personalmagazin 5/2018 - page 56

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SPEZIAL
_DIGITAL HR
personalmagazin 05/18
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
scheidungen bei Besetzungsprozessen
ersetzt. All dies wird digital über ein ent-
sprechendes, agiles IT-System abgebil-
det. Dieses ersetzt aber natürlich nicht
das persönliche Gespräch, welches auch
im digitalen Zeitalter unabdingbar ist.
Mit der Personalbeurteilung ändern
zunehmendmehr Unternehmen auch die
Vergütung. So ist bei Daimler beispiels-
weise das Erreichen individueller Ziele
nicht mehr an den Bonus geknüpft. Dage-
gen erhalten Teamziele und die gemein-
schaftliche Teamleistung einen höheren
Stellenwert. Ähnlich sehen das auch
andere Unternehmen und stellen aktu-
ell ihre Vergütungs- und Bonuslogiken
um (zum Beispiel Bosch). In agilen Um-
feldern und Unternehmen wird inner-
halb von Teams in kurzen Zyklen und
crossfunktional zusammengearbeitet.
Dieser Logik stehen einjährige Zielver-
einbarungen mit individueller erfolgsab-
hängiger Vergütung diametral entgegen.
Personalserviceprozesse
Ein wesentlicher Aspekt zukunftsfähi-
ger Personalverwaltungs- und -service-
prozesse ist die digitale Personalakte.
Ein solches Dokumentenmanagement-
system ist die Basis für schnelle,
günstige und konsistente HR-Prozesse
und -Services. Die Inhalte der digitalen
Personalakte entstammen dabei sowohl
anderen IT-Systemen (zum Beispiel Per-
sonalstammdatensystemen) als auch
eingescannten Dokumenten, deren
Inhalte im Idealfall über künstliche
Intelligenz ausgelesen und in eine
strukturierte Form überführt werden.
Wichtige Quellen sind zum Beispiel
Bewerbungsunterlagen, Arbeitsverträ-
ge, Leistungsbeurteilungen, Zeugnisse,
Versetzungen, Beförderungen, Beschei-
nigungen oder relevanter Schriftver-
kehr. Aufgrund der personenbezoge-
nen Daten ist bei der Gestaltung der
digitalen Personalakte ein adäquates
Berechtigungskonzept mit passenden
Zugriffsrechten und einem effizienten
Freigabe-Workflow wichtig.
Am Beispiel der Zeugniserstellung
zeigt sich sehr schön, wie sich die-
ser Kern-HR-Prozess in den letzten
Jahr(zehnt)en durch technologische Ent-
wicklungen verändert hat. Während der
Zeugnisinhalt und -aufbau weitgehend
unverändert geblieben ist, wurde der
Erstellungsprozess zunehmend digitaler.
Heute lassen sich fast alle Prozessanteile
der HR-Abteilung automatisieren, ledig-
lich die Führungskraft muss noch aktiv
handeln und eine Bewertung im System
abgeben. Diese Entwicklung lässt sich
ähnlich auch auf andere Personalver-
waltungs- und -serviceprozesse wie Ur-
laubsgenehmigung, Krankmeldung oder
Reisekostenbelegerfassung übertragen.
Die Rolle des Personalers verschiebt sich
vor diesemHintergrund zunehmend vom
„operativenMacher“ zumProcess Owner,
der den Prozessablauf, die Prozessbetei-
ligten und den Prozessinhalt rechtssicher
und möglichst einfach für die Nutzer (al-
so Führungskräfte) definiert, aktualisiert
und überwacht. Eingreifen muss er nur,
wenn etwas einmal nicht funktioniert.
Ein interessanter Ansatz, um zukünf-
tig noch mehr HR-Aufgaben direkt vom
Mitarbeiter ausführen zu lassen, sind
Mobile Self-Service-Apps. Diese ermög-
lichen den orts- und zeitunabhängigen
Zugriff auf personenbezogene Daten.
Die Zeiterfassung bei Kundenprojekten
oder Reisebuchungen kann so deutlich
effizienter erfolgen. Beispielsweise kann
eine Reise mobil vom Mitarbeiter ge­
plant und beantragt, vom Vorgesetzten,
der eventuell gerade selbst unterwegs
ist, mobil genehmigt und die Abrech-
nung schon während der Wartezeit am
Flughafen vorbereitet werden. Ange-
fallene Papierbelege können mit dem
Smartphone fotografiert und direkt an
die Reisekostenstelle verschickt werden.
Potenzial für die Gestaltung digitaler
Workflows bietet auch die Blockchain-
Technologie. Beim Schweizer Unterneh-
men Syngenta beispielsweise wird im
Rahmen eines stark digitalen Personal-
verwaltungsprozesses, bei dem zum
Beispiel die Krankmeldung per SMS
zur automatischen Anpassung von Ein-
satzplänen führt, mittels einer kleinen
Blockchain-Anwendung geprüft, ob eine
per Foto vom Smartphone gesendete Ar-
beitsunfähigkeitsbescheinigung korrekt
ist, das heißt ob es den Arzt gibt, seine
Bescheinigungen tatsächlich so ausse-
hen und die Praxis zum Ausstellungs-
zeitpunkt geöffnet war.
Auch das Thema People Analytics
hat großes Potenzial – insbesondere für
das Personalcontrolling. Die immer grö-
ßeren Mengen an personalbezogenen
Daten bieten vielfältige Möglichkeiten
für Automatisierungen und bessere
Entscheidungen. Einer von vielen mög-
Thorsten Petry/Wolfgang Jäger (Hrsg.):
Digital HR. Smarte und agile Systeme,
Prozesse und Strukturen im Personal-
management. 494 Seiten, Haufe 2018.
59,90 Euro.
Was bedeutet die Digitalisierung für das
Personalmanagement und wie kann der
Wandel sinnvoll gestaltet werden?
Führende Köpfe aus dem HR-Bereich
beantworten diese Fragen anhand von
Best-Practice-Beispielen aus verschie-
denen Branchen. Die Autoren stellen
konkrete Lösungsansätze in Form von
Konzepten und Tools vor. Der Heraus-
geberband liefert Personalern damit
das Rüstzeug für die erfolgreiche
Veränderung von Strategien, Prozessen,
Strukturen und Systemen.
Digital HR
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