Tagen Oktober 2015 - page 33

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„Keine Stadthalle, sondern Kongresszentrum!“
Interview.
Rosenheim am Inn ist das städtische Zentrum der Region Chiemsee-Alpenland.
Das Kongresszentrum der Stadt bietet im größten Saal Platz für 1.652 Kongressteilnehmer
(Reihenbestuhlung). Mit Susanne Baumgartner, Leiterin des Kultur- und Kongresszentrums
Rosenheim, sprachen wir über Marketing und Positionierung.
Vor 30 Jahren wurde die Stadthalle Rosenheim als „Halle
für alle“ gebaut. Wie positioniert sie sich heute?
Susanne Baumgartner:
Seit einer Erweiterung im Jahr 1997
positionieren wir uns als „Kongresszentrum“. Wir erwirtschaf­
ten weit über 50 Prozent unseres Jahresumsatzes von rund
einer Million Euro über Tagungen und Kongresse. Wir sind
also keine Stadthalle. Allein schon der Begriff „Kongresszen­
trum“ macht deutlich, dass wir in einer anderen, professionel­
leren Liga spielen. Mit dieser Bezeichnung fällt es uns leich­
ter, Kongresse ab 500 Personen aufwärts nach Rosenheim
zu holen.
Die Stadt Rosenheim will doch seinen Bürgern bestimmt
auch Kultur bieten …
Baumgartner:
Auch wir bieten den Rosenheimern hoch­
wertige Konzerte, Theater- und Comedy-Events sowie viele
schöne Bälle, aber für uns ist das nur ein Zubrot. Die Kultur
dient der Wahrnehmung der Location. Unser Ziel ist es aber,
möglichst große, zwei- bis dreitägige Kongresse nach Rosen­
heim zu bringen, von denen nicht nur die Hotellerie und die
Gastronomie, sondern die ganze Stadt profitiert.
Warum sollte jemand Kongresse in Rosenheim abhalten?
Baumgartner:
Die Mehrheit unserer Tagungs- und Kongress­
kunden kommt aus der Region. Sie schätzen das Kongress­
zentrum, weil wir über die Autobahnen und die Eisenbahn
schnell zu erreichen sind und natürlich auch, weil wir insge­
samt – also zum Beispiel mit den Übernachtungskosten –
deutlich günstiger sind als unsere Konkurrenz in Großstädten
wie München, Salzburg oder Innsbruck.
Und was könnte Veranstalter, die nicht in der Region ange-
siedelt sind, dazu bewegen, mit einer Tagung nach Rosen-
heim zu kommen?
Baumgartner:
Hier finden sie noch ein Stück heile Welt. Es
gibt hier eine sehr schöne Landschaft und viel Herzlichkeit
gegenüber Gästen. Außerdem sehr gutes Essen und ein tou­
ristisch attraktives Rahmenprogramm. Unsere Kunden loben
uns übrigens am häufigsten für unsere hohe Serviceorientie­
rung. Sie sagen: Wir haben uns nie alleingelassen gefühlt,
weil es immer einen Ansprechpartner gab, der eine Lösung
fand, wenn eine Überraschung zu bewältigen war.
Wie läuft nach Ihrer Erfahrung bei den Veranstaltern der
Auswahlprozess einer Halle ab?
Baumgartner:
Zuerst legt der Veranstalter die Region für die
anstehende Tagung fest, dann sucht er sich zwei oder drei
Locations aus, die groß genug sind, um die erwartete Anzahl
der Teilnehmer bequem unterzubringen. Anschließend spie­
len die Parksituation und die Übernachtungsmöglichkeiten
eine wichtige Rolle. Die technische Ausstattung ist weniger
relevant, weil man Technik leicht dazumieten kann.
Was wird sich nach der derzeitigen Sanierung des Kultur-
und Kongresszentrums Rosenheim ändern?
Baumgartner:
Insgesamt wird sich die von der Stadt beschlos­
sene Sanierung auf etwa 23 Millionen Euro belaufen. Höhere
Anforderungen des Brandschutzes und eine Modernisierung
der Technik machen diese Investition notwendig. Die Bauar­
beiten werden nur während der Sommerpause durchgeführt,
damit das Haus zum Saisonbeginn (ab Anfang Oktober) die
Tagungsgäste wieder empfangen kann. Nach der Sanierung
bieten wir eine verbesserte Optik, hervorragende Licht- und
Tontechnik und eine bessere Ausstattung der Tagungsräume.
Interview: Gudrun Porath
Foto: Porath
Susanne Baumgartner (li.).
Leiterin des Kultur- und
Kongresszentrums, und Themenmanagerin Arina Schaller.
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