personalmagazin 1/2016 - page 29

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Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
H
elfen wollen und helfen ist
zweierlei. Wenn in Arbeits-
agentur und Ausländeramt
überforderte Mitarbeiter
sitzen, die ihren Handlungsspielraum
nicht ausschöpfen, um rasche Einzellö-
sungen für Hospitanz, Praktikum oder
Aushilfsjob zu erlauben, dann geht in
überflüssigen Hakeleien viel Energie
verloren, die Firmen für die berufliche
Integration von Asylbewerbern nutzen
könnten. Wenn aber Ehrenamtliche und
Personalprofis, Behördenmitarbeiter
und Unternehmensmanager gemeinsam
agieren, profitieren Flüchtlinge und Fir-
men – was Beispiele leicht zeigen.
Von
Ruth Lemmer
Für Florian Wurzer, Leiter der Perso-
nalgewinnung der Deutschen Bahn in Ba-
yern, war der Weg zu den Asylbewerbern
nicht weit. Seit 2008 kümmert er sich
schon um sozial benachteiligte Kinder.
Für die Deutsche Bahn erschließt er nun
neue potenzielle Mitarbeitergruppen.
„Wenn nun Menschen aus den Krisenre-
gionen ankommen und sie Berufserfah-
rung besitzen, sollten wir sie so schnell
wie möglich einsatzfähig machen, damit
sie befreit werden von Sozialaufwen-
dungen“, meint der Personalprofi und
startete im November mit Partnern kon-
kret eine Schulung von 15 Flüchtlingen
zum Elektroniker im Betriebsdienst. Ihr
Job wird es später sein, im Fernverkehr
Klimaanlagen, Anzeigendisplays in den
Waggons, aber auch die Bremssteuerung
am Laufen zu halten. 28 Monate dauert
die Ausbildung, in der die Teilnehmer,
gefördert von der Bundesagentur für
Arbeit, ein mit der IHK abgestimmtes
Curriculum absolvieren. Doch vor dem
Fach- steht der Deutschunterricht. Alle
Umschüler haben in ihren Heimatlän-
dern bereits etwas Elektrotechnisches
gemacht – wobei nicht immer Zertifi-
kate vorliegen. Und sie sind als arbeits-
suchend eingestuft, weil sie eine gute
Chance aufs Bleiberecht haben.
Gute Chancen
Über 100 Bewerbungen gab es. Nach Pro-
filtagen, in denen Leitungen gelegt und
die Sozialkompetenz beobachtet wur-
den, sitzt nun ein algerischer Bauleiter,
der seit 2008 in Deutschland ist und im
Flüchtlingsheim als Hausmeister gear-
beitet hat, neben Studenten aus Eritrea
und Automechanikern aus Afghanistan.
Florian Wurzer: „Es wird Zeit und Geld
kosten, aber es kommt Begeisterung
zurück.“ Immer wieder wird es neben
Berufsschul- auch Praktikumsphasen
im ICE-Werk geben. Der Personaler ist
engagiert, aber nicht naiv: „Wir müssen
offen dafür sein, dass so manches nicht
klappt, aber wir haben eine gute Chan-
ce für die Leute und das Unternehmen.“
Sagt es – und plant schon weitere Klas-
sen. Für Gleisbauer und Fahrwegpfleger,
die die Bahnanlagen reinigen, schleifen
und rundum gärtnern, will die DB Netz
ebenfalls im Süden eine Qualifizierung
für Flüchtlinge starten.
In der Betriebsgröße ganz am unteren
Ende der Skala steht die Feinbäckerei
Auf Start
PRAXIS.
Unternehmen unterschiedlichster Größe entwickeln Projekte und individuelle
Lösungen, um Asylsuchende zu beschäftigen und zu integrieren.
Die Deutsche Bahn bietet Flüchtlingen
Praktika im ICE-Werk an.
© DEUTSCHE BAHN AG
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