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1|2019
Wie die Repositionierung einer Wohnsiedlung gelingt
Frischer Wind für das Wohnquartier Rote Mühle
In vielen ostdeutschen Städten und Gemeinden wurden nach der Wiedervereinigung neue Stadtteile
entwickelt. Viele dieser Quartiere haben unter einem massiven Strukturwandel gelitten – so auch die
Wohnsiedlung Rote Mühle im brandenburgischen Wittstock. Leerstand und Überalterung bedrohten die
Zukunft der Anwohner. Das Beispiel zeigt, wie die Repositionierung durch gezielte Investitionen und
ein aktives Quartiersmanagement gelingen kann.
Das Rote-Mühle-Quartier im brandenburgischen
Wittstock liegt rund 120 Kilometer nordwestlich
von Berlin. Die 267 Wohneinheiten umfassende
Wohnsiedlung für junge Familien entstand in ei-
nemstrukturschwachenRaum. 1995wurde sie von
der Fondsgesellschaft Rote-Mühle-Weg OHG im
ersten Förderweg errichtet. Die Entwickler hofften
auf Zuzug in der damals rund 13.800 Einwohner
zählenden Kleinstadt. Das Gegenteil trat ein – ein
Bevölkerungsrückgang in den 1990er-Jahren
schwächte Wittstock. Es folgten zunehmender
Leerstand und Überalterung in der ganzen Stadt,
speziell im Rote-Mühle-Quartier.
In den 1990er Jahren wurden in vielen Orten – teilweise in Erwartung eines Bevölkerungswachstums, teilweise als Reaktion auf die veränderten Wohnbedürfnisse der
Bevölkerung – Wohngebiete neu gebaut. Eines dieser Wohnungsbauprojekte stellt das Quartier „Rote-Muhle-Weg“ in Wittstock an der Dosse dar
Quelle: Treucon Gruppe
Thomas Doll
Geschäftsführender Gesellschafter
TREUCON Gruppe
Berlin
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
Hoher Leerstand und soziale Schieflage
Zum Ende des Jahrtausends hatte das Quartier
mit großen sozialen Problemen zu kämpfen. Der
Leerstand belief sich auf 19%. Mehrere Familien in
der RotenMühlewaren russische Aussiedler. In der
Bevölkerungwar schnell vom„Russenquartier“ die
Rede. Ein Stigma, das über viele Jahre das Image
der Wohnsiedlung prägte. 2002 übernahm die
TREUCON Gruppe das Asset-Management für den
überwiegenden Teil des Wohnquartiers. Gängige