WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 26/2015 - page 4

AUS DEN VERBÄNDEN
Brandenburg: Wohnungswirtschaft fordert Wachstumsstrategie
Potsdam – „Brandenburg braucht keine Mietpreisbremse und keine Grunderwerbsteuererhöhung. Brandenburg braucht
eine integrierte, mit Berlin abgestimmte Entwicklungs- und Wachstumsstrategie.“ Das war das Fazit von Maren Kern,
Vorstand des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), bei der Präsentation der neuesten
Zahlen zu Mietenentwicklung, Leerstand und Investitionen der brandenburgischen BBU-Mitgliedsunternehmen im
Rahmen der Jahrespressekonferenz, die am 16. Juni 2015 in Potsdam stattfand.
Eine solche Strategie müsse vor allem auf
die Vertiefung der Vernetzung zwischen
Berlin und dem Land Brandenburg setzen
– sowohl mit Blick auf die Berliner Umland-
gemeinden, aber auch auf die Städte des
weiteren Metropolenraums. Als Ansatz-
punkte nannte sie den Erhalt und Ausbau
einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruk-
tur, eine bessere Präsentation Branden-
burger Städte als Wohnstandorte in Berlin
und darüber hinaus die proaktive Integra-
tion von Flüchtlingen. „Berlins Wachstum
ist auch Brandenburgs Chance. Die muss
jetzt genutzt werden“, so Kern.
Mieten stabil – Mietpreisbremse über-
flüssig
Im Landesdurchschnitt betrug die BBU-
Nettokaltmiete 2014 im Land Branden-
burg 4,79 Euro pro Quadratmeter und
Monat. Das waren 2,1 Prozent mehr als
im Vorjahr. Mit Blick auf den Berliner Miet-
spiegelmittelwert von 5,84 Euro pro Qua-
dratmeter wohnt es sich bei Brandenbur-
ger BBU-Mitgliedsunternehmen im Berliner
Umland bei einer durchschnittlichen Netto-
kaltmiete von 5,20 Euro pro Quadratmeter
insgesamt 64 Cent oder über 12 Prozent
günstiger. Bei den BBU-Unternehmen, die
für die Hälfte des Mietwohnungsbestandes
stehen, entwickeln sich die Nettokaltmie-
ten im Umland im mehrjährigen Vergleich
im Einklang mit der Inflationsrate. „Eine
Mietpreisbremse ist im Licht dieser Zah-
len ein völlig überflüssiger Eingriff in einen
funktionierenden Markt“, sagte Kern.
Baukosten steigen – Grunderwerb-
steuererhöhung kontraproduktiv
Anders als die BBU-Nettokaltmieten sind
die Bau- und die Grundstückspreise in den
letzten Jahren deutlich schneller gestiegen
als die Inflation. Während die Baupreise
von 2010 bis 2014 bei einer allgemeinen
Inflation von 6,2 Prozent um fast 13 Pro-
zent zulegten, lag die Steigerung bei bau-
reifem Land in Großstädten sogar bis 2013
schon bei rund 22 Prozent. „Die drastische
Erhöhung der Grunderwerbsteuer wird den
Trend zu stark steigenden Baukosten lei-
der weiter verschärfen. Damit geht sie auch
zu Lasten der Mieterinnen und Mieter“,
erklärte Kern.
Investitionen wachsen – mehr Woh-
nen für den „Speckgürtel“
Demografische Entwicklung, Stadtum-
bau, Energiewende, vor allem aber auch
Neubau: Die BBU-Mitgliedsunternehmen
investierten 2014 rund 446 Millionen Euro
in Brandenburg. 2015 sollen es nach einer
Steigerung um 16 Prozent sogar mehr als
eine halbe Milliarde Euro sein. Dabei im
Fokus: Potsdam, aber auch der weitere
Metropolenraum des Landes Branden-
burg. „Unsere Unternehmen investieren
in die notwendige Diversifizierung ihres
Wohnungsangebots, beispielsweise auch
durch barrierefreien Wohnraum“, so Kern.
Stadtumbau stagniert – Entscheidun-
gen notwendig
2014 verharrte der Leerstand in den Städ-
ten des weiteren Metropolenraums des
Landes Brandenburg bereits im fünften
Jahr bei knapp über 10 Prozent. Aber selbst
dieser eher bescheidene Erfolg wurde nur
zu hohen Kosten errungen: Seit 2010
haben sie rund 10.500 eigene Wohnun-
gen abgerissen und etwa eine halbe Milli-
arde Euro vor allem in die demografiege-
rechte Modernisierung der verbleibenden
Wohnungen investiert. „Selbst mit diesen
schmerzlichen Anstrengungen können
unsere Unternehmen in Anbetracht der
demografischen Entwicklung einen Wie-
deranstieg des Leerstands nur verzögern,
aber nicht verhindern“, warnte Kern. „Des-
halb muss sich die Landesregierung gegen-
über dem Bund jetzt dringend robuster für
Entscheidungen beim Stadtumbau Ost ein-
setzen.“
(ebe/schi)
Weiterführende Infos zur Jahrespresse-
konferenz Brandenburg des BBU
finden Sie unter
Wohnungswirtschaft im Westen begrüßt neues Wohnraumförderprogramm
für Flüchtlinge in NRW
Düsseldorf – Die Wohnungswirtschaft im Westen begrüßt die Ankündigung des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW),
mit einem speziellen Wohnraumförderprogramm die Schaffung zusätzlichen Wohnraums für Flüchtlinge anzustoßen.
„Das NRW-Bauministerium hat eine wichtige Fördermaßnahme ausgearbeitet. Wir gehen davon aus, dass sie von vielen
Wohnungsunternehmen und -genossenschaften genutzt werden wird“, erklärte Alexander Rychter, Verbandsdirektor
des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen.
Über das am 18. Juni 2015 von der Landes-
regierung angekündigte Programm sollen
nachhaltig nutzbare Wohnungen gefördert
werden, die anschließend als normale Sozi-
alwohnungen genutzt werden können. Die
Förderung bezieht sich dem Land zufolge
auf den Neubau von Wohnungen sowie
– besonders wichtig – auf Umbauten im
Bestand, etwa wenn Gewerbeimmobilien
oder Bürogebäude zu Wohnraum umfunk-
tioniert werden.
Die Wohnungsunternehmen nehmen ihre
soziale Verantwortung bereits in vielen
Städten wahr und engagieren sich bei der
Unterbringung von Flüchtlingen: Wie eine
Umfrage des Spitzenverbandes der Woh-
nungswirtschaft GdW und seiner Regi-
onalverbände ergeben hat, setzen rund
zwei Drittel der befragten Wohnungsun-
ternehmen bereits Wohnungen für die
Unterbringung von Flüchtlingen ein. 92
Prozent geben an, dass sie das aus sozialer
Verantwortung heraus tun. „Diese sozi-
ale Verantwortung liegt in der Tradition
der ehemals gemeinnützigen Wohnungs-
unternehmen und -genossenschaften“,
sagte Rychter. „Unsere Mitgliedsunter-
nehmen haben stets betont, dass sie mehr
tun würden, wenn die entsprechenden
Rahmenbedingungen es ihnen ermögli-
chen würden. Das neue Programm ist eine
solche sinnvolle Ergänzung der Rahmen-
bedingungen.“
Der Wohnungswirtschaft werden über das
kommende Förderprogramm Darlehen mit
attraktiven Konditionen einschließlich Til-
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