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SOFTWAREGUIDE
REAL ESTATE
2017
EFFEKTE IM ZUGE DER DIGITALISIERUNG
Unter
dem Stichwort „Proptech“ entsteht gerade eine
Vielzahl von kleinen, speziellen Lösungen meist in
Form von „Apps“. Laut einer Marktstudie von CB
Insights wurden 2015 weltweit 1,5 Milliarden Euro
in diese Start-ups investiert. Die Tendenz für 2016
ist steigend. Ein Teil dieses Booms schlägt sich na-
türlich auch in Deutschland nieder. Denn einerseits
generieren Smartphones durch ihre Allgegenwär-
tigkeit eine enorme Datenflut. Andererseits wird
diese Datenflut aber erst in Kombination mit der
gegenseitigen Vernetzung (z.B. Wohnungsanbieter
auf airbnb mit möglichen Interessenten) fruchtbar
gemacht. Typisch für diese Apps (wie z.B. conda-
ro, airbnb, McMakler, wunderflats,…) ist ein stark
eingegrenzter, dafür aber sehr spezialisierter Funk-
tionsumfang. Um schnell auf den Markt zu kom-
men, ist es nötig, dass diese Apps möglichst autark
funktionieren. Ist für jeden Neukunden ein Daten-
integrationsprojekt erforderlich, funktioniert eine
schnelle und erfolgreiche Produktivsetzung nicht.
So interessant die Funktionen und Geschäftsmodel-
le der neuen Proptechs auch sind, meist entstehen
dadurch neue, von ebendiesen Apps fein säuberlich
gepflegte autarke Datenfriedhöfe. Der Zugriff auf
alle objektrelevanten Daten ist aber wiederum in
der Wertschöpfungskette enorm wichtig. Es existie-
ren zwei Lösungsansätze:
›
Zentrale Datenhaltung: Die Daten werden zent-
ral und hierarchisch verwaltet. Der Zugriff kann
dann durch die unterschiedlichen Systeme dezen-
tral erfolgen.
›
Dezentrale Datenhaltung: mehrere spezialisierte,
dezentrale Einzelsysteme, die auf standardisierter
Basis Daten untereinander austauschen.
Herrschte dereinst die Vision, wir würden von
einzelnen Supercomputern à la HAL aus Stanley
Kubricks Film „Odyssee 2001“ beherrscht, so hat
uns Google gelehrt, wie man sich dem Ziel einer
vernetzten Welt mit handelsüblichen PCs wesent-
lich besser annähern kann. Die so oft zitierte Cloud
besteht heute nicht aus einem zentralen Supercom-
puter, sondern aus einer Vielzahl von vernetzten
Einzelsystemen. Dies ist nur möglich, da alle PCs
mit dem TCP/IP Format die gleiche Infrastruktur
zum Datenaustausch nutzen. Damit Proptech-Apps
zum kommerziellen Erfolg werden, ist deren Inte-
gration in die Dateninfrastruktur der Immobilien-
wirtschaft erforderlich. Mit der gif-Richtlinie zum
Immobilien-Daten-Austausch und dem internati-
onalen Converter IC-RED ist das Fundament für
einen gemeinsamen Datenaustausch bzw. eine ge-
meinsame Sprache gelegt. Für die eben genannte
Allmacht wird dies nicht genug sein, für eine effizi-
entere und effektivere Arbeitsweise in der Immobi-
lienwirtschaft aber sehr wohl.
«
Dominik Brunner MRICS, Dr. Stephan Seilheimer MRICS
Dominik Brunner, MBA, MRICS
ist Mitglied der Kompetenzgruppe Real
Estate IT der gif Gesellschaft für Immobi-
lienwirtschaftliche Forschung e.V. Er berät
mit BetterREIT Unternehmen zur Anlage-
klasse Immobilie und zum IT-Übergang.
Dr. Stephan Seilheimer MRICS
ist stellvertretender Leiter der Kompetenz-
gruppe Immobilien-Daten-Austausch der gif
Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche
Forschung e.V.
AUTOREN
„Wenn keine oder keine aktuellen
FM-Daten existieren, ist eine geeignete
Datenerfassung unabdingbar. Hierfür
stehen zahlreiche Methoden und Tech-
nologien zur Verfügung. Diese hängen
vom gewünschten Detaillierungsgrad
und der erforderlichen Genauigkeit
sowie dem Volumen der Daten ab.“