neu denken
Berlin – Die Wohn-Herausforderungen rund um die Energiewende, Wohnungsknappheit in Ballungsräumen, der demo-
grafische Wandel, die fortschreitende Digitalisierung und die Integration von Zuwanderern: Das waren die Themen des
diesjährigen Tages der Wohnungswirtschaft des Spitzenverbandes GdW, der am 10. November 2016 unter dem Motto
„Bauen. Wohnen. Leben – Wohnungspolitik neu denken“ in Berlin stattfand und eine Rekordbeteiligung von fast 600
Gästen verzeichnen konnte.
GdW-Präsident
Axel Gedaschko
leitete
mit dem Appell ein, nicht zurückzusehen,
sondern lieber „auf das zu schauen, was
vor uns liegt“. In Deutschland ist das vor
allem die Herausforderung der Integration
der vielen Menschen, die hierher geflüchtet
sind. Ein großer Teil von ihnen wird mittel-
bis langfristig in Deutschland bleiben. „Die
Wohnungswirtschaft hat einen maßgeb-
lichen Anteil an der erfolgreichen Unter-
bringung der geflüchteten Menschen.
Unaufgeregt, kaum hässliche Begleiter-
scheinungen. Zutiefst professionell. Es
lief immer dort, wo die Erfahrungen der
Wohnungswirtschaft beachtet und umge-
setzt werden konnten“, so Gedaschko. Er
dankte den Vertretern der Wohnungsge-
sellschaften und -genossenschaften, denn
sie haben mit ihren vielen engagierten
Teams eine ganz ausgezeichnete Leistung
erbracht.
Viel geschafft, aber ….
Gleichwohl, „die entscheidende Wegstre-
cke für eine gelungene Integration liegt
noch vor uns“, mahnte Gedaschko. „Mitt-
lerweile hat der Bund sehr viele Mittel für
die Integrationsförderung zur Verfügung
gestellt. Zudem wissen wir heute, dass
eine Integration über den Arbeitsmarkt zu
spät kommen würde. Der erfolgverspre-
chendste Weg geht daher über die Lebens-
situation des Wohnens. In vielen Städ-
ten funktioniert es. Aber: Leider herrscht
gleichzeitig in noch zu vielen Kommunen
relative Funkstille wenn es darum geht,
sich abzustimmen oder engagierte Woh-
nungsunternehmen für eine gemeinsame,
erfolgreiche Arbeit zu unterstützen. Wer
glaubt, hier sparen zu müssen, der wird es
hinterher doppelt und dreifach bezahlen
müssen.“
Das Phänomen des Postfaktischen
Gut ein Jahr vor der Bundestagswahl
scheint das groteske Verleugnen von Rea-
litäten in der politischen Auseinanderset-
zung mehr en vogue zu sein als je zuvor. Es
hat sich nicht nur in Amerika, sondern auch
in Deutschland einen Stammplatz erarbei-
tet. Gedaschko kritisierte hier vor allem die
bisher sehr mangelhafte Umsetzung der
Ergebnisse des Bündnisses für bezahlbares
Wohnen und Bauen, der Umgang mit der
Gesetzeslage zur Entsorgung von HBCD-
haltigen Dämmstoffen und Klimaschutz-
vorhaben „um jeden Preis“, ohne Rücksicht
auf die soziale und finanzielle Situation der
Mieter und die Lasten für die Vermieter.
Forderungen zur Wahl
Pünktlich zum Tag der Wohnungswirt-
schaft hat der GdW seine Forderungen zur
Bundestagswahl 2017 veröffentlicht. Auf
diese ging Gedaschko zum Abschluss sei-
ner Rede nochmals ein: Akzeptanz von ver-
stärktem Neubau, Schaffung von Flächen,
keine weiteren unverhältnismäßigen Ver-
schärfungen von Mietrecht und Energieein-
sparverordnung, weniger Bürokratie in den
Bauämtern, schnellere Bearbeitung und die
verstärkte Förderung von Schrumpfungsre-
gionen sowie Boom-Städten, um nur einige
zu nennen.
GdW-Präsident Gedaschko bedankte sich
im Rahmen des letzten Verbandstages vor
der Wahl bei allen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern des Bauministeriums und des
Deutschen Bundestages für die engagierte
und konstruktive Zusammenarbeit. „Und
bei allem Ringen um den richtigen Kurs: In
Sachen Unterstützung für den Städtebau,
der sozialen Stadt, der Integrationsförde-
rung, der Unterstützung der Länder bei der
Wohnraumförderung, dem Wohngeld, bei
den Themen Mieterstrom, serielles Bauen,
dem Mitarbeiter-Wohnungsbau, der Unter-
stützung für geeignete Kraft-Wärme-
Kopplung, haben sich diese Bundesregie-
rung und die sie tragenden Fraktionen ins
Zeug gelegt.“
Ein Blick zu den Nachbarn
Zu den Herausforderungen, der sich die
österreichische Wohnungswirtschaft stel-
len muss, sprach der erste Gastredner des
Tages, Magister
Karl Wurm
, Obmann des
Österreichischen Verbandes Gemeinnüt-
ziger Bauvereinigungen. Der Wohnungs-
bedarf in Österreich erhöhe sich wegen
stetiger Zuwanderung, vor allem durch
europäische Arbeitsmigration aber auch
durch anerkannte Flüchtlinge mit Bleibe-
perspektive und Aufenthaltsstatus.
Faktoren, die den Bau verteuern, unter-
scheiden sich in einigen Punkten von
denen, die in Deutschland so maßgeblich
dazu beitragen, berichtete Wurm. Neben
dem hohen Anspruch an die Qualität des
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GdW-Präsident Axel Gedaschko (rechts) während der Delegiertenversammlung mit dem Vorsitzen-
den des Verbandsrates, Franz-Bernd Große-Wilde.
Berichtete über den Wohnungsbau in Öster-
reich: Magister Karl Wurm.
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