WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 22/2015 - page 5

Axel Gedaschko
, Präsident des Spitzen-
verbandes der Wohnungswirtschaft GdW,
stellte zu Beginn seines Vortrags klar, dass
man die Zuwanderung nach Deutschland
auf keinen Fall nur auf die aktuelle Flücht-
lingswelle reduzieren dürfe. In den letzten
Jahren hätte sich das Ansehen der Bundes-
republik im Ausland sehr positiv verändert.
„Der wirtschaftliche Erfolg zieht Menschen
an“, sagte Gedaschko und appellierte, die
Zuwanderung als Chance zu sehen. Ent-
scheidend sei nun der Umgang mit den
Menschen. In den 1990er Jahren habe der
Staat die Kommunen bei der Integration zu
sehr sich selbst überlassen. Jetzt habe er die
Chance, aus den damaligen Entwicklungen
– Stichwort „überforderte Nachbarschaf-
ten“ – zu lernen. Deshalb sollte sich die
gesellschaftliche Debatte nicht nur auf die
Erstaufnahme von Flüchtlingen begrenzen,
sondern die Menschen sehen, die das Blei-
berecht erhalten und zu Nachbarn werden.
In diesem Zusammenhang forderte der
GdW-Präsident staatliche Unterstützung
für ehrenamtliches Engagement und die
nötigen Haushaltmittel dafür.
An dieser Stelle spannte der GdW-Präsident
den Bogen zu seinem Vortragsthema. Denn
der aktuelle Wohnungsbedarf in vielen
Regionen entspreche nicht den Wohnungs-
marktprognosen des Statistischen Bundes-
amtes und des Bundesinstituts für Bau-,
Stadt- und Raumforschung (BBSR), die
noch 2010 von einer massiven Schrump-
fung ausgegangen waren. Heute würden
bereits 500.000 Wohnungen fehlen und
auch diese Zahl sei bei einer Zuwanderung
von 200.000 Menschen pro Jahr schnell
wieder veraltet.
Dabei müsse man die Frage stellen, ob
sich die Menschen die neu gebauten Woh-
nungen überhaupt noch leisten können.
Gedaschko sprach von einer Dramatik der
Verteuerung bei den Baukosten. Zwischen
den Jahren 2000 und 2014 seien diese um
40 Prozent gestiegen. Eine Zahl, die keines-
falls die Einkommensentwicklung in diesem
Zeitraum widerspiegelt. Als größten Kos-
tentreiber nannte er den Staat der durch
die Vergabe von Bauland zu Höchstprei-
sen, Änderungen im Steuerrecht, techni-
sche Normen bei den Baustandards und
die energetischen Anforderungen kräftig
an der Preisspirale geschraubt habe.
Um einen Ausweg aus dieser Situation zu
finden, forderte Gedaschko eine allgemein
verständliche Wohnungsbau-Strategie mit
den folgenden Inhalten: die schnelle Ver-
fügbarkeit von Grundstücken mit gestraff-
ten Genehmigungsverfahren und Konzept-
vergaben; Abschreibungsbedingungen, die
der technischen Realität entsprechen; sowie
Maßnahmen zur Begrenzung der Baukosten.
Politischer Rechenschaftsbericht
VdW-Verbandsdirektor
Xaver Kroner
zeigte sich sehr zufrieden mit der Entwick-
lung des letzten Jahres: „Die Verbandsmit-
glieder haben mit Investitionen von 1,3
Milliarden Euro und dem Bau von 2.000
Mietwohnungen die Erfüllung ihrer sozia-
len Verantwortung unter Beweis gestellt.“
1.520 Wohnungen waren öffentlich geför-
dert, ein Anstieg von mehr als dreißig Pro-
zent gegenüber dem Jahr 2013. Dabei
betrage die Durchschnittsmiete bayernweit
5,56 Euro.
Seit dem letzten Verbandstag in Berch-
tesgaden sei es gelungen, drei wichtige
Forderungen der Wohnungswirtschaft
durchzusetzen und damit weitere Verbes-
serungen der Rahmenbedingungen für den
Wohnungsbau zu erreichen: Die Vergabe-
pflicht nach Vergabe- und Vertragsordnung
für Bauleistungen im öffentlich geförder-
ten Wohnungsbau (VOB/A) ist nicht mehr
zwingend vorgeschrieben; es gibt Bewe-
gung beim Thema Stellplatzsatzungen, die
im geförderten Wohnungsbau zunehmend
kritisch hinterfragt werden; und es wer-
den neue Wege bei der Konzeptvergabe
von Grundstücken in einigen Kommunen
beschritten. All das habe schließlich dazu
geführt, dass auch in 2014 die sogar um
fünfzig Millionen Euro erhöhten Wohn-
raumfördermittel von den bayerischen
Wohnungsunternehmen abgenommen
und in Neubau umgesetzt worden sind.
AUS DEN VERBÄNDEN
Zuwanderung und Flüchtlingsunterbringung als Schwerpunkte
beim Verbandstag der bayerischen Wohnungswirtschaft in Coburg
Coburg – Die steigenden Zahlen von Zuwanderern und Flüchtlingen – und damit eng verbunden der wachsende Bedarf
an bezahlbarem Wohnraum – waren die Schwerpunktthemen beim Verbandstag des Verbandes bayerischer Wohnungs-
unternehmen (VdW Bayern) am 20. Mai 2015 in Coburg. Der Verbandsvorsitzende Mario Dalla Torre konnte rund 350
Verbandsmitglieder und Gäste begrüßen. Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer verwies in seinem Grußwort auf
die große Bedeutung der Wohnungswirtschaft für die Lebensqualität in den Städten. Wie in den meisten bayerischen
Ballungszentren, sei auch die Lage auf dem Coburger Wohnungsmarkt angespannt.
VdW-Verbands-
direktor Hans Maier,
der Verbandsvorsit-
zende Mario Dalla
Torre, GdW-Präsident
Axel Gedschko und
VdW-Verbandsdi-
rektor Xaver Kroner
(v. l.)
Foto: Andreas Heddergott
Preissteigerungen zu verhindern, bedarf
es individueller Lösungen mit verlässlichen
Partnern aus der Branche. Vor diesem Hin-
tergrund werden wir auch stärker mit Ener-
giegenossenschaften zusammenarbeiten,
da diese neben der fachlichen Kompetenz
vor allem die gleichen ideellen Werte besit-
zen und die genossenschaftliche Idee stär-
ken“, so der VSWG-Vorstand.
Mit der Energiehaus Dresden eG ist zum 1.
Januar 2015 die erste Energiegenossenschaft
dem VSWG beigetreten. „Die Änderung der
Satzung des VSWG und damit die Öffnung
für Energiegenossenschaften war ein wich-
tiger und richtiger Schritt in die Zukunft“,
betonte
Sebastian Brandt
, Vorstand der
Energiehaus Dresden eG, am Rande der Ver-
anstaltung in Mittweida. Der Klimawandel
und die dadurch induzierten Veränderungen
auf dem Energiemarkt werden die sächsi-
schen Wohnungsgenossenschaften noch vor
zahlreiche Herausforderungen stellen. Mit
dem Thementag „Unabhängige Energiever-
sorgung“ ist bereits ein erster Schritt in die
richtige Richtung gelungen.
(jak/schi)
Fortsetzung von Seite 4
Weiter auf Seite 6
22/2015 5
1,2,3,4 6,7,8
Powered by FlippingBook