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3.2018
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir merken es alle, das Finanzierungsneugeschäft der Banken ist
rückläufig, die Risikobereitschaft von Investoren steigt schleichend,
Kompromissbereitschaft in puncto Makro- und Mikrolage wächst, aus-
gewichen wird in Nischen wie Logistik und Studentenwohnen – es gibt
immer mehr endzyklische Phänomene. Es scheint tatsächlich so: Der
noch aktuelle Aufschwung auf dem Immobilienmarkt befindet sich in
einem recht späten Stadium, so die Auguren. Kippt er?
Natürlich, irgendwann. So vieles kippt: Nach den Koalitionsverhand-
lungen stirbt die Hoffnung auf den Tod der Mietpreisbremse. Nicht
nur bei der SPD herrscht Chaos, die Sorge vor der Götterdämmerung
beider Volksparteien ist oft Thema. Das Ende des Diesels steht bevor.
Die bauunwillige Berliner Bausenatorin Lompscher dürfte in Kürze
gehen. Und gerade jetzt, wo dienstleistungsorientierte Makler wieder
Lebensfreude lernen, weil sie sich verändern und – verglichen mit
deutschen Autobauern – geradezu geliebt werden, wird ihr baldiges
Ableben wegen der Kryptowährungen prognostiziert. Selbst Erfolg
ändert nichts an der Vergänglichkeit: Was gibt es zurzeit Potenteres als
die Logistikbranche samt ihren Immobilien? Aber weit kann auch ihr
Ende nicht sein, sollten die Nachrichten stimmen, dass Paketdienste
einfach keine Zusteller mehr bekommen.
Meldungen über das Ende des Zyklus, über prognostizierte Blasen,
gehören auf unserem Portal zu den am besten geklickten. Warum ist
das so? In der Bibel steht ein kluger Satz, wir sollten nämlich daran
denken, dass wir nicht ewig leben, auf dass wir klug würden. Kluges
Handeln – im Zyklus/gegenüber der Politik – ist unverändert wichtig.
Sollte uns die Faszination am Untergang tatsächlich Klugheit lehren,
hätte sie vielleicht sogar einen Sinn …
Ihr
„Die Volksparteien
schwächeln, der Diesel
stirbt, der Aufwärts-
zyklus auf dem Immo-
bilienmarkt scheint im
Spätstadium zu sein. Vie-
les kippt. Traurig – aber
nicht uninteressant.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
Am Ende klug