DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 1/2019 - page 12

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in der Roten Mühle einleiten. Das Ziel einer sozial
gemischtenWohnsiedlungwar noch nicht erreicht.
Durchbruch mit aktivem
Quartiersmanagement
Den Durchbruch brachte die Entscheidung für ein
aktives Quartiersmanagement. Eine Quartiers-
managerin wurde eingestellt. Sie sollte die Be-
wohner aktivieren, gemeinschaftliche Aktivitäten
fördern und eine langfristig stabile Nachbarschaft
aufbauen. Dazu kam ein Quartierstreff, der den
Bewohnern als Anlaufstation, Veranstaltungsort
und Begegnungsstätte dienen sollte. Sowohl die
Quartiersmanagerin als auch der Quartierstreff
haben sich bis heute bewährt. Die Entwicklung der
Roten Mühle bescheinigt dem Ansatz Erfolg: Der
Leerstand liegt 2018 fluktuationsbereinigt bei ca.
1% , die soziale Mischung verändert sich deutlich
und die Bewohner beteiligen sich an mannigfal-
tigen Veranstaltungen.
Der Aufwand von 40.000 € für die Senioreneinrich-
tung und von 50.000 € pro Jahr für das Quartiers-
management rechnet sich vor demHintergrund des
geringen Leerstands und der geringen Instandhal-
tungskosten. Vandalismus und Kriminalität sind im
Zuge der Aufwertung zurückgegangen.
Aktivierung der Bewohner
als Schlüssel zum Erfolg
Die Aktivierung der Anwohner im Rahmen des
Quartiersmanagements trägt bis heutewesentlich
zum Erfolg der Roten Mühle bei. Aktivitäten wie
ein gemeinsames Osterfest, ein Laternenumzug zu
Halloween oder das gemeinsame Plätzchenbacken
an Weihnachten stärken den Zusammenhalt der
Bewohner. Der Quartierstreff mit Bibliothek und
Spielecke ist Anlaufstelle für Jung und Alt. Mit
dem „Mühlenblatt“ verfügt die Wohnsiedlung so-
gar über eine eigene kleine Zeitschrift. Hier wird
regelmäßig über die aktuellen Entwicklungen im
Quartier berichtet. Die Maßnahmen wirken: Sie
verstärken die Bindung der Menschen an ihre
Heimat. Die Mieterfluktuation sinkt, was es den
Bewohnern ermöglicht, einander wirklich kennen-
zulernen. Gegenseitige Unterstützung und Rück-
sichtnahme ermöglichen ein harmonischesMitein-
ander verschiedener Generationen. Längst werden
nichtmehr alle Aktivitäten durch die Quartiersma-
nagerin initiiert. Vielmehr bietet die professionelle
Begleitung ein Gerüst, in dessen Rahmen sich die
Aktivitäten der Anwohner entfalten können. Genau
diese Eigeninitiative ist der wichtigste Grundstein
für ein funktionsfähiges Quartier.
Herausforderungen mit neuen
Partnern meistern
Eine weitere Erkenntnis: Auch, wenn alles gut
läuft, lassen neue Herausforderungen nicht lan-
ge auf sich warten. 2014 gefährdete eine defek-
te Heizungsanlage den Projekterfolg. Mehrere
100.000 € hätten für eine neue Anlage aufgebracht
werdenmüssen. Die Lösung lag einmal mehr in ei-
nemneuen Projektpartner. Der Energie-Contractor
Lava Energy GmbH installierte eine hocheffiziente
Heizung. Für Mieter und Eigentümer erfolgte dies
kostenneutral. Die eigentlich für die Heizungser-
neuerung vorgesehenenMittel konnten nun für die
Weiterentwicklung der Siedlung eingesetzt wer-
den. Nebenbei reduzierte sich auch der Energie-
verbrauch um rund 20%. Eine Win-win-Situation
für alle Beteiligten und die Umwelt.
Das Beispiel Rote Mühle verdeutlicht: Die nach-
teilige Entwicklung einer Wohnsiedlung lässt sich
durch verschiedeneMaßnahmen angehen. Die Er-
fahrungen zeigen, dass vor allemeine Kombinati-
on aus Investitionen, regionalen Partnerschaften
und die Einbindung der Anwohner zu den zentralen
Erfolgskriterien gehören. Häufig treffen umfang-
reiche Investitionen in den Gebäudebestand auf
Vorbehalte bei den Eigentümern. In vielen Fällen
sind diese unbegründet. Dem Aufwand steht bei
richtiger Herangehensweise ein deutlich positive-
rer Ertrag gegenüber. Gerade imniedrigpreisigen
Wohnsegment ist Leerstand langfristig gesehen
ein Renditekiller. Hat die Abwärtsspirale erst ein-
mal einen kritischen Punkt überschritten, helfen
klassische Instrumente des Mietermanagements
nicht weiter. Wirtschaftlich opportun ist dann nur,
die Rahmenbedingungen zu ändern, um langfris-
tig einen Umschwung zu erreichen. In der Roten-
Mühle ist das gelungen.
Weitere Informationen:
und
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
klung
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
Das eingerichtete immobilienwirtschaftliche
Quartiersmanagement trägt Früchte – wie sich
an gemeinsamen Aktivitäten der Bewohner beim
Gärtnern oder bei Ausflügen zeigt
Im Sommer 2015 feierte die
Wohnanlage „Rote Mühle“
ihr 20-jahriges Bestehen.
Hier der erneuerte Bestand
in der Beethovenstraße 8 in
Wittstock
Quelle: Dosse-Immobilien GmbH
Quelle: Treucon Gruppe
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