WOHNUNGSPOLITISCHE_INFORMATIONEN_2015_30 - page 2

BUNDESPOLITIK
gangenen drei Jahren bereits wieder stei-
gende Leerstände. Bei 10 Prozent der
Unternehmen ist der Leerstand seit 2011
sogar um mehr als drei Prozentpunkte
gestiegen. 50 Unternehmen wiesen in
diesem Zeitraum gar eine Steigerung von
mehr als fünf Prozentpunkten auf. Dies
trifft beispielsweise für Unternehmen im
Kreis Uecker-Randow, Kreis Ludwigslust,
Spree-Neiße-Kreis, Jerichower Land, Kreis
Greiz, Bördekreis, Burgenlandkreis, Erzge-
birgskreis, Vogtlandkreis und Kreis Aue-
Schwarzenberg zu.
Aber auch in strukturschwachen Abwande-
rungsgebieten in den alten Bundesländern
wachsen die Leerstände bei GdW-Unter-
nehmen bereits seit geraumer Zeit, so etwa
im Landkreis Hof und im Landkreis Wun-
siedel-Fichtelgebirge in Nordbayern, im
Landkreis Osterode am Harz oder im Kreis
Birkenfeld am Hunsrück, um nur einige Bei-
spiele zu nennen. Insgesamt standen in den
westdeutschen Bundesländern Ende 2014
rund 76.000 Wohnungen leer.
Rund 280 der 1.660 Wohnungsunterneh-
men in den alten Ländern zeigten in den
letzten drei Jahren eine aufwärtsgerichtete
Tendenz des Wohnungsleerstandes, wenn-
gleich zumeist auf einem deutlich niedri-
geren Niveau als in den neuen Bundes-
ländern. „Auch in Westdeutschland sind
die Regionen allerdings sehr differenziert
zu betrachten“, erläuterte Gedaschko.
„Während viele Kommunen mit erhebli-
chen Leerständen zu kämpfen haben, wer-
den in Boom-Regionen händeringend neue
Wohnungen gebraucht.“
Rückbau wirtschaftlich tragbar
machen – Leerstandswelle verhindern
Die in den vergangenen Jahren gesunkenen
Leerstände in den neuen Bundesländern
kamen durch die von den GdW-Unterneh-
men durchgeführten Rückbaumaßnahmen
zustande. In 2014 wurden dort allerdings
nur noch rund 5.400 Wohnungen vom
Markt genommen – damit wurden rund
57 Prozent weniger Wohnungen zurück-
gebaut als noch im Vorjahr.
Für das Jahr 2015 planen die Unternehmen
in den neuen Ländern nur noch den Abriss
von 6.656 Wohnungen. „Damit erreicht
die Anzahl der Abrisse bei weitem nicht
mehr die Höhe, die notwendig wäre, um
die Ziele des Programms 'Stadtumbau Ost'
zu erreichen“, erklärte Gedaschko. Danach
sollten bis 2016 mindestens 200.000 wei-
tere Wohnungen in Ostdeutschland abge-
rissen werden.
„Die derzeit laufende Evaluierung der
Stadtumbauprogramme muss zu einem
Maßnahmenpaket führen, mit dem die
Wohnungswirtschaft den notwendigen
Rückbau wirtschaftlich tragbar bewältigen
kann. Sonst wird der Wohnungsleerstand
drastisch ansteigen“, erklärte der GdW-
Chef.
Der GdW tritt dafür ein, dass die Regelun-
gen für den Rückbau aus dem Programm
„Stadtumbau Ost“ auf ein gesamtdeut-
sches Programm übertragen werden. Das
würde nicht nur die organisierte Woh-
nungswirtschaft, sondern ebenso private
Eigentümer unterstützen, die Rückbau-
vorhaben erwägen. „Wenn sich Bund und
Länder nicht auf ein neues Maßnahmenpa-
ket für den Stadtumbau sowie eine Erhö-
hung der förderfähigen Kosten für den
Rückbau verständigen, wird der Leerstand
drastisch ansteigen. Der Handlungsdruck
ist enorm. Diejenigen, die abreißen wollen
und in zukunftsfähige Städte investieren
möchten, brauchen die Unterstützung von
Bund und Ländern“, so Gedaschko.
Der GdW-Chef forderte angesichts dieser
Entwicklung, dass die Länder Wohnungs-
eigentümern, die zielgerecht, das heißt
innerhalb einer von der Kommune festge-
legten Gebietskulisse mit Aufwertungsprio-
rität, investieren, einen zusätzlichen Anreiz
in Form eines Investitionsbonus gewähren
sollten. Darüber hinaus sollte beim Abriss
von Wohnungen wegen der gestiegenen
Kosten die Höchstgrenze der förderfähigen
Kosten von 70 Euro auf 120 Euro angeho-
ben werden. Die Förderung der Innenent-
wicklung darf sich außerdem nicht allein
auf die Innenstädte und Altbauten fokus-
sieren, sondern muss alle zukunftsfähigen
Stadtquartiere und Wohnungsbestände
erreichen. Dies beinhaltet auch den Abriss
nicht zukunftsfähiger Bauten.
Sachsen-Anhalt mit höchster, Ham-
burg mit niedrigster Leerstandsquote
Sachsen-Anhalt weist – bezogen auf die
Bestände der GdW-Wohnungsunterneh-
men – mit 11,8 Prozent bundesweit die
höchste Leerstandsquote auf. Gegen-
über dem Vorjahr ist sie um 0,2 Prozent
gestiegen. Sachsen liegt mit einem Leer-
stand von knapp über 9,4 Prozent nun
deutlich dahinter. Die niedrigste Quote in
den neuen Bundesländern hat – abgese-
hen vom Stadtstaat Berlin – Mecklenburg-
Vorpommern mit 6,7 Prozent. In den west-
deutschen Ländern hat das Saarland mit
einer Leerstandsquote von 5,0 Prozent den
höchsten Wert vorzuweisen. Darauf folgen
Nordrhein-Westfalen unverändert mit 3,0
und Rheinland-Pfalz mit 2,6 Prozent. Der
Stadtstaat Hamburg hat mit 0,9 Prozent
die niedrigste Leerstandsquote aller Bun-
desländer. Mit 1,7 beziehungsweise 2,0
Prozent verfügen Hessen und Niedersach-
sen über die niedrigsten Leerstandsquoten
westdeutscher Flächenländer.
Energieverbrauch bei den GdW-
Unternehmen gesunken
Ein zentrales Thema für die Wohnungswirt-
schaft ist die Umsetzung der Energiewende
im Gebäudebereich. „Wir können hier nur
vorankommen, wenn die Unternehmen
unter der Maßgabe ihrer Wirtschaftlichkeit
und der Leistungsfähigkeit der Mieter han-
deln können. Die Umsetzung von Energie-
sparmaßnahmen muss sich für Eigentümer
und Mieter lohnen“, erklärte Gedaschko.
„Freiwilligkeit und Flexibilität bei den Ener-
giesparmaßnahmen haben sich bei Wohn-
gebäuden bisher bestens bewährt. Es dür-
fen keine Zwangsmaßnahmen verordnet
werden, sondern es muss noch viel mehr
auf Anreizsysteme gesetzt werden. Im
Gebäudebereich ist nicht alles von heute
auf morgen realisierbar, sondern Erneue-
rungszyklen brauchen Zeit und stabile Rah-
menbedingungen. Nur so wird es neben
wenigen Leuchtturmprojekten auch eine
Energiewende in der Breite geben können“,
sagte Gedaschko. Zusätzliche, überhöhte
energetische Mindestanforderungen wür-
den dagegen jegliches wirtschaftliches Han-
deln der Wohnungswirtschaft untergraben.
„Die Wohnungswirtschaft wird ihrer Vorrei-
terrolle beim Erreichen der Klimaschutzziele
weiterhin gerecht: Der Energieverbrauch
der GdW-Unternehmen ist in den letzten
zwei Jahren klimabereinigt um rund 3,5
Prozent gesunken. Er liegt deutlich unter
dem Bundesdurchschnitt aller Wohnun-
gen“, erklärte GdW-Präsident Gedaschko.
Der mittlere, witterungsbereinigte Energie-
verbrauch für Raumwärme und Warmwas-
ser der GdW-Wohnungen beträgt 133,6
Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohn-
fläche und Jahr (kWh/(m²a)), wie die Ana-
lyse der abgerechneten Energieverbräuche
für 2013 ergeben hat. Bundesweit lag die-
ser Wert 2013 bei 157,6 kWh/(m²a) und
damit um rund 24 Prozent höher als bei
den Wohnungen der vom GdW vertrete-
nen Unternehmen.
Die von den GdW-Unternehmen jährlich
eingesparte Energie entspricht etwa 177
Millionen Liter Heizöl – eine Menge, die
etwa 6.000 Tanklastzüge füllen würde.
Aneinander gereiht würden diese von Pots-
dam bis an die polnische Grenze parken.
Legt man die Beheizungsstruktur des GdW
zu Grunde, ergeben sich jährliche CO
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Einsparungen von 350.000 Tonnen. Dies
entspricht einer Gaskugel mit rund 700
Meter Durchmesser. „Die Zahlen machen
deutlich, dass die Wohnungsunternehmen
ihre Verantwortung beim Klimaschutz
ernst nehmen und sich kontinuierlich für
ein klimagerechtes Wohnen engagieren“,
erklärte Gedaschko.
„Die GdW-Unternehmen sind in doppelter
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