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BID-MARKTPLATZ
Ein warmer Winter macht noch keine Wärmewende
Eschborn/München – Zurzeit bewegen Wohnungswirtschaft und Mieter viele Themen. Neben drohender Wohnungsnot
in Großstädten und den Auswirkungen der Mietpreisbremse gehört dazu auch die Entwicklung der Energiekosten. Hier
gibt es auf den ersten Blick gute Neuigkeiten.
Unsere Auswertungen im Rahmen der
aktuellen Energiekennwertestudie zeigen,
dass der Wärmeenergieverbrauch deut-
scher Mehrfamilienhäuser im letzten Jahr
um rund 15 Prozent zurückgegangen ist.
Dank zusätzlich gesunkener Preise bringt
das Heizöl- und Erdgasnutzern 16 bis 19
Prozent niedrigere Kosten. Und auch Fern-
wärmenutzer können trotz gestiegener
Preise mit Rückzahlungen für Wärme und
Warmwasser rechnen. Das ist ein tolles
Ergebnis für die Verbraucher. Ein Indiz für
einen plötzlichen Fortschritt der Wärme-
wende ist es jedoch nicht.
Witterungsbereinigter Verbrauchs-
rückgang rund 1,5 Prozent
Unsere aktuellen Analysen zeigen erneut
nur einen verhaltenen Rückgang der wit-
terungsbereinigten Verbräuche, die ein
tatsächliches Bild von der Energieeffizi-
enz deutscher Mehrfamilienhäuser geben.
Unseren Berechnungen nach liegt der jähr-
liche Verbrauchsrückgang seit 2008 wit-
terungsbereinigt bei durchschnittlich etwa
1,6 Prozent für erdgasversorgte Gebäude
und bei 1,3 Prozent für Heizöl und Fern-
wärme. Das belegt, dass die Wohnungs-
wirtschaft nicht untätig war, die strengen
energetischen Auflagen für Neubau und
Foto: Techem
Frank Hyldmar
Vorsitzender der
Geschäftsführung
Techem GmbH
PRODUKTINFO
Modernisierung umzusetzen. Das Nahziel,
von 2008 bis 2020 den Wärmebedarf in
Gebäuden um 20 Prozent zu verringern,
werden wir so trotzdem um mehr als 15
Prozent verfehlen. Bis 2050 den Primär-
energiebedarf sogar um 80 Prozent zu
senken, scheint völlig utopisch. Was kön-
nen wir tun?
Großer Einfluss des Heizverhaltens
Die Sanierungsquote ausreichend zu erhö-
hen und damit insbesondere im Gebäude-
bestand für bessere Dämmung und effizi-
entere Wärmeerzeugung zu sorgen, kann
nicht der einzige Weg sein. Wir müssen
einen weiteren Ansatz stärker berück-
sichtigen, der noch nicht ausreichend im
Fokus steht: möglichst sparsames Verhal-
ten. Unsere Auswertungen zeigen, wie
unterschiedlich Wohnungsnutzer 2014
mit Heizwärme umgegangen sind. Das Ver-
brauchsniveau innerhalb ein und derselben
Liegenschaft reicht von weniger als einem
Drittel bis hin zum sechsfachen des Durch-
schnitts. Auch wenn dabei die Lage der
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Wohnung im Gebäude oder unterschied-
liche Lebensumstände eine Rolle spielen,
offenbart diese Bandbreite den Einfluss
individuellen Verhaltens auf den Energie-
verbrauch.
Wärmewende 4.0
Das zeigt, wie wichtig es ist, an dieser Stelle
anzusetzen. Allerdings ist das im großen Stil
nur möglich, wenn die Technik dabei hilft.
Energieeffiziente Wohnungen geben darum
in der Zukunft vermehrt intelligent aufberei-
tete und intuitiv begreifbare Informationen
über ihren energetischen Zustand, die dem
Bewohner Entscheidungen oder sogar ein-
zelne Handlungsschritte erleichtern. Dazu
zählen neben ausreichendem, aber nicht
übertriebenem Lüften auch die zentrale,
bedarfsgerechte Regelung der Temperatur
einzelner Räume oder der ganzen Woh-
nung. Damit das in der Breite funktioniert,
sind weitere Digitalisierung und Vernetzung
notwendig. Die Wärmewende muss von
1.0 auf 4.0 umschwenken. Nur so wird sie
bezahlbar und erfolgreich.
Foto: Büro Roman Lorenz
Gut besucht: Der BID-Stand am ersten Expo-Tag
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