PERSONALquarterly 4/2016 - page 29

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04/16 PERSONALquarterly
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Welche Arbeitgebermerkmale werden von den am Arbeitsmarkt stark
umworbenen MINT-Fachkräften
1
als besonders attraktiv wahrgenommen und motivieren diese
zu einer Bewerbung?
Methodik:
Breit abgestützte quantitative Online-Befragung
Praktische Implikationen:
Ein zielgruppenorientierter Personalgewinnungsprozess sollte
weniger auf Generationenstereotypen setzen, sondern herausfordernde Fach- und Projektauf-
gaben, Entwicklungsmöglichkeiten, eine als positiv erlebte Führungs- und Zusammenarbeits-
kultur sowie individualisierte Arbeitszeitmodelle ins Zentrum stellen.
Frauen, von 9 Personen fehlt die Angabe. In der jüngeren Ko-
horte haben proportional deutlich mehr Frauen geantwortet.
Als höchsten Berufsabschluss geben zwei Drittel der Befragten
ein Hochschulstudium an. Dieser hohe Anteil steht vermut-
lich mit der Rekrutierung der Befragten unter anderem über
Alumni-Netzwerke in Zusammenhang. In der jüngeren Kohor-
te verfügen 14%, in der älteren verfügen 23% über ein Meis­
terdiplom oder einen höheren Fachabschluss. Die restlichen
Befragten verfügen zumindest über einen Berufsabschluss
oder die Matura.
Mehr als ein Drittel der Befragten (41%) arbeitet im Bereich
Informatik, weitere 27% im Bereich Technik (z.B. Elektro-, Ma-
schinen-, Mikrotechnik), und 32% in anderen MINT-Bereichen
(Bauwesen, Chemie und Life Sciences, exakte Wissenschaf-
ten etc.) Die Verteilung auf die verschiedenen Berufsfelder ist
in beiden Kohorten ähnlich. Knapp ein Drittel der Befragten
arbeitet in einem KMU mit weniger als 250 Mitarbeitenden.
Befragte aus der jüngeren Kohorte arbeiten häufiger in KMU
(41%) als Befragte aus der älteren Kohorte (25%). Die Mehrzahl
der Befragten (58%) arbeitet seit weniger als drei Jahren beim
aktuellen Arbeitgeber. In der jüngeren Kohorte sind dies 74%,
in der älteren Kohorte 42%.
Zum Zeitpunkt der Befragung leben 84% der MINT-Fachkräf-
te aus der älteren Kohorte in einer Partnerschaft, 40% nehmen
Kinderbetreuungsaufgaben wahr. In der jüngeren Kohorte
leben nur 57% in einer Partnerschaft, nur 6% nehmen Kin-
derbetreuungsaufgaben wahr. Die jüngeren MINT-Fachkräfte
befinden sich somit in einer anderen Lebensphase als ihre äl-
teren Kolleginnen und Kollegen. Die große Mehrheit hat einen
Beschäftigungsgrad von 100%. Nur 20% der jüngeren Kohorte
und 25% der älteren hat einen Beschäftigungsgrad von 80%
oder darunter.
Im Folgenden werden die Resultate für jede der Fragen dar-
gestellt und jeweils auch aufgezeigt, ob und wie sich jüngere
und ältere MINT-Fachkräfte unterscheiden.
Methodik und Fragestellung
Die Befragung wurde über einen Online-Fragebogen zwischen
Juli und September 2014 durchgeführt. Die MINT-Fachkräfte
wurden über verschiedene Kanäle (u.a. Verbände, Unterneh-
men mit hohem Anteil an MINT-Fachkräften, Alumni von tech-
nischen Hochschulen) angesprochen. Der Fragebogen wurde
von insgesamt 600 Personen aus einem breiten Spektrum von
MINT-Berufen vollständig beantwortet. In den hier berichteten
Ergebnissen werden zwei Alterskohorten berücksichtigt.
3
Je
zur Hälfte stammen die verbliebenen 563 Probanden aus der
Generation Y (Jahrgänge 1984-1994) bzw. der Generation X
(Jahrgänge 1964-1983).
Die MINT-Fachkräfte wurden zu ihren Erfahrungen bei der
Stellensuche und zu wichtigen Elementen im Bewerbungspro-
zess befragt. Zu jeder der drei Fragen wurden die Antwort­
optionen (vgl. Abbildungen 1 bis 3) in zufälliger Reihenfolge
vorgegeben, jeweils mit der Möglichkeit zu Mehrfachantworten
und individuellen Ergänzungen im offenen Feld „andere“. Fol-
gende Fragen wurden gestellt:
3
Wie wurden Sie auf Ihren derzeitigen Arbeitgeber aufmerk-
sam?
3
Welche Faktoren und Informationen sind für Sie persönlich
wichtig, damit Sie sich bei einem neuen Arbeitgeber bewer-
ben?
3
Welche Elemente im Bewerbungsprozess sind Ihnen beson-
ders wichtig?
Um die Bedeutung von flexiblen Arbeitsbedingungen zu er-
fassen, wurden den MINT-Fachkräften in zufälliger Reihen-
folge neun Optionen vorgelegt (vgl. Abbildung 4), die sie auf
einer Likertskala von 1 (nicht wichtig) bis 5 (sehr wichtig)
beurteilten. Die Frage lautete:
3
Wie wichtig sind Ihnen folgende Angebote flexibler Arbeits-
bedingungen?
Stichprobe
Das mittlere Alter der Befragten beträgt 32 Jahre. In der jün-
geren Kohorte beträgt das mittlere Alter 27 Jahre, in der älteren
Kohorte 38 Jahre. Entsprechend der stark geschlechtsspezi-
fischen Segmentation des Arbeitsmarkts in MINT-Berufen ha-
ben 77% Männer geantwortet, nur 22% der Stichprobe sind
1 MINT steht für die Berufe der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
2 Die Ergebnisse der 34 qualitativen Interviews und 13 Fokusgruppendiskussionen mit Schweizer MINT-
Fachkräften der Alterskohorten Generation Y und X werden in Kels et al. (2015) dargestellt.
3 Nicht berücksichtigt werden die Antworten von 37 Probanden, die älter als 50 Jahre und damit nicht
mehr der Generation X zugehörig sind.
1...,19,20,21,22,23,24,25,26,27,28 30,31,32,33,34,35,36,37,38,39,...60
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