Wohnungspolitische Informationen 13/2019 - page 3

Der Bericht verweist auf die wirklichen Auf-
gaben, vor denen Politik und Wohnungs-
wirtschaft stehen. „Der Wohnungsmarkt-
bericht zeigt, dass es überall in Thüringen
bezahlbaren Wohnraum gibt, das gilt auch
und gerade für Erfurt, Jena und Weimar“,
erklärte Frank Emrich, Verbandsdirektor des
vtw. „Deshalb muss unser Hauptaugen-
merk auf die Stärkung des ländlichen Rau-
mes gerichtet sein. Hier liegt der Schlüssel
für die regionale und politische Stabilität
im Land – und dem Schutz der Städte vor
Überlastung.“
Mietbelastung auf normalem Niveau
So übersteigt laut Wohnungsmarktbe-
richt selbst in Jena die Mietbelastungs-
quote der Bevölkerung nicht die kritische
30-Prozent-Marke. Der vtw unterstützt
deshalb auch die Berichtsempfehlung nach
genauer Datenerhebung in den Kommu-
nen. So würde verständlich werden, dass
auch Märkte bei zwei bis drei Prozent Leer-
stand völlig funktionsfähig sind, wenn bei
einer Fluktuationsrate von 10 Prozent jede
10. Wohnung einer Stadt jährlich auf dem
Mietmarkt angeboten wird.
Der Wohnungsmarktbericht zeigt in seiner
BUNDESPOLITIK
AUS DEN VERBÄNDEN
Mieten in ganz Thüringen bezahlbar – Landflucht bedroht die Stabilität
Erfurt – Der aktuelle Wohnungsmarktbericht des Freistaates Thüringen bestätigt zwei grundlegende Analysen des Ver-
bandes Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw) für den Thüringer Wohnungsmarkt: Zum einen herrscht
ein ungebremster Trend des Bevölkerungsrückgangs auf dem Land, begleitet von Bevölkerungszuwachs in Erfurt, Jena
und Weimar. Zum anderen besteht eine flächendeckende Bezahlbarkeit von Wohnraum in ganz Thüringen inklusive sei-
ner Großstädte.
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Spitzentreffen der Bundesregierung zum Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft
Berlin – Fachkräfte in der Baubranche sind heute gefragter denn je. Die Anzahl der Erwerbstätigen im Bauhauptgewerbe
stieg auch im letzten Jahr kräftig an – auf insgesamt rund 832.000 Beschäftigte. Dennoch leidet auch die Bauwirtschaft
unter einem Fachkräftemangel. Nach Berechnungen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (kofa) waren im Juni
2018 fast 70.000 offene Stellen für qualifizierte Fachkräfte in Bauberufen bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemel-
det. Und auch die BA hat hier erstmals einen Engpass festgestellt. Zu diesen Themen tauschten sich die Vertreter der
Bundesregierung bei einem Spitzentreffen am 13. März 2019 aus.
„Die Schaffung von ausreichend bezahlba-
rem Wohnraum ist die soziale Frage unse-
rer Zeit. Deshalb will die Bundesregierung
alles daran setzen, dass in dieser Legisla-
turperiode 1,5 Millionen neue Wohnun-
gen entstehen. Dazu brauchen wir ausrei-
chende Kapazitäten in der Bauwirtschaft
und den planenden Berufen. Politik und
Bauwirtschaft müssen dazu im ständigen
Austausch bleiben“, erklärte Bundesminis-
ter des Innern, für Bau und Heimat (BMI),
Horst Seehofer
.
„Unser Anspruch muss sein, jeder Bürge-
rin und jedem Bürger bezahlbaren Wohn-
raum zu garantieren. Damit dies gelingt,
müssen wir ausreichend Wohnraum schaf-
fen. Umso mehr kommt es darauf an,
alle Fachkräftepotenziale auszuschöpfen.
Ohne Fachkräfte wird schließlich kein Haus
gebaut. Unter Federführung des Bundes­
ministeriums für Arbeit und Soziales
(BMAS) hat die Bundesregierung eine
branchenübergreifende Fachkräftestrate-
gie erarbeitet, im Dialog mit den Sozialpart-
nern, Ländern und der Bundesagentur für
Arbeit. Denn das Zukunftsthema Fachkräf-
tesicherung ist entscheidend für Deutsch-
lands Wachstum und Wohlstand und dafür,
dass jeder Mensch ein erschwingliches
Zuhause hat“, unterstrich
Hubertus Heil
,
Bundesminister für Arbeit und Soziales.
Auf Einladung des BMI nahmen an dem
Spitzengespräch neben dem Bundesmi-
nisterium für Arbeit und Soziales und dem
Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie auch Vertreter aus Verbänden der
Bauwirtschaft, der IG BAU sowie der Bun-
desarchitektenkammer und der Bundesin-
genieurkammer teil. Die Gesprächspartner
waren sich darüber einig, dass die Bau-
wirtschaft und die planenden Berufe beim
Thema Fachkräfte gut aufgestellt sind. Um
die große Nachfrage meistern zu können,
haben die Unternehmen in den letzten
Jahren erheblich in Personal investiert. Für
2019 geht die Bauwirtschaft von einer Aus-
weitung der Erwerbstätigen im Bauhaupt-
gewerbe um weitere zwei Prozent auf rund
850.000 Beschäftigte aus. Dieser Beschäf-
tigungsaufbau erfolgte im Wesentlichen
durch den Zuzug ausländischer Arbeitneh-
mer – eine wichtige Säule der Fachkräf-
tesicherung, die weiter gestärkt werden
muss. Die Zahl der neuen Auszubildenden
stieg im vergangenen Jahr um 8,6 Prozent.
Getragen wird diese positive Entwicklung
auch durch den Investitionshochlauf für die
Infrastruktur und das Maßnahmenpaket
der Bundesregierung, das Investitionen im
Wohnungsbau durch verbesserte Rahmen-
bedingungen fördert.
Dennoch macht der Arbeitskräftemangel
auch vor der Bauwirtschaft keinen Halt. Um
dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat
die Bundesregierung eine branchenüber-
greifende Fachkräftestrategie beschlossen.
„Zusätzlich zur besseren Nutzung der inlän-
dischen Potenziale und des europäischen
Bewerbermarkts brauchen wir gut ausge-
bildete Fachkräfte aus Drittstaaten. Deshalb
haben wir ein Fachkräfteeinwanderungsge-
setz auf den Weg gebracht, von dem auch
die Bauwirtschaft profitieren wird und das
zwei Ziele verfolgt: die weitere Reduzierung
der illegalen Migration sowie die Deckung
des Arbeitskräftebedarfs der Wirtschaft“,
so Seehofer. „Es ist aber auch klar, dass
rechtliche Änderungen alleine nicht ausrei-
chen. Die Bundesregierung erarbeitet der-
zeit eine umfassende Strategie zur gezielten
Gewinnung von Fachkräften aus dem Aus-
land. Dazu gehört nicht nur der Umbau von
‚Make-it-in-Germany‘ als Dachportal der
Bundesregierung für Fachkräfte aus dem
Ausland, sondern auch eine gezielte Unter-
stützung insbesondere von KMU bei der
Rekrutierung von ausländischen Fachkräf-
ten. Das hilft auch dem Handwerk und der
Baubranche“, erklärte Bundeswirtschafts-
minister
Peter Altmaier
.
(gei/koch)
Die neue Azubikampagne der Wohnungswirt-
schaft wirbt um Nachwuchskräfte.
Foto: GdW
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