Immobilienwirtschaft 10/2018 - page 3

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0.2018
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Begriff des Wohnens wandelt sich. Aus einer Selbstverständlichkeit
wird etwas Besonderes. Auch in den industrialisierten Staaten steht das
Thema längst verstärkt im Fokus. Migration, steigende Preise, mehr
Wohnraum pro Kopf machen aus einem Basisgut ein Luxusgut.
Wohnen wird ungewöhnlich: Im Silicon Valley steigt die Zahl der
Obdachlosen enorm. Wohnraum ist so teuer geworden, dass selbst
Google-Angestellte die Preise oft nicht zahlen wollen – lieber dauer-
campieren sie in Wohnwagen. In Schweden gehen Spotify-Mitarbeiter
gegen Wohnungsnot auf die Straße. Wohnungen werden dort, so wie
der Trabi in der DDR, streng nach Warteliste vergeben, und so müssen
neue Kollegen jahrelang im Hotel übernachten. Wartezeit für eine
Stockholmer Bleibe in begehrter Lage: bis zu 30 Jahre!
Was zeigt: Die Situation in Deutschland ist komfortabel. Wohnraum
gibt es grundsätzlich. Weil das aber denen, die in München Bezahl-
bares suchen, nicht hilft, fordern nun viele, die Wohnungsbaupolitik
stärker zu liberalisieren. Demgegenüber steht seit ein paar Wochen
das verzweifelte Bemühen der SPD, durch mehr Regulierung gegenzu-
steuern. Laut Gutachtern des Wirtschaftsministeriums droht mit mehr
Geld für den sozialen Wohnungsbau aber eine Fehlleitung von Subven-
tionen. Darwinismus oder Sozialismus? Wie soll man das Thema Woh-
nen jetzt angehen? Immerhin, man ringt.
Und nähert sich der immobilen Materie immer wieder aktionistisch.
Wie schön wäre doch ein verantwortungsvolles Abwägen der Folgen.
Aber unsere Zeit steht nicht unbedingt dafür. Eher für Trial and Error.
Arme Wohnungspolitik …
Ihr
Trial and Error in der Wohnungspolitik
„Wie nähert man sich
dem Thema Wohnen?
Darwinistisch? Sozialis-
tisch? Beispiele zeigen,
dass beides nicht taugt.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
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