Wohnungspolitische Informationen 11/2019 - page 4

AUS DEN VERBÄNDEN
Barrierefreies Wohnen: WohnXperium feiert PreOpening des ersten Test- und
Demonstrationszentrums in Sachsen
Chemnitz – Nach nicht ganz einem Jahr Um- und Ausbau des alten Fabrikgebäudes auf der Fürstenstraße feierte der
Verein WohnXperium zusammen mit Vertretern aus Politik, Fördermittelgebern, Sponsoren und Vereinsmitgliedern
am 6. März 2019 das PreOpening des ersten öffentlichen Test- und Demonstrationszentrums Sachsens in Chemnitz.
WohnXperium wurde im November 2017
von einem Zusammenschluss aus Ver-
bänden und der technischen Universität
Chemnitz gegründet, um die Entwick-
lung, Verbreitung und Umsetzung geeig-
neter Lösungen auf dem Gebiet des bar-
rierearmen, barrierefreien und assistierten
Wohnens zu fördern. Der Verein leistet
einen Beitrag dafür, dass Menschen in
unterschiedlichen Lebenssituationen – vor
allem ältere Menschen und Menschen mit
Einschränkungen – so lange wie möglich
selbstbestimmt in der eigenen Häuslichkeit
leben können. „Schwerpunkt des Vereins
ist der Aufbau des ersten öffentlichen Test-
und Demonstrationszentrums Sachsens in
Chemnitz. In dieser interaktiven, multimo-
dalen Erlebniswelt können zu verschiedens-
ten Themen des Wohnens und Arbeitens,
insbesondere im Umfeld von Pflegesituatio-
nen, Kompetenzen erworben und gestärkt
werden“, so Dr.
Axel Viehweger
, Vor-
stand des VSWG, beim feierlichen PreOpe-
ning. Auch dank der finanziellen Förderung
des Freistaates Sachsen in Höhe von über
170.000 Euro konnte dieses Modellvorha-
ben realisiert werden.
„Die Anpassung des Wohnungsbestandes
an die demografische Entwicklung ist ein
zentraler Schwerpunkt unserer Politik“,
betonte
Thomas Rechentin
, Amtschef
für Kommunales, Bau- und Wohnungswe-
sen im Sächsischen Staatsministerium des
Innern. „Die Menschen werden älter und
infolgedessen steigt der Bedarf an senio-
rengerechtem und möglichst barrierefreiem
Wohnraum. Um vielen Menschen im höhe-
ren Alter ein angenehmes Leben in der
gewohnten Lebensumgebung zu ermög-
lichen, haben wir seitens der Staatsregie-
rung entsprechende Förderrichtlinien für
seniorengerechtes Wohnen und die Wohn-
raumanpassung auf den Weg gebracht.
Projekte wie das Test- und Demonstrations-
zentrum helfen entscheidend dabei, die-
sen zentralen Schwerpunkt unserer Regie-
rungsarbeit in die Praxis umzusetzen.“
Das Test- und Demonstrationszentrum dient
als zentrale Anlaufstelle für verschiedene
Akteure, wie Handwerker, Architekten,
Wohnungsunternehmen, soziale und tech-
nische Dienstleister. Für interessierte Bürger
steht ein Informations- und Weiterbildungs-
zentrum mit interaktiven Handlungsmög-
lichkeiten zur Verfügung. Möglichkeiten
zur innenarchitektonischen Ausgestaltung
sowie zu notwendigen Bewegungsräumen
im Falle physiologischer Einschränkung kön-
nen auf den Testflächen des Demonstra-
tionszentrums in verschiedenen Szenarien
und Raumgrundrissen dargestellt werden.
Dies ermöglicht Perspektivwechsel in die
jeweilige Wohnsituation körperlich einge-
schränkter Menschen. Zusätzlich ist für die
Ausstattung der Räume ein Baukastensys-
tem vorgesehen, mit dem die Möblierung,
Sanitär- und Küchenausstattung modular
an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst
werden können. Fachkräften aus den Berei-
chen Handwerk, Pflege und Wohnungs-
wirtschaft wird damit eine Test- und Ver-
suchsumgebung geboten, um die eigenen
Kompetenzen zum barrierearmen Gestal-
ten von Wohnräumen auszubauen. Dar-
über hinaus bietet das Zentrum die Mög-
lichkeit neue Installationsmöglichkeiten und
Installationstechniken zu entdecken und
zu erlernen. Des Weiteren werden vor Ort
Weiterbildungsveranstaltungen angeboten
und eine Testumgebung für alltagstaugliche
Lösungen zur Verfügung gestellt.
Die offizielle Eröffnung des ersten öffent-
lichen Test- und Demonstrationszentrums
Sachsens in Chemnitz ist für Anfang April
2019 geplant.
(jak/koch)
Mehr Informationen zum WohnXperium e. V.
finden Sie unter
Dr. Axel Viehweger, Vorstand des VSWG
(rechts), beim Testen des interaktiven Angebo-
tes im WohnXperium Chemnitz
Foto: VSWG
für die Zukunft der Mieter, der Gemeinden
und der regionalen Wirtshaft sind, fließen
sowohl in die Metropolen als auch in den
eher ländlichen Raum.
Die Entwicklung des Leerstands folgt die-
sem positiven Trend allerdings nicht. Der
Leerstand ist mit einer Quote von 10,3 Pro-
zent wieder über die 10-Prozent-Marke
gestiegen. Selbst in den Metropolen stieg
der Leerstand von 4,4 Prozent auf 4,8 Pro-
zent. „Eine neue Leerstandswelle haben
wir damit noch nicht, dennoch beobach-
ten wir diese Entwicklung kritisch“, resü-
mierte Seifert.
Erlass der Altschulden ist notwendig
Im Zusammenhang mit den Altschulden
muss die ostdeutsche Wohnungswirtschaft
noch eine ganz besondere Bürde tragen.
Im Zuge der Wiedervereinigung wurden
diese, ohne individuelle Verantwortung,
auf die Wohnungsunternehmen nach
dem Gießkannenprinzip je Quadratme-
ter Wohnfläche übertragen. Allein für die
Mitgliedsunternehmen des vdw Sachsen
schlagen hier nach wie vor knapp 470 Mil-
lionen Euro zu Buche. „Diese schuldlosen
Schulden sind noch immer eine giganti-
sche Last für viele unserer Mitglieder.“ Sie
hemmen Investitionen und würden, fällig
gestellt, einen Großteil der Unternehmen
in den Ruin treiben. „Wir fordern daher,
diese Schulden zu erlassen.“ Der Bund,
dessen Haushalt durch Steuereinnahmen
prall gefüllt ist, muss 30 Jahre nach der
Wende endlich ein Zeichen setzen, um die
ostdeutschen Länder bei den Lebensver-
hältnissen weiter an das Niveau der west-
lichen Bundesländer anzugleichen.
Ländliche Regionen fördern
An die aktuelle beziehungsweise eine
künftige Landesregierung hat der Ver-
band ebenfalls klare Forderungen. „Wir
brauchen eine üppige Förderkulisse, ins-
besondere für den ländlichen Raum“,
mahnte Rainer Seifert. Damit tritt er mit
Nachdruck der Empfehlung einer aktuellen
Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschafts-
forschung Halle (IWH) entgegen, vor allem
die großen Städte zu stärken. „Wer den
ländlichen Raum vernachlässigt, der ver-
schärft die Probleme in den Metropolen
und akzeptiert, dass viele Landstriche kom-
plett aufgegeben werden.“ Dabei seien die
Menschen, die dort lebten, durchaus sehr
zufrieden, sofern gewisse Rahmenbedin-
gungen gegeben seien.
(mue/koch)
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