WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 2/2019 - page 3

Der Wohnungsgipfel im Herbst 2018 in
Berlin, an dem auch Sachsen beteiligt war,
habe durchaus gute Ansätze gebracht,
erläuterte vdw-Chef Rainer Seifert. So
wurde in Aussicht gestellt, dass die geplan-
ten 790 Millionen Euro Städtebaufördermit-
tel des Bundes ungefähr zu gleichen Teilen
in die Großstädte, aber auch in die Klein-
städte und den ländlichen Raum investiert
werden, etwa um eine gute Nahversorgung
und gute städtische Qualitäten zu schaffen.
Zudem soll das Baurecht zwischen den Bun-
desländern harmonisiert und vereinfacht
werden, Erleichterungen im Vergaberecht
wurden angekündigt und das bezahlbare
Wohnen und Bauen soll künftig generell
ein gleichwertiges Ziel zu Energieeffizienz
und Klimaschutz sein. „Das sind Ansätze,
die allen in der Branche helfen und nur zu
begrüßen sind“, erklärte Seifert. Viele wei-
tere Maßnahmen zielten aber insbesondere
auf die Metropolen ab. „Was mir als Signal
vom Wohnungsgipfel fehlt, ist ein ebenso
klares Bekenntnis zum ländlichen Raum.
Eine gleichwertige Behandlung von Met-
ropolen und ländlichen Regionen ist nicht
erkennbar.“ Doch gerade auch außerhalb
der Metropolen ist nach Ansicht des vdw
Sachsen Hilfe nötig. „Die Menschen kehren
– insbesondere auf dem Land und in kleine-
ren Städten – ihrem Zuhause nicht aus blo-
ßen Launen heraus den Rücken, sondern
nur, wenn sie die gewünschten Bedingun-
AUS DEN VERBÄNDEN
Baugenehmigungen in Hamburg:
Wohnungswirtschaft im Norden kritisiert lange Wartezeiten
Hamburg – Im ersten Halbjahr 2018 waren in vier der sieben Hamburger Bezirke die durchschnittlichen Wartezeiten auf
eine Baugenehmigung laut einem Bericht des Hamburger Abendblatts teilweise deutlich länger als im Jahr 2017. Be-
sonders lange brauchten demnach die Bezirke Mitte und Eimsbüttel für die Erteilung von Baugenehmigungen. In Mitte
mussten Bauherren im ersten Halbjahr 2018 im Durchschnitt 178 Tage – also gut sechs Monate – auf eine Genehmigung
warten. In Eimsbüttel waren es 165 Tage.
„Die Bauabteilungen in den Bezirksämtern
sind der berühmte Flaschenhals, wenn es
darum geht, bezahlbaren Wohnraum zu
schaffen“, erklärte dazu Andreas Breit-
ner, Direktor des Verbands norddeutscher
Wohnungsunternehmen (VNW). „VNW-
Mitgliedsunternehmen klagen seit Jah-
ren, dass sie dort ausgebremst werden.
Das Problem ist die unterschiedliche Aus-
legung der Regelungen des Baurechts in
den sieben Hamburger Bezirken. Positiv ist,
dass die Hamburger Bezirke inzwischen Teil
des Bündnisses für das Wohnen sind. Das
sollte eigentlich bis in die letzte Amtsstube
wirken, tut es aber leider nicht.“
Zahlen sagen nicht die ganze Wahrheit
Zumal die in der Senatsantwort veröffent-
lichten Zahlen nicht die ganze Wahrheit dar-
stellten, so Breitner weiter. „Sie beschrei-
ben lediglich den Zeitraum von der Abgabe
aller Antragsunterlagen bis zur Erteilung der
Baugenehmigung. Nicht selten dauert der
gesamte Genehmigungsprozess aber deut-
lich länger, weil die Bauämter vom Woh-
nungsunternehmen plötzlich weitere Aus-
künfte wollen, eine Umplanung verlangen
oder zusätzliche Auflagen machen. Das
Baurecht räumt den Baugenehmigungsbe-
hörden einen gewissen Spielraum ein, der
leider viel zu häufig umfassend genutzt
wird. Es gibt im VNW organisierte Woh-
nungsunternehmen, die bis zu drei Jahre
warten müssen, bis ein Wohnprojekt geneh-
migt wird und sie mit dem Bau anfangen
können.“ Die Bürokratie wirke sich inzwi-
schen massiv auf die Zahl der Baugeneh-
migungen in Hamburg aus. Dem Statistik­
amt Nord zufolge ging deren Zahl in den
ersten neun Monaten des Jahres 2018 im
Vergleich zu 2017 um 28,2 Prozent zurück.
„Diese Zahlen sind ein Warnsignal“, sagte
Breitner. „Die sieben Bezirksämter müssen
sich auf einheitliche, in ganz Hamburg gel-
tende Regeln für den Wohnungsbau ver-
ständigen. Unsere Mitgliedsunternehmen
erleben nicht selten, dass das, was in einem
Bezirk gilt, ein paar Straßen weiter in einem
anderen Bezirk ganz anders gesehen wird.“
Bürokratie treibt Baukosten
Hinzu komme, dass hoher bürokratischer
Aufwand die Baukosten zusätzlich steigert.
„Das trifft die im VNW organisierten Woh-
nungsgesellschaften und Wohnungsgenos-
senschaften besonders hart, weil sie keine
Möglichkeit haben, diese zusätzlichen Kos-
ten über höhere Mieten wieder hereinzuho-
len. Zumal der Anspruch unserer Unterneh-
men darin besteht, bezahlbaren Wohnraum
anzubieten“, erklärte der VNW-Direktor.
Derzeit liegt bei den Hamburger VNW-
Unternehmen die durchschnittliche Netto-
kaltmiete pro Quadratmeter bei 6,46 Euro
– und damit gut zwei Euro unter dem Durch-
schnitt des Hamburger Mietenspiegels.
„Wichtig ist es zu guter Letzt, dass Ham-
burg Vorbild des modularen Bauens wird“,
sagte Breitner. „Dazu hat das kommunale
Wohnungsunternehmen SAGA ein System-
haus vorgestellt, das – einmal genehmigt – in
allen Bezirken gebaut werden könnte. Das
SAGA-Systemhaus bietet eine reale Chance,
in absehbarer Zeit den Anstieg der Mieten
in den besonders nachgefragten Städten
zu dämpfen. Die SAGA offeriert eine gute
Lösung für die Probleme der galoppierenden
Baukosten.“
(schir/schi)
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Wintertour im Erzgebirge: Sächsische Wohnungswirtschaft fordert stärkeres
Bekenntnis zum ländlichen Raum
Olbernhau/Schneeberg – Der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen (vdw) fordert von der Bundes-
wie auch von der Landesregierung ein stärkeres Bekenntnis zum ländlichen Raum. Das unterstrich Verbandsdirektor
Rainer Seifert bei einem Besuch bei den Mitgliedsunternehmen des vdw Sachsen in Olbernhau und in Schneeberg im
Dezember 2018 Erzgebirge. Begleitet und unterstützt wurde er dabei vom Präsidenten des Spitzenverbandes der Woh-
nungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko.
vdw-Verbandsdirektor Rainer Seifert und Arne
von Sachsen (Wohnwerke Olbernhau GmbH)
mit GdW-Präsident Axel Gedaschko (v. l.)
Fotos: vdw Sachsen
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