wirtschaft und weiterbildung 10/2015 - page 51

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man als Hochschule erst einmal „Markt-
forschung“ betreiben, ob es genug Inter-
essenten gibt, die bereit sind, für das Stu-
dium zu bezahlen und ob die Nachfrage
von Dauer sein wird. „Hierfür ist in vielen
Fällen ein dauerhaftes – auch finanzielles
– Engagement von Unternehmen uner-
lässlich“, so Tauch.
An der HWR Berlin hat man das Ange-
bot in den letzten Jahren ausgeweitet und
plant weitere Programme. Angeboten
werden Master-Programme sowohl für
die private Wirtschaft als auch für den öf-
fentlichen Sektor. „Auch im öffentlichen
Dienst ist die Nachfrage hoch, weil die
Mitarbeiter mit dem Master-Abschluss
beförderungsfähig werden“, erklärt Pro-
fessor Zaby. Zudem sei zum Beispiel der
Master in Sicherheitsmanagement zuneh-
mend auch in der Privatwirtschaft ge-
fragt. Weiter gibt es einen Master in Pro-
zess- und Projektmanagement sowie für
Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanage-
ment. „Wir sehen, dass es immer mehr
auch die Aufgabe der Hochschulen ist,
auf die Arbeitgeber zuzugehen und maß-
geschneiderte Angebote anzubieten“, er-
klärt der Professor für Internationales Ma-
nagement. Um die Hemmschwelle beim
Master abzubauen, habe man inzwischen
Hochschul-Zertifikate entwickelt, die sich
dann zum Master aufstocken lassen. „Die
Haltung der Unternehmen hat sich schon
deutlich verbessert“, erklärt Professorin
Ruth Melzer-Ridinger, Dekanin Wirt-
schaft am Center for Advanced Studies
an der Dualen Hochschule Baden-Würt-
temberg (DHBW). „Vor einem Jahr gab es
noch viel mehr Widerstand.“ Inzwischen
hätten die Firmen erkannt, dass sie sonst
schnell ihre Talente verlören. „Das ist ein
echtes Instrument zur Personalbindung.“
Dabei sei die Sensibilität der Unterneh-
men bei den Ingenieuren größer als im
BWL-Bereich.
Gleich zwei Alternativen bei
der Deutschen Bahn
„Von unseren Recruitern hören wir, dass
die Möglichkeit eines berufsbegleiten-
den Master-Studiums für viele Bachelor-
Studenten eine sehr wichtige Perspektive
ist“, berichtet auch Ulrike Stodt, Teamlei-
terin Bildungsprogramme bei der Deut-
schen Bahn. So mancher Bachelor-Ab-
solvent fühle sich erst mit einem Master-
Abschluss als „vollwertiger Akademiker“.
Bei der Bahn gibt es für einen Mitarbeiter
zwei Möglichkeiten: Entweder er geht zu
seinem Vorgesetzten und der entscheidet,
ob und wie er ihn unterstützt. Oder er be-
wirbt sich für das DB-Masterprogramm,
bei dem es für alle Teilnehmer eine iden-
tische Förderung gibt. Dazu gehören die
Übernahme von 50 Prozent der Studien-
gebühren sowie eine Freistellung von 10
bis 15 Tagen je nach Programmstruktur
und ein Rahmenprogramm mit drei Se-
minaren zum Beginn, zur Halbzeit und
am Ende des Studiums. Darin geht es um
Themen wie Zeitmanagement und Tech-
niken zur Selbstorganisation sowie den
Aufbau eines Netzwerks zur gegensei-
tigen Unterstützung. Um den Stress der
Doppelbelastung von Job und Studium
zu reduzieren, gebe es verschiedene Ar-
beitszeitmodelle, die dem Mitarbeiter
entgegenkommen, erklärt Stodt. „Ich
bin immer wieder überrascht, wie gut
die Kollegen das hinbekommen.“ Beim
DB-Masterprogramm gibt es bundesweit
allerdings nur 30 Plätze. Zuletzt hatten
sich rund dreimal so viele Mitarbeiter
beworben und das Auswahlverfahren
durchlaufen. Darunter seien aber nicht
nur Bachelor-Absolventen, sondern auch
etliche ältere Mitarbeiter. „Wir haben eine
gute Mischung“, erklärt Bahn-Mitarbeite-
rin Stodt.
Zur Auswahl stehen verschiedene Stu-
diengänge. Dazu gehören neben renom-
mierten Unis wie der Ludwig-Maximi-
lians-Universität auch eher betrieblich
anwendungsorientierte Programme
beispielsweise an der Euro FH oder der
FOM – Hochschule für Oekonomie und
Management. „Unsere Mitarbeiter haben
unterschiedliche Erwartungen“, erklärt
Stodt. Daher brauche man ein breites
Portfolio. Zudem hat die Bahn für Füh-
rungskräfte und Mitarbeiter einen Weiter-
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