training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
10_2015
bildungs-Kompass eingerichtet, in dem
die Studiengänge gelistet sind, die das
Unternehmen empfiehlt. „Wir schauen
uns die Lehrpläne und die Studieninhalte
genau an und welche Qualifikationen der
Mitarbeiter damit erwirbt“, erklärt Team-
leiterin Stodt. Während man bei Univer-
sitäten meist auf hohe Qualität setzen
könne, seien die Fachhochschulen oft-
mals realistischer, was die Machbarkeit
des berufsbegleitenden Studiums angehe,
beobachtet die Bahn-Mitarbeiterin. Dabei
seien auch immer wieder Anpassungen
des Portfolios notwendig. Der Markt ent-
wickle sich so rasant, dass kaum noch je-
mand einen Überblick habe.
„Das Angebot ist nicht durchschaubar
und die Leidtragenden sind die Studen-
ten und die Unternehmen“, klagt auch
Michael Donat. „HR muss sich intensiver
um den Markt kümmern und Beratung
anbieten können“, fordert der Personal-
chef bei Sopra Steria Consulting in Frank-
furt. So habe er bisher rund ein Drittel der
von Mitarbeitern vorgeschlagenen An-
gebote abgelehnt, weil die Ausbildungs-
qualität nicht ausreichend war. „Ein guter
Studiengang muss sowohl den wissen-
schaftlichen Anforderungen als auch den
Anforderungen des Unternehmens genü-
gen“, sagt der Personalchef. „Als Unter-
nehmen muss es mir doch wichtig sein,
dass das Studium eine hohe Qualität hat
und mich auch als Unternehmen weiter-
bringt.“ Wenn Firmen auf billige und aka-
demisch fragwürdige Programme setzen,
sei das auch gegenüber den Mitarbeitern
verantwortungslos. „Wer mit einem Ba-
chelor-Abschluss von einer Topuni einen
Master bei einem Massenanbieter macht,
den nimmt doch keiner mehr ernst“,
warnt Donat und beobachtet eine deut-
liche Tendenz nach unten. „Bei den Mas-
senanbietern gibt es kaum noch Hürden
bei der Zulassung und der wissenschaftli-
che Anspruch bleibt oftmals auf der Stre-
cke“, kritisiert der Personalchef.
Lufthansa will Internationalität
als Schwerpunkt
Bei der Lufthansa gibt es daher Kriteri-
enkataloge zur Beurteilung der Master-
Programme mit Hinweisen zu Dauer,
Lehrplan und Rankings. Studiengänge,
bei denen Mitarbeiter gefördert wer-
den, müssen akkreditiert sein und einen
Schwerpunkt auf Internationalität haben.
Die Entscheidung über die Unterstützung
eines Mitarbeiters beim berufsbegleiten-
den Master-Studium liegt jedoch immer
bei der jeweiligen Führungskraft. „Die
kann am besten entscheiden, ob das
sinnvoll ist“, erklärt Steffen Lay, Teamlei-
ter für Nachwuchsprogramme. Allerdings
habe man einige Rahmenbedingungen
festgelegt. So werden die Studiengebüh-
ren für einen berufsbegleitenden Master
bis zu 12.000 Euro brutto übernommen,
der Mitarbeiter wird bis zu insgesamt 25
Tage für den Unterricht freigestellt und
bekommt einen Zuschuss zu den Reise-
kosten bis zu 2000 Euro. Zusätzlich gibt
es pro Jahr fünf Tage unbezahlten Urlaub,
um sich zum Beispiel auf Prüfungen vor-
zubereiten. „Wir sind überzeugt, dass
Mitarbeiter und Führungskraft zusam-
men das jeweils beste Angebot finden“,
sagt Lay. Sollten bei Führungskraft oder
Mitarbeiter Fragen aufkommen, können
sich beide an einen zentralen Ansprech-
partner bei Lufthansa wenden, der sie bei
der Entscheidung berät. Bezahlt wird die
Unterstützung aus dem Weiterbildungs-
budget, das jede Führungskraft zur Ver-
fügung hat. „Wir sehen, dass das System
funktioniert“, sagt Lay. Angaben zur Zahl
der Master-Studenten seien nicht mög-
lich.
Auch der Autobauer Daimler unterstützt
seine Mitarbeiter beim Master. Die be-
reits 2010 gestarteten Daimler Academic
Programs richten sich an ausgewählte
Mitarbeiter und Führungskräfte, die seit
mindestens einem Jahr unbefristet im
Konzern arbeiten. Dabei gebe es keine
R
Lufthansa.
Die Airline unterstützt Mitarbeiter mit professionellen Kriterien-
katalogen, das passende (berufsbegleitende) Masterstudium zu finden.
Foto: Gregor Schlaeger/Lufthansa