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wirtschaft + weiterbildung
02_2019
Stefanie Hornung
hot from the US
Berühmt wurde Tom Peters, als er im Jahr 1982
zusammen mit Robert Waterman das Buch „Auf
der Suche nach Spitzenleistungen – Was man von
den bestgeführten US-Unternehmen lernen kann“
auf den Markt brachte. Kritiker feindeten zwar von
Anfang an die Methoden, mit denen er und sein
Mitautor die bestgeführten Unternehmen ermittelt
hatten, als wissenschaftlich unsauber an, aber das
Buch wurde in Managerkreisen trotzdem zum Knül-
ler. Die beschriebenen Vorzeigeunternehmen waren
herausragend, weil sie eine kundenorientierte
Unternehmenskultur hatten. Alle Erfolgsfaktoren
bezogen sich auf Soft Skills. Das war neu.
Nach fast 40 Jahren verkündet Peters immer noch
die Botschaft „Hart ist weich. Weich ist hart“. Men-
schen, Beziehungen und Kultur bringen letztlich
Umsatz und Profit. In seinem neuesten Buch geht
es Peters darum, mit Nachdruck klarzumachen,
dass die Menschen auch in einer zunehmend von
KI bestimmten Welt nur dann ihren Job behalten,
wenn sie in jedem Moment ihres Berufsalltags eine
exzellente Leistung abliefern. Exzellent ist, wenn
man eine Präsentation, die man schon oft gehalten
hat, trotzdem immer wieder sorgfältig vorbereitet
und aktualisiert. Exzellent ist, wenn man gegenüber
einem Kunden Verantwortung übernimmt, obwohl
man sagen könnte, man sei nicht zuständig. Exzel-
lenz ist für Peters „die“ Kurzfrist-Strategie. Wer im
Schongang arbeitet, der wird schon bald von einem
Roboter ersetzt werden. Niemand glaubt natürlich,
dass zum Beispiel ein Taxifahrer seinen Job dadurch
vor Uber oder selbstfahrenden Autos schützen
kann, dass er extrem freundlich, hilfsbereit und in
mehreren Sprachen unterhaltsam ist. Peters meint
auch etwas anderes: Im Wesentlichen wird es in
Zukunft darauf ankommen, dass Angestellte wie
Selbstständige die unvermeidlichen Roboter oder
die künstliche Intelligenz dazu nutzen, ihre eigene
Leistung zu steigern. Die so erreichte Exzellenz
sollte sie unersetzlich machen.
Für Trainer dürfte besonders interessant sein, dass
Peters der Fähigkeit des „Zuhörens“ ein eigenes
Kapitel widmet, weil er das Zuhören für die wich-
tigste Eigenschaft einer Führungskraft hält. Das
Zuhören sollte „leidenschaftlich“ sein. Der Zuhörer
muss seinen inneren Monolog stoppen, seinem
Gegenüber exklusive Aufmerksamkeit schenken,
sich emotional vollständig auf ihn ein-
stellen und so seine Gefühle (!) und seine
Bedürfnisse (!!) mitbekommen. Peters
selbst schreibt sich das Wort „Zuhören“ mit
einem Stift auf die Innenfläche der Hand,
wenn er in ein wichtiges Gespräch geht. Er
schreibt mit, was sein Gegenüber sagt, und er hat
sich darauf vorbereitet, interessiert und wohlwol-
lend nachzufragen. Unternehmen wie einzelne Mit-
arbeiter sollten sich (in Workshops?) fragen, welche
alltäglichen Dinge sie professionalisieren müssen,
um in den Genuss von Exzellenz zu kommen –
Zuhör-Trainings sollten auf alle Fälle dazugehören.
Botschaft vom Managementguru
Exzellenz, was sonst?
Die freie Journalistin/Reporterin Stefanie Hornung hat sich auf die Themen New Work, Personalmanagement und Diversity spezialisiert. Sie gehörte viele Jahre
als Pressesprecherin zum Team der größten deutschen Personalfachmessen „Zukunft Personal“, „Personal Nord“ und „Personal Süd“. Außerdem war sie Chefre-
dakteurin des Online-Portals „HRM.de“. Mail:
Foto: Ines Meier
Tom Peters:
„The Excellence Dividend: Mee-
ting the Tech Tide with Work
That Wows and Jobs That Last“,
Vintage/Penguin Random
House LLC, New York 2018,
496 Seiten, 13,40 Euro
Roboter und künstliche Intelligenz
nutzen, um die Qualität der eigenen
Leistung zu steigern.
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