EDITORIAL
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1.2016
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in der Schule, auf die meine Kinder gingen, gab es ein besonderes Event:
Veranstaltet wurde ein Wettbewerb, bei dem nur Teams gewinnen konnten.
In jedem waren Starke und Schwache. Es gewann dasjenige, bei dem alle Mit-
glieder zuerst über der Ziellinie waren. Die Starken mussten die Schwachen
mitnehmen. Im Studium fand ich nichts dabei, juristisches Herrschaftswissen
auszutauschen, während der tumbe Tobi danebenstand. Er überredete mich
später zu Tramp-Ferien. Da begann ich Mitnahme wieder wichtig zu finden.
Ein Vortrag über Digitalisierung ist beendet. Ein Teilnehmer beklagt sich, die
Digitalisierer sprächen eine unverständliche Sprache und seien nicht willens
oder fähig, das gemeine Volk bei ihren Ausführungen mitzunehmen. „Ja“, sagt
der Digital-Profi zu den Gemeinen. „Ihr müsst euch halt fortbilden.“
Später begegne ich diesen gemeinen Digital-Hobbits (kommt von Hobby) aus
Immo-Land. Sie hatten sich einst auf den Weg gemacht nach Digitalien, um
die parallele IT-Welt zu erforschen. Profi-Digitalranger hatten dort überall
wild wuchernde Prop- und FinTech-Stauden, Chief-Technology-Officer-Korn,
Digitaljunkie-Mohn gepflanzt. Die Hobbits verstanden diese Welt nicht. Die
Profi-Ranger waren unauffindbar. Man sagte, sie schmorten im eigenen Saft.
Aber das sind die nun leid. Digitalien ist zu klein geworden. Um zu überleben,
setzen die Ranger an zum ganz großen Sprung nach Immo-Land. Morgen
wollen sie es bepflanzen. Doch wo ist der Boden? Die Felder sind schwarz.
Hier wächst nichts mehr. Hätten sie die Hobbits damals nur empfangen ...
Ihr
„Digitalisierer müssen den Rest
der Branche mit ihrem Wissen
benetzen, statt ihr zu enteilen.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
Mitnahme-Märchen