wirtschaft und weiterbildung 10/2015 - page 47

R
wirtschaft + weiterbildung
10_2015
47
forschung der Technischen Universität
München (TUM) intensiv an der neuen
Herangehensweise im Bereich Motiva-
tionsdiagnostik zusammengearbeitet.
Anders als das Instrument Reiss Profile
messe die MPA „Motive als das, was sie
sind: eine Emotion“. Das Ergebnis sei
ein sogenannter „konstruktivistisch-lim-
bischer” Fragebogen, mit dem erstmals
die tatsächliche „Energiemenge” – das
heißt das Motivationspotenzial – gemes-
sen werden kann, das in jedem einzelnen
Motiv schlummert. „Wir haben unsere
eigene jahrelange Erfahrung mit Reiss
Profile und anderen Motivanalysen durch
die Zusammenarbeit mit Frau Dr. Steiner
auf wissenschaftliche Beine stellen und
die Motive identifizieren können, die tat-
sächlich solide wissenschaftlich belegbar
sind”, erklärt Axel Janßen, zusammen
mit Stefan Lapenat und Rolf Meier Ent-
wickler, Gründer und Gesellschafter der
MPA.
Auch die von Susanne Steiner verfasste
„Stellungnahme zur wissenschaftlichen
Begleitung der Entwicklung der MPA“ auf
dem TUM-Briefpapier vom 31. Juli 2013
klingt vielversprechend: „Die MPA ist ein
wissenschaftlich fundiertes personaldi-
agnostisches Instrument zur Erfassung
menschlicher Motivationsunterschiede“,
heißt es da. „Durch die besondere Art
der Item-Formulierung und die Mess-
Methodik erfasst die MPA Motivations-
potenziale wesentlich exakter als viele
andere Fragebogenverfahren.“ Und wei-
ter: „Damit integriert die MPA bestehende
wissenschaftliche Erkenntnisse der Er-
fassung von Motiven, aktuelle Erkennt-
nisse der Neurowissenschaften und neue
Ansätze des Entwicklerteams zu einem
wertvollen Analysewerkzeug für Unter-
nehmen und Privatpersonen und bietet
große Vorteile zu anderen auf dem Pra-
xismarkt verfügbaren Instrumenten, die
angeben, Motive zu erfassen.“
Uwe P. Kanning, Psychologieprofessor an
der Hochschule Osnabrück, wird bei den
Formulierungen hellhörig. „Der Hinweis
auf das Limbische System ist letztlich
nicht mehr als eine Marketingstrategie“,
kritisiert er. „Ebenso gut könnte man
sagen, der Ansatz sei endokrinologischer
Natur, denn letztlich ist motiviertes Han-
deln – so wie jedes Handeln – ohne die
Ausschüttung von Botenstoffen im Körper
nicht denkbar.“ Und mit dem Verweis zur
Neurowissenschaft wirke der Fragebogen
nur dem äußeren Schein nach „höher-
wertiger“ oder „wissenschaftlicher“. Auch
der Hinweis auf den Konstruktivismus sei
ohne tiefer gehende Aussagekraft. In der
Art, wie der Begriff hier verwendet wird,
treffe er auf jeden Fragebogen zu, weil die
Testperson stets abwägen muss, auf wel-
che Situationen sie sich bei der Beantwor-
tung bezieht – also „konstruktivistisch“
vorgehen muss.
Fehlende Testgütekriterien
Um einen aussagekräftigen Test auf den
Markt zu bringen, sind aufwendige und
komplizierte empirische Studien notwen-
dig und ein Testverfahren muss dabei
wesentliche Gütekriterien erfüllen. Es
muss valide oder gültig sein. Es muss
also nachgewiesen sein, dass der Test
überhaupt das misst, was er vorgibt zu
messen. Er muss objektiv sein. Das Test­
ergebnis darf zum Beispiel nicht vom
Testleiter abhängen. Und er muss relia-
bel oder zuverlässig sein. Dazu gehört,
dass auch bei weiteren Messungen (Re-
Test) ein weitgehend ähnliches Ergebnis
herauskommt. Zudem muss ein Test an
einer Referenzgruppe normiert sein, um
überhaupt zu wissen, was ein Ergebnis
aussagt (Eine Checkliste findet man hier:
DIN_Buch_Checkliste_1.pdf).
Doch entsprechende Studien und Kenn-
werte dazu gibt es offenbar bei der MPA
bisher nicht. Susanne Steiner habe wis-
1...,37,38,39,40,41,42,43,44,45,46 48,49,50,51,52,53,54,55,56,57,...68
Powered by FlippingBook