WI Expo 2015 Dienstag - page 2

BUNDESPOLITIK
aber warnte auch: „Innovative Haustech-
nik muss bezahlbar sein, denn ansonsten
kann sie nur einem kleinen Teil der Bevöl-
kerung dienen, der sich kostspielige Aus-
stattung auch leisten kann. Der effektive
Nutzen smarter Technik muss im Zentrum
stehen. Nicht alles, was technisch machbar
ist, ist für den Mieter auch sinnvoll.“
Ähnlich argumentierte
Andreas Ibel
, Prä-
sident des Bundesverbandes Freier Immobi-
lien- und Wohnungsunternehmen (BFGW).
Natürlich stelle die Digitalisierung die Immo-
bilienbranche vor große Herausforderun-
gen. Unternehmen müssen differenzieren:
„Was sind nur kurzfristige digitale Trends,
und was bietet langfristige Chancen, in die
es sich zu investieren lohnt?“ Dabei müsse
jedes Unternehmen für sich selbst heraus-
finden, wie weit es sich von seinem Kernge-
schäft entfernen und zum Beispiel in ihren
Gebäuden erhobene Daten Dritten überlas-
sen oder selbst nutzen will.
Enorme Chancen in der Digitalisierung
sieht auch der Präsident des Immobilien-
verbandes IVD,
Jürgen Michael Schick
:
„Die Innovationsdichte ist so hoch wie nie.
Beinahe täglich kommen kreative Lösungen
für die Immobiliensuche auf den Markt,
sei es der Einsatz von Geodaten, Kunden-
wohngesuche in Echtzeitaktualisierun-
gen oder digitale Wege für ein modernes
Zusammenleben und Arbeiten. Das digi-
tale Wohnen bietet zahlreiche Möglichkei-
ten, am Ende bleibt aber die Frage nach
dem Machbaren. Besonders die Kommu-
nen müssen an Strategien arbeiten, um
die wirtschaftliche Entwicklung zu forcie-
ren und damit den Standortwettbewerb
zu sichern.“
Klar wurde, dass Digitalisierung der wich-
tigste Wachstumstreiber der letzten Jahre
war – und auch morgen bleiben wird. Etwas
Wasser goss aber doch Dr.
Andreas Matt-
ner
, Präsident des Zentralen Immobilien
Ausschusses (ZIA), in den Wein: „Bei aller
Euphorie über digitale Chancen müssen wir
sehen, dass sich in manchen Bereichen die
‚Offline-Welt‘ zunehmend schwer tut. Für
den stationären Einzelhandel – mit Regu-
lierung der Öffnungszeiten und der Sorti-
mentslisten – ist es nicht gerade leicht, mit
24/7 Online-Shops mitzuhalten. Wir brau-
chen deshalb nicht nur einen digitalen Bin-
nenmarkt, sondern auch eine Politik, die
‚Waffengleichheit‘ zumindest ermöglicht.“
(prü/schi)
Fortsetzung von Seite 1
Flüchtlingsunterbringung dominiert Gewerbeimmobilienmesse
München – Ein „internationaler Frühschoppen“ mit mindestens zwei journalistischen „Urgesteinen“ – so startete die
mittlerweile traditionelle Journalistenrunde zum Auftakt des Expo-Montags am Stand der Bundesarbeitsgemeinschaft
Immobilienwirtschaft Deutschland (BID). Das Thema Flüchtlinge und das Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen
gaben auch hier den Ton der Diskussion zwischen vier renommierten Immobilien-Journalisten an.
Das Bündnis gerate zeitlich so langsam
unter Zugzwang, bis Ende 2015 müssten
Lösungen auf den Tisch, stellte Moderator
Steffen Uttich
, Leiter Fondsmanagement
bei der BEOS AG und Vorsitzender des
ZIA-Ausschusses Marketing und Öffent-
lichkeitsarbeit – sowie zuvor 20 Jahre lang
Journalist unter anderem bei der FAZ –,
gleich zu Beginn der Runde klar.
Michael
Fabricius
von DIE WELT/N24 zeigte sich
angesichts konkreter Ergebnisse „sehr pes-
simistisch”. Er glaube beim Bündnis nicht
an wirksame Lösungen, zumal die Thema-
tik des bezahlbaren Bauens derzeit vom
Thema Flüchtlingsunterbringung komplett
überlagert werde. Der „Flaschenhals” für
bezahlbaren Wohnungsbau seien aus sei-
ner Sicht die Grundstücksvergabe sowie
notwendige Änderungen beim Baurecht.
Auch
Christian Hunziker
, freier Journa-
list, äußerte sich bezüglich bevorstehen-
der Bündnis-Resultate „skeptisch”. Die-
ses Bündnis würde seiner Meinung nach
viel besser auf kommunaler Ebene statt
auf Bundesebene funktionieren. Bei
And-
reas Remien
von der Süddeutschen Zei-
tung läuten allein beim Begriff „Bündnis”
schon die „Alarmglocken”. Ähnlich wie bei
den zahlreichen „Gipfeln” glaube er hier
nicht an einen positiven Ausgang. Auch er
halte aber die Kommunen für den „Schlüs-
sel“ beim Thema Flüchtlingsunterbringung,
diese müssten besser finanziell ausgestat-
tet werden. Allein
Michael Psotta
, seit 30
Jahren Journalist bei der Frankfurter Allge-
meinen Zeitung (FAZ), zeigte sich optimis-
tisch, dass sich bis Ende des Jahres doch
einige Rahmenbedingungen ändern ließen.
Bei der Frage, wie man beim Thema Flücht-
lingsunterbringung kommunizieren solle,
betonte Fabricius, die Immobilienwirtschaft
müsse hier „überaus vorsichtig“ vorgehen
– gerade beim Thema Beschlagnahmung.
Auch Psotta unterstrich, dass die Branche
gerade angesichts von lauten Kommuni-
katoren aus der rechten oder auch linken
Ecke, auf einem schmalen Grad wandern
müsse. Hunziker hob hervor, dass die Woh-
nungsunternehmen angesichts der großen
Herausforderung bereits viel leisteten und
dabei sehr verantwortungsbewusst han-
delten. Gerade weil es auch um Steuer-
gelder gehe, müssten Wohnungs- und
Immobilienunternehmen unbedingt vorab
konkret kommunizieren, wie ihre Pläne
beim Wohnungsbau und insbesondere bei
den damit verbundenen Kosten aussehen.
Einig waren sich die Immobilien-Journalis-
ten darin, dass das Thema Flüchtlinge die
diesjährige Expo dominiere – und dass es,
anders als in den vergangenen Jahren, auf
einer Gewerbeimmobilienmesse vor allem
um Wohnungsbau gehe.
(schi)
Foto: Büro Roman Lorenz
Journalistenrunde: Michael Fabricius (DIE WELT/N24), Michael Psotta (FAZ), Andreas Remien (SZ),
Christian Hunziker (Freier Journalist) und Moderator Steffen Uttich (BEOS AG)
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