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FINANZIERUNG
Finanzierungstrends 2016: Fin-Techs, Warranty & Indemnity, Zinsentwicklung
München – Wohnungswirtschaftliche Investitionen sind stets mit sehr großen Investitionsvolumina verknüpft. Diese
werden mit Eigenkapital sowie mit komplementären Fremdmitteln finanziert. Welche Finanzierungstrends sich dabei
im kommenden Jahr abzeichnen werden, wird auf der Expo Real am 5. Oktober 2015 am Stand der Bundesarbeitsge-
meinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) in Halle B2 um 16 Uhr diskutiert. Die Diskussionsteilnehmer haben
der wi vorab ihre Sicht der Dinge dargelegt.
„Der Schwerpunkt der wohnungs- und
immobilienwirtschaftlichen Finanzierun-
gen liegt derzeit in Deutschland nach
wie vor bei den klassischen, langfristigen,
grundpfandrechtlich gesicherten Krediten.
Gleichzeitig werden über die Regulierungen
in Basel und Brüssel die Rahmenbedingun-
gen für diese Kredite immer schwieriger“,
so Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin
des GdW Bundesverband deutscher Woh-
nungs- und Immobilienunternehmen und
Moderatorin der Diskussionsrunde.
Es stelle sich also die Frage, ob Alternativen
zur klassischen Bankenfinanzierung in der
Zukunft auch für den Bereich der Immobi-
lienfinanzierung an Bedeutung gewinnen.
Für
Jost Paffrath
, Vice President Key
Account Management bei Immobilien­
Scout24, gehört die Zukunft den Fin-Techs.
Allein 2014 habe sich die Anzahl deutscher
Fin-Tech-Start-Ups mehr als vervierfacht, so
Paffrath: „Woche für Woche fordern neue
Gründer mit innovativen Technologien die
etablierten Player heraus – auch im Bereich
der Immobilienfinanzierung. Für das klassi-
sche Bankgeschäft ist das Segen und Fluch
zugleich: Einerseits ist die Innovationskraft
hoch, auf der anderen Seite steigt der
Wettbewerbsdruck.“
Prof. Dr.
Markus Knüfermann
, Fachgebiet
Volkswirtschaftslehre in der EBZ Business
School, sieht in Fin-Techs eine zunehmende
Bedrohung für das Geschäftsmodell von
Kreditinstituten: „Heute sind besicherte
Darlehen in ihrem Fokus, und morgen?
Wohnungsunternehmen sind gut beraten,
ihre Verhandlungsposition zu stärken und
sich mit einem Anteil ihres Kreditportfo-
lios von Geschäftsbanken unabhängig zu
finanzieren.“
Thomas Holle
, Head of M&A Business
Solutions der Mesterheide GmbH, setzt
auf Warranty & Indemnity-Versicherungen
als Finanzierungstrend für das kommende
Jahr: „Eine Versicherungslösung reduziert
gebundene finanzielle Mittel und setzt
diese für andere Investments frei“, so Holle.
„Sie bietet eine innovative und attraktive
Alternative zu den traditionellen Siche-
rungsinstrumenten wie Treuhandkonto,
Kaufpreisrückbehalt
beziehungsweise
Bankgarantie.“
Als Branche, die in hohem Maße auf
Fremdkapital angewiesen ist, stelle sich für
die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft
natürlich immer wieder auch die Frage, wie
lange die aktuelle Niedrigzinsphase noch
anhält, so Ingeborg Esser.
Für
Frank M. Mühlbauer
, Vorstandsvor-
sitzender der WL BANK, werden künftige
Finanzierungstrends entscheidend von der
Zinsentwicklung bestimmt: „Diese wiede-
rum hängt zunehmend von der internati-
onalen Geldpolitik und deren Interessen
ab“, so Mühlbauer. Auch die regionalen
Ausprägungen des Immobilienmarktes hät-
ten Einfluss auf die Finanzierungstrends.
Vorbehaltlich dieser Einschränkungen sieht
Mühlbauer jedoch langfristige Zinsbin-
dungsfristen als einen Schwerpunkt in der
Baufinanzierung, solange das Zinsniveau
nicht signifikant steigt.
Auch
Hans Peter Trampe
, Vorstand der
Dr. Klein & Co. AG, sieht die Sicherung
des gegenwärtigen Zinsniveaus als einen
entscheidenden Faktor an: „Der nach
dem jüngsten Zinsanstieg im Frühjahr zu
beobachtende Wiedereinstieg von Versi-
cherungsgesellschaften in die Immobi-
lienfinanzierung ermöglicht hierfür ein
spannendes Angebot mit langen bereit-
stellungszinsfreien Zeiträumen.“
(hop/schi)
Qualitätsstandards für Makler und Verwalter
– Immobilienwirtschaft sieht Optimierungsbedarf bei Sachkundenachweis
München – Das Bundeswirtschaftsministerium hat im Sommer 2015 einen Gesetzesentwurf für einen Sachkundenach-
weis vorgelegt. Der Entwurf sieht eine Änderung der Gewerbeordnung vor, in der neue Voraussetzungen für die Berufs­
zulassung für Immobilienmakler und Wohnungseigentumsverwalter festgeschrieben werden sollen. Die Immobilien-
wirtschaft begrüßt den Gesetzesentwurf als Möglichkeit die Qualitätsstandards für die Branche zu erhöhen, sieht aber
einigen Nachbesserungsbedarf. Wie der Sachkundenachweis optimiert werden sollte, darüber diskutieren am 5. Oktober
2015 um 15 Uhr auf der Expo Real am Stand der Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) Ex-
perten aus der Immobilienbranche. Ihre Standpunkte haben sie der wi im Vorfeld erläutert.
BUNDESPOLITIK
„Dass nach über 90 Jahren Forderung der
Einführung eines Sach- und Fachkunde-
nachweis unsererseits nunmehr überhaupt
ein Gesetzentwurf des Bundeswirtschafts-
ministeriums vorliegt, sehen wir als Meilen-
stein für die Branche und das Ansehen der
Berufe“, kommentiert
Sun Jensch
, Bun-
desgeschäftsführerin des Immobilienver-
bands IVD, den vorliegenden Gesetzesent-
wurf. „Damit wird der Verbraucherschutz
klar gestärkt. Allerdings hätten wir uns
gewünscht, dass die Qualitätsanforderun-
gen noch weitergehen“, so Jensch. Dazu
gehört die Anerkennung der Qualifikati-
onen. „Als IVD erwarten wir mindestens
das Niveau des Ausbildungsberufs zum
Immobilienkaufmann/-frau als Berufszulas-
sungsvoraussetzung“, so Jensch. „Nur so
kann gewährleistet werden, dass ein gutes
Basiswissen vorhanden ist.“
Höhere Qualität nur durch Bildung
Auch die Bildungsexperten aus der Immo-
bilienbranche begrüßen die Einführung von
Qualitätskriterien für die Berufszulassung,
warnen aber vor zu geringen Anforderun-
gen. „Ein Sach- und Fachkundenachweis
ersetzt keine qualifizierte Berufsausbildung.
Aber er definiert immerhin einen Mindest-
standard. Es ist ein richtiger und wichtiger
Schritt, der jedoch nicht ausreichen wird“,
zeigt sich
Klaus Leuchtmann
, Vorstands-
vorsitzender des Europäischen Bildungs-
zentrum der Wohnungs- und Immobilien-
wirtschaft (EBZ), skeptisch. In eine ähnliche
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