STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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6|2015
der Bundesstiftung Baukultur bestätigt, die im
Rahmen des Baukulturberichts 2014/15 durch-
geführt wurde. Demnach hat, befragt nach den
wichtigsten Kriterien für Wohnqualität, mit 96%
die Erreichbarkeit von Infrastrukturangeboten
die höchste Priorität für die Bürger, gefolgt von
der Lebendigkeit des Viertels durch funktionale
Mischung (70%) und einer gewünschten sozia-
len Mischung von Bewohnern unterschiedlicher
Herkunft (55%). Der Wunsch nach attraktiv ge-
stalteten Straßen, Plätzen und Gebäuden, also der
baukulturellen Erscheinung unserer Städte, ist mit
58% ebenfalls stark ausgeprägt.
Die ambitionierten Wohnungsbauzahlen beim
Neubau verlocken zur Steigerung der Losgrö-
ßen. Neue Wohnungsbaustandorte mit mehr als
500 Wohnungen, in der bisherigen Definition
die Vermutungsgrenze für Großsiedlungen, sind
denkbar und im Einzelfall notwendig. Dabei soll-
ten jedoch keine „langen Jammer“ neu errichtet
werden oder sozialer Wohnungsbau in anonymen
Hochhäusern stattfinden, sondern eine klein-
teilige Körnigkeit angestrebt werden. Die damit
verbundene Ausrichtung der Quartiersstruktur an
Parzelle und Einzelhaus ist Grundlage und güns-
tige Vorbedingung für eine funktionale Mischung
sowie Voraussetzung für eine kleinteilige sozia-
le Mischung. Eine große Kommunalbefragung,
die ebenfalls im Rahmen des Baukulturberichts
2014/15 durchgeführt wurde, ergab, dass grund-
stücksübergreifende Konzepte von mehr als zwei
Drittel der Kommunen als sehr wichtig für die
Qualifizierung gemischter Quartiere angesehen
werden. Hierzu gehört auch die gewerbliche, kul-
turelle oder soziale Nutzung des Erdgeschosses,
denn dies ist Kontakt- und Kommunikationszone
für die Bewohner – aus Sicht der Kommunen gibt
es hier Aufholbedarf: 73% der Kommunen sehen
die Belebung der Erdgeschosszone als Schlüssel
für die Lebendigkeit des Quartiers.
Neue (Leistungs-)Phasen des Planungs- und
Bauprozesses
Welche Aufgabe kommt nun angesichts dieser
Situationsbeschreibung den Unternehmen der
Wohnungswirtschaft zu? Sie sind diejenigen, die
in der Vorphase von Projekten die entscheiden-
den Weichenstellungen zu Bau- oder Umbauent-
scheidungen treffen und die als Bestandshalter die
Möglichkeiten einer optimierenden Entwicklung
im Betrieb nutzen können. Da in beiden Zu-
Der Baukulturbericht
formuliert die Empfehlung,
die bisherigen HOAI-
Leistungsphasen
um die Phasen „Null“ und
„Zehn“ zu ergänzen
Das Wohnen und Bauen ist ein zu
wichtiges Thema, als dass man es
sich unreflektiert entwickeln lässt.
Zwei Postkartenmotive zum Thema
Quelle: Bundesstiftung Baukultur, Design: Heimann und Schwantes
Quelle: Bundesstiftung Baukultur, Design: Heimann und Schwantes