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6|2015
Die Planung und Umsetzung der großen Woh-
nungsbauziele in unseren Großstädten ist die
Herausforderung der Wohnungs- und Immobi-
lienwirtschaft in den kommenden Jahren. Am
gesamten Bauvolumen in Deutschland, das 2012
bei 309 Mrd. € lag, stellt der Wohnungsbau mit
171 Mrd. € (davon etwa 25% Neubau, 75% Be-
standsinvestitionen) den mit Abstand größten
Anteil dar. In Deutschland gibt es etwa 40. Mio.
Wohnungen, wobei pro Jahr jetzt wieder mehr als
200.000Wohnungen neu gebaut werden, Tendenz
steigend. In den nächsten fünf Jahren werden wir
so in Deutschland vermutlich 1Mio. Neubauwoh-
nungen in Wachstumsräumen erstellen und bis
2025 könnten es mehr als drei Millionen werden.
Wohnungsneubau und Bestandsumbau sind da-
mit nicht nur eine besondere Herausforderung der
Daseinsvorsorge, sondern stellen gleichzeitig das
größte Gestaltungspotenzial für die Lebensquali-
tät unserer Städte dar.
Dabei gehört die Gleichzeitigkeit von Wachstum
und Schrumpfung, von Boom in den großen Städ-
ten und Brachliegen bzw. –fallen von Flächen in
ländlichen Räumen zu den Rahmenbedingungen,
auf die Politik undWohnungswirtschaft reagieren
müssen. Die aktuellen Wohnungsbauprogramme
in den großen Städten orientieren sich dominant
an Quantitäten und machen Genehmigungs- und
Realisierungszahlen zu messbaren Kriterien für
den Erfolg neuen Wohnens in der Stadt. Dabei ist
der gesellschaftliche Nutzen ganz wesentlich nicht
nur von der Quantität, sondern von der Qualität
des Wohnungsneu- und -umbaus abhängig. Ne-
ben bezahlbarem Bauen und Wohnen sind hier
mit klugen Grundrissen geplante und gut gestal-
tete Gebäude, Quartiersqualitäten, intelligente
Verdichtungsstrategien mit flexibel anpassbaren
Wohn-, Arbeits- und Lebensräumen sowie die
baukulturelle Qualität des öffentlichen Raumes
entscheidend für eine lebenswerte Stadt.
Mischung im Quartier
Im Baukulturbericht 2014/15 widmet sich die
Bundesstiftung Baukultur dem Wohnen im ge-
mischten Quartier und definiert die feinkörnige
Ebene des Sozialraums als Planungsebene und
Voraussetzung für Urbanität – als Schlüssel zur
lebenswerten Stadt. Dass sich viele Bewohner
Lebendigkeit, Durchmischung und kurze Wege
wünschen, hat jüngst die Forsa-Umfrage
Reiner Nagel
Vorstandsvorsitzender
Bundesstiftung Baukultur
Potsdam
Quelle:Bundesstiftung
Baukultur,Foto:TillBudde
Das Erfurter Bauensemble Schottenhöfe – hier
die Straßenansicht – stellt ein innerstädtisches
Entwicklungsprojekt dar, bei dem in vorbildlicher
Weise alt und neu verbunden wurde
Quelle: osterwoldschmidt, Foto: Steffen Michael Gross, Weimar
Grafiken aus dem Baukulturbericht zum Themenbereich Wohnungsbau
Quelle: Bundesstiftung Baukultur, Design: Heimann und Schwantes