WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 29/2015 - page 2

BUNDESPOLITIK
Entsprechend des Koalitionsvertrages hatte
die Bundesregierung in dieser Legislaturpe-
riode vor, das Quartier als wichtige Hand-
lungsebene für die dezentrale Strom- und
Wärmeerzeugung zu stärken.
Nun soll das Gegenteil passieren. „Wir for-
dern hier ein zügiges Umdenken“, so Rips.
(burk)
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Jahresbilanz der Wohnungswirtschaft: Neubau in Deutschland – Wie viele
Wohnungen werden gebaut? Wo werden noch mehr Wohnungen gebraucht?
Berlin – Der Wohnungsneubau hat im Jahr 2014 erneut zugelegt – aber bei weitem nicht in dem notwendigen Maß,
um den Bedarf in den wachsenden Regionen zu decken. So das „Neubau-Fazit“ des Spitzenverbandes der Wohnungs-
wirtschaft GdW anlässlich seiner Jahrespressekonferenz Anfang Juli 2015 in Berlin.
Im Jahr 2014 haben die GdW-Unterneh-
men 14.729 Wohnungen fertig gestellt.
Das waren 13 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die GdW-Unternehmen haben damit bun-
desweit 31 Prozent aller neuen Mietwoh-
nungen gebaut. Für das Jahr 2015 planen
die GdW-Unternehmen sogar den Neubau
von rund 20.427 Wohnungen. Das wäre
der höchste Wert seit 13 Jahren und ein
Plus von 15,7 Prozent.
„Im Jahr 2014 lagen die Schwerpunkte des
Wohnungsneubaus bei den GdW-Unter-
nehmen in den Verdichtungsräumen Ham-
burg, Stuttgart, Köln, Berlin, München und
Frankfurt am Main. Aber auch Bamberg,
Bietigheim-Bissingen, Dortmund, Düssel-
dorf, Flensburg und Bielefeld gehörten zu
den Gebieten, wo die GdW-Unternehmen
besonders auf Neubau setzten. Allein in
diesen Schwerpunktregionen entstand
mehr als die Hälfte aller von GdW-Unter-
nehmen gebauten Wohneinheiten“, erläu-
terte Gedaschko.
Und dennoch: Selbst wenn die GdW-Unter-
nehmen noch mehr bauen – den mittler-
weile aufgelaufenen Nachholbedarf von
rund 500.000 Wohnungen im Mehrfami-
lienhausbereich kann man so nicht decken.
„Hohe Baukosten, steigende Grunderwerb-
steuern und hohe energetische Anforderun-
gen in Kombination mit Diskussionen um
Mietpreisbremsen und die Absenkung der
Modernisierungsumlage führen dazu, dass
der Wohnungsbau nicht ausreichend an
Fahrt aufnimmt“, so der GdW-Chef.
Baugenehmigungen und Baufertig-
stellungen bundesweit gestiegen
Im Jahr 2014 wurde in Deutschland der
Bau von 284.900 Wohnungen genehmigt.
Die Baugenehmigungen sind damit um 5,4
Prozent gestiegen. Damit hat sich der posi-
tive Trend des Jahres 2013 (+ 12,9 Prozent
gegenüber 2012) deutlich verlangsamt.
Seit Jahresanfang stagniert die Zahl der
Baugenehmigungen. Von Januar bis April
wurden nicht mehr Wohnungen auf den
Weg gebracht als im Vorjahr.
Ein Blick auf die tatsächlich fertig gestellten
Wohnungen zeigt: Mit rund 245.000 Fertig-
stellungen im Jahr 2014 wurde die 200.000-
Marke wieder deutlich überschritten. Für
das laufende Jahr 2015 schätzt der GdW
die Zahl der Wohnungsfertigstellungen bun-
desweit auf rund 260.000 Wohneinheiten.
Das würde einen erneuten Anstieg um 6,4
Prozent bedeuten. Rund 130.000 dieser
neuen Wohnungen werden voraussichtlich
im Geschosswohnungsbau realisiert. „Den-
noch war die Bautätigkeit in den Jahren
2002 bis 2010 auf ein Niveau abgesunken,
das deutlich unter dem langfristigen Neu-
baubedarf lag“, erklärte GdW-Präsident
Axel Gedaschko. Mit der 2014 erreich-
ten Zahl der Baugenehmigungen liegt die
Bautätigkeit zwar wieder innerhalb des
Zielkorridors langfristiger Wohnungsbe-
darfsprognosen. Aber insbesondere im
Geschosswohnungsbau hat sich in den
letzten Jahren ein hohes Defizit aufgebaut,
welches noch lange nicht gedeckt ist.
Laut der neuen Bevölkerungs- und Woh-
nungsmarktprognose des Bundesinsti-
tuts für Bau-, Stadt- und Raumforschung
(BBSR) müssten in den nächsten fünf Jah-
ren 272.000 neue Wohnungen pro Jahr
gebaut werden. Angesichts der im Jahr
2014 nur rund 240.000 fertiggestellten
Wohnungen gibt es also derzeit jährlich
immer noch 30.000 Wohnungen zu wenig.
Die Studie beschreibt dabei jedoch nur den
zukünftigen Wohnungsbedarf und berück-
sichtigt nicht den aufgestauten Nachholbe-
darf seit 2002. In dieser Zeit sind laut BBSR-
Bedarfszahlen näherungsweise 500.000
Wohnungen im Geschosswohnungsbau zu
wenig gebaut worden. Aus Sicht des GdW
sind daher auch angesichts der steigenden
Zuwanderungszahlen mindestens 320.000
neue Wohnungen per annum in den nächs-
ten 10 Jahren notwendig.
Der GdW warnt darüber hinaus, dass sich
die Dynamik bei den Baufertigstellun-
gen nach jüngsten Zahlen bereits wieder
abschwächt. „Es müssen alle an einem
Strang ziehen, damit der Neubauboom
nicht sofort wieder abebbt“, so Gedaschko.
Dass die Zahl der Baufertigstellungen deut-
lich unter der der Baugenehmigungen
liegt, zeigt auch, dass viele Bauinvestoren
durch die hohen Baukosten während des
Bauprozesses abgeschreckt werden.
Der Bestand an Sozialwohnungen
schrumpft weiter
Bundesweit gibt es immer weniger Sozial-
wohnungen. Waren es im Jahr 2002 noch
rund 2,6 Millionen Wohnungen mit Preis-
bindung, verringerte sich die Zahl bis zum
Jahr 2014 auf nur noch rund 1,4 Millio-
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Die GdW-Unternehmen konnten in den letzten Jahren wieder mehr Wohnungen fertig stellen
– allerdings bei weitem nicht genug, um den Bedarf zu decken.
Quelle: GdW Jahresstatistik
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