WI Expo 2015 Montag - page 2

einen zukunftsfähigen deutschen Woh-
nungsmarkt gearbeitet. Mit demselben
Engagement müssten diese Lösungen jetzt
zügig gemeinsam zur konkreten Umset-
zung gebracht werden, damit alle Men-
schen in Deutschland weiterhin bezahlba-
ren Wohnraum finden.
„Seit Gründung des Bündnisses im ver-
gangenen Jahr hat die Nachfrage nach
bezahlbarem Wohnraum angesichts der
enormen Zahl der nach Deutschland kom-
menden Flüchtlinge und Zuwanderer eine
neue Dimension erreicht. Wir müssen nun
gemeinsam mit der Politik eine Investiti-
onsoffensive starten, damit dort wo nötig
schnellstmöglich kostengünstig Wohnun-
gen für alle Wohnungssuchenden in den
Städten entstehen können“, erklärte
Axel
Gedaschko
, BID-Vorsitzender und Präsi-
dent des GdW, im Vorfeld der Standeröff-
nung. „Wir brauchen 400.000 zusätzliche
Wohnungen jährlich für alle Menschen.
Das Bündnis muss hierfür die notwendi-
gen Voraussetzungen schaffen, damit
Bund, Länder und Kommunen sowie die
Bau- und Wohnungswirtschaft mit gebün-
delten Kräften die notwendigen bezahl-
baren Wohnungen zur Verfügung stellen
können“, so Gedaschko. Der gesamte
Baugenehmigungsprozess müsse drastisch
beschleunigt und das Kostenbewusstsein
beim Wohnungsbau deutlich geschärft
werden.
Zudem müsse die steuerliche Benachtei-
ligung des Wohnungsbaus beendet und
dazu die linearen Abschreibungssätze
auf mindestens drei Prozent erhöht wer-
den. Außerdem könnte zur Förderung des
Neubaus in Ballungsräumen zusätzlich
eine zeitlich befristete und regionalisierte
degressive Abschreibung auf den Woh-
nungsneubau hilfreich sein. Für mehr preis-
gebundenen Wohnungsbau sollte der §7k
im Einkommensteuergesetz wieder einge-
führt und die Bundesmittel für die soziale
Wohnraumförderung auf mindestens dop-
peltem Niveau über das Jahr 2019 hinaus
weitergeführt und von den Ländern zweck-
gebunden eingesetzt werden.
Neubau-Hemmnisse beseitigen
BFW-Präsident
Andreas Ibel
machte deut-
lich, dass es beim Neubau insbesondere
in punkto Baulandbereitstellung, im Nor-
mungswesen und bei Genehmigungsver-
fahren hakt: „Der Bedarf an bezahlbarem
Wohnraum ist riesig, doch die Hemmnisse
für den Wohnungsneubau sind noch grö-
ßer. Um Wohnungen dort zu schaffen, wo
sie am dringendsten benötigt werden – in
den Innenstädten sowie den innenstadtna-
hen Quartieren – müssen die Kommunen
zügig Bauland bereitstellen. Dazu müssen
die Länder auch Genehmigungsverfahren
bei den Bauämtern beschleunigen und ver-
kürzen. Zudem muss das Normungswesen
mit besonderem Blick auf Kostenaspekte
grundsätzlich überprüft werden. Bei Nor-
mungsprozessen sollten generell die Aus-
wirkungen auf die Höhe der Baukosten
bestimmt werden, damit bei neuen Rege-
lungen ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-
Verhältnis gewährleistet ist.“
Baukostentreiber verringern
Was gegen die kontinuierlich zunehmen-
den Baukosten zu tun ist, verdeutlichte
ZIA-Präsident Dr.
Andreas Mattner
:
„Wir haben es mittlerweile mit ausufern-
den energetischen Standards zu tun, die
das Bauen enorm verteuern und für die
Mieter lange nicht die gewünschten Ein-
spareffekte bringen. Ein weiterer großer
Kostenfaktor sind die ständig steigenden
Grunderwerbsteuern. Die Länder müssen
hier das ‚Wettrennen‘ um die höchsten
Steuersätze unbedingt beenden, damit wir
bundesweit zu einem investitionsfreundli-
chen Niveau zurückkehren. Darüber hin-
aus verteuern auch die immer zahlreicheren
kommunalen Auflagen den Neubau, indem
beispielsweise zusätzliche Spielplätze, Parks
und Stellplätze vorgeschrieben werden.
Das zeigt: Der Staat ist letztlich der Kost-
entreiber und demotiviert durch seine Vor-
schriftenflut die Bauherren. Das muss sich
schleunigst ändern.“
Energieeinsparvorgaben zeitweise
nicht verschärfen
Jürgen Michael Schick
, Präsident des IVD,
forderte ein Moratorium für geplante Ver-
schärfungen von Bauvorschriften: „In der
jetzigen angespannten Situation auf vielen
Wohnungsmärkten muss insbesondere der
zweite Teil der Energieeinsparverordnung
(EnEV) 2016 vorübergehend ausgesetzt
werden. Die aktuell nach EnEV 2009 gebau-
ten Wohnungen sind auf einem energe-
tisch sehr hohen Niveau, jede weitere Stufe
verteuert den Neubau unnötig. Die in den
letzten Jahren immer weiter verschärften
Neubauanforderungen haben den Woh-
nungsbau bereits um rund sieben Prozent
verteuert. Um die Kostenlast hier zu senken,
müssen auch Erleichterungen bei der KfW-
Förderung her. Zudem muss der Mieterhö-
hungsanspruch nach Modernisierung wie
bislang erhalten bleiben. Eine Einschrän-
kung bis zur Amortisation der Modernisie-
rungskosten wäre Gift für jegliche Investitio-
nen und würde die Energiewende in diesem
Bereich zum Erliegen bringen.“
(schi)
BUNDESPOLITIK
Fortsetzung von Seite 1
Günther Oettinger
, EU-Kommissar
für die Digitale Wirtschaft und Gesell-
schaft, diskutiert am Messe-Montag,
5. Oktober, um 17:30 Uhr mit dem
BID-Vorsitzenden und GdW-Präsiden-
ten Axel Gedaschko, BFW-Präsident
Andreas Ibel, ZIA-Präsident Dr. And-
reas Mattner und IVD-Präsident Jür-
gen Michael Schick. Wenn Sie
pfif-
fige Produkte und Ideen
für die
Wohnungs- und Immobilienwirtschaft
kennenlernen möchten, kommen Sie
am Messe-Dienstag, 6. Oktober, um
13:00 Uhr zur Themenrunde
„BID-
Marktplatz”
an den Stand der Bun-
desarbeitsgemeinschaft Immobilien-
wirtschaft Deutschland in Halle B2,
Stand 220. Die Teilnehmer finden Sie
im Standprogramm auf der Rückseite
dieser Ausgabe.
EXPO REAL VERANSTALTUNGSTIPPS
EU-Kommissar Günther Oettinger (rechts) mit Axel Gedaschko, BID-Vorsitzender und GdW-
Präsident
Foto: Büro Roman Lorenz
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05.10.2015
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