Immobilienwirtschaft 10/2015 - page 22

22
INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
WOHNUNGSMARKT
liert angedeutet, dass „eine weitergehende
Zusammenarbeit auf dem Weg zu einem
großen Wohnungsunternehmen“ nicht
ausgeschlossen sei. Im Klartext heißt das
wohl: Adler möchte mit Conwert fusio-
nieren. Erst Mitte des Jahres schluckte
Adler die Westgrund AG und konnte ihr
Immobilienportfolio um 16.000 auf fast
50.000Wohnungen vergrößern. „Dadurch
gelang der Sprung über die Schwelle, ab
der sich Skaleneffekte wirklich optimal
nutzen lassen“, erklärt Kortmann. Sollten
Conwert und Adler sich auf eine Allianz
verständigen, würden die Hessen mit der
TAG Immobilien gleichziehen und mit
75.000 Wohnungen zum fünft- oder – im
Falle einer erfolgreichen Fusion der Deut-
schen Wohnen und der LEG-Immobilien
– sechstgrößten Wohnimmobilienbe-
standshalter in Deutschland aufsteigen.
Dass es zu weiteren Zusammen-
schlüssen kommt, ist so gut wie sicher.
Die Geschäftsmodelle ähnelten sich zu
sehr, die Möglichkeit, Synergieeffekte –
beispielsweise durch eine effizientere Im-
mobilienverwaltung – zu realisieren, sei zu
verlockend, sagenAnalysten. Vonovia will
durch die GAGFAH-Übernahme bis 2017
Synergieeffekte von 130 Millionen Euro
heben. Ein unter Analysten heiß disku-
tiertes Szenario ist, dass am Ende weiterer
Fusionen und Übernahmen letztlich zwei
börsennotierte große Wohnimmobilien
AGs übrig bleiben: Eine von ihnen würde
sich auf die qualitativ besseren Standorte
konzentrieren, wofür Vonovia wohl die
Favoritin wäre. Die andere würde eher
auf High-Yield-B-Lagen setzen, wofür
beispielsweise die TAG Immobilien als
mögliche Kandidatin gehandelt wird.
Gerade bei TAG Immobilien gibt man
sich, was Übernahmen betrifft, derzeit al-
lerdings betont zurückhaltend. „Wohnim-
mobilien AGs sind bereits recht ambitio-
niert bewertet, momentan hat für uns da-
her das Heben von Effizienzen in unserem
Wohnungsbestand Vorrang vor weiteren
Zukäufen“, betontMartinThiel, Finanzvor-
stand der TAG Immobilien AG.
«
Norbert Jumpertz, Staig
Unter den börsennotierten Immobilien-
gesellschaften kam es in den vergan-
genen Monaten zu einer Reihe von
Übernahmen. Die Konsolidierung der
Branche scheint aber noch nicht abge-
schlossen zu sein. „Uns kommt es vor
allem auf die langfristigen Perspek-
tiven von Zukäufen an“, sagt Thomas
Zinnöcker, stellvertretender Vorstands-
vorsitzender der Vonovia SE.
Herr Zinnöcker, die Deutsche Anning-
ton, die kürzlich in Vonovia umbenannt
wurde, hat bislang ein turbulentes Jahr
hinter sich. Welche Aktivitäten stehen
in den nächsten Monaten an?
Vor allem
der Zusammenschluss der Deutschen
Annington und der GAGFAH war ein Schritt,
den man nicht jeden Tag macht. Bei der
Integration ging es schneller voran als
gedacht. 2016 wird die Integration der
SÜDEWO folgen. Wir haben im Juli unsere
Präsenz in Baden-Württemberg ausgebaut.
Die Immobilienmärkte in Deutschland
boomen, gerade bei Wohnungen.
Für Käufer heißt das aber auch, dass
Immobilien inzwischen mitunter recht
teuer sind. Warum drücken Sie gerade
jetzt so aufs Expansionstempo?
Die
Immobilienpreise in Deutschland haben
zum Teil deutlich zugelegt. Wir sind sehr
diszipliniert im Markt unterwegs, da es uns
vor allem auf die langfristigen Perspekti-
ven von Zukäufen ankommt. Bieten sich
Opportunitäten, muss man bereit sein, sie
zu nutzen. Wir wachsen übrigens nicht nur
durch Zukäufe, sondern auch organisch. Wir
investieren permanent in unsere Woh-
nungsbestände.
In der Branche wird eifrig darüber
spekuliert, wen Vonovia als nächstes
Übernahmeziel im Visier hat. Was die
Deutsche Wohnen oder die LEG Immo-
bilien betrifft, haben Sie abgewinkt.
An welchen anderen Kandidaten hät-
ten Sie generell Interesse – vielleicht
an der TAG Immobilien?
Spekulationen
hören wir fast jeden Tag. Unser Markt
befindet sich in einer Konsolidierungsphase.
Entscheidend ist aber, dass Akquisitionen
strategisch und wirtschaftlich passen.
Die Alternative zum Kauf von Woh-
nungspaketen wäre, selbst Baupro-
jekte zu initiieren. Welchen Vorteil hat
der Erwerb bereits bestehender Woh-
nungen im Vergleich zu Neubauten?
Der Neubau von Geschosswohnungen
kostet rund eineinhalb- bis zweimal so viel
wie der Kauf entsprechender Bestands-
immobilien, selbst wenn umfangreichere
Sanierungsmaßnahmen vonnöten sind.
Daraus resultiert die Notwendigkeit höherer
Mieten. Und die sind trotz guter Immobi-
lienkonjunktur nicht überall durchsetzbar.
Im Schnitt beträgt die Kaltmiete unserer
Wohnungen 5,70 Euro pro Quadratmeter.
Seit einigen Wochen ist die Vonovia-
Aktie im Börsenindex Dax enthalten.
Inwiefern hilft Ihnen das – abgesehen
vom Imagegewinn – für die Reali-
sierung von Expansionsplänen?
Der
Aufstieg unserer Aktie in den Dax verschafft
unserer Branche mehr Aufmerksamkeit.
An unserer Geschäftsstrategie ändert das
nichts. Unser Marktanteil beträgt gerade
mal 1,5 Prozent, es gibt genügend Wachs-
tumspotenzial.
Wer hat sich eigentlich den neuen
Namen Vonovia für die Deutsche An-
nington ausgedacht?
Der Name Vonovia
symbolisiert die Weiterentwicklung der
zusammengeschlossenen Unternehmen
Deutsche Annington und GAGFAH. Es ist
zwar ein Kunstname, aber man kann den
Namen lautmalerisch als „Wohnen und
Neu“ interpretieren. Ich finde, das passt
ganz gut. Und er hat sich als unbelastet von
fremdsprachlichen Missverständnissen und
rechtlichen Ansprüchen Dritter präsentiert.
Lieber kaufen als selber bauen
INTERVIEW
MIT THOMAS ZINNÖCKER
Thomas Zinnöcker ist seit April 2015
stellvertretender Vorstandsvorsitzender
von Vonovia. Zuvor war er eineinhalb Jahre
Vorstandsvorsitzender der GAGFAH Group.
Er war maßgeblich am reibungslosen
Ablauf der Übernahme der GAGFAH durch
die Deutsche Annington beteiligt.
1...,12,13,14,15,16,17,18,19,20,21 23,24,25,26,27,28,29,30,31,32,...116
Powered by FlippingBook