Immobilienwirtschaft 10/2015 - page 48

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EXPO REAL
2015
I
INVESTMENT
von der Nachfrage aus China abhängigen
Rohstoffexportnationen Australien und
Kanada sackten die Investments um je-
weils rund 20 Prozent ab. „Unter dem
Strich lag das globale Transaktionsvolu-
men im zweiten Quartal mit 161 Milliar-
den US-Dollar auf dem Niveau des Vor-
jahreszeitraums“, sagt JLLs Chefresearcher
David Green-Morgan.
Dies zeige, dass die Masse der Inves-
toren weiterhin umsichtige Strategien
verfolge, sagt Michael Fenderl, Teamlei-
ter Research bei der Beratungsgesellschaft
Aengevelt Immobilien. „Sicherheitsori-
entierte Akteure bevorzugen deutsche,
europäische und US-Metropolen.“ Risi-
koaffinere Investoren wagten sich auch
in hiesige C-Städte und nach Südeuropa.
„Opportunisten sehen derzeit mehr Chan-
cen in der deutschen Provinz oder in Spa-
nien als in Asien“, sagt Fenderl.
„Deutschland gilt nach wie vor als ei-
ner der sichersten und weltweit am stärk-
sten nachgefragtenAnlagehäfen“, bestätigt
FabianKlein, Leiter Investment bei der Be-
ratungsgesellschaftCBRE inDeutschland.
„Aber auch einige südeuropäische Länder
sind mittlerweile hart umkämpft.“ Inves-
toren, die auf eine Konjunkturerholung in
Spanien setzen, erwarben dort im zweiten
Quartal dieses Jahres Objekte imGesamt-
wert von 5,5 Milliarden Euro. „Das ist ein
Anstieg von 131 Prozent imVergleich zum
Vorjahreszeitraum“, sagt Klein. In Italien
wechselten in der ersten Jahreshälfte Ge-
werbeimmobilien im Gesamtwert von
ebenfalls 5,5 Milliarden Euro den Besit-
zer. „Mit einemPlus von 162 Prozent beim
Transaktionsvolumen im Jahresvergleich
liegt der Stiefelstaat in Europa an der Spit-
ze“, sagt Colliers-Experte Trombello.
STARKE DYNAMIK AUF VERKÄUFERSEITE
Die massiv gewachsene Dynamik hier-
zulande rührt nicht allein daher, dass es
kaufbereite Investoren gibt. „Ihnen stehen
auch genügend Eigentümer gegenüber, die
aus strategischen Gründen bereit sind,
sich von Objekten zu trennen“, sagt Fen-
derl. Ein Beispiel dafür ist die britische
börsennotierte Immobiliengesellschaft
Grainger. Sie hat jüngst die Investment-
bank Lazard beauftragt, einen Käufer für
ihre 6.000 Wohnungen in Düsseldorf,
Frankfurt, Köln und München mit einem
Buchwert von 435 Millionen Euro zu fin-
den. „Wir wollen die starke Nachfrage
nach deutschenWohnungen zumExit zu-
gunsten unserer Aktionäre nutzen“, teilte
die Gesellschaft jüngst mit. Künftig wolle
sich Grainger „allein auf den britischen
Wohnungsmarkt fokussieren“.
Der Verkauf dürfte schnell über die
Bühne gehen. Zahlreiche deutsche Woh-
nungskonzerne wollen händeringend
wachsen. Nach der Übernahme der Gag-
fah durch die Deutsche Annington ver-
suchen die Mitbewerber durch Zukäufe
ihre Portfolios auszubauen. Die niedrigen
Zinsen helfen ihnen dabei. Die Deutsche
Wohnen konnte in diesem Jahr durch
eine 500 Millionen Euro schwere Unter-
nehmensanleihe ihre Zinslast von zu-
»
„Das Transaktions-
volumen in Deutschland
lag bis Juni 40 Prozent
über dem Vergleichswert
vor zwölf Monaten.“
Ignaz Trombello,
Leiter Investment
bei der Beratungsgesellschaft Colliers
International Deutschland
„Unter dem Strich lag das
globale Transaktionsvolu-
men im zweiten Quartal
mit 161 Milliarden US-
Dollar auf dem Niveau
des Vorjahreszeitraums.“
David Green-Morgan,
JLL-Chefresearcher
Fotos: Colliers; ILL
beträgt in diesem Jahr
durch eine 500-Millionen-
Euro-Unternehmensanleihe
die Zinslast der Deutsche
Wohnen AG
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