WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 38/2018 - page 5

AUS DEN VERBÄNDEN
Gleichwertige Lebensverhältnisse? –
Verbandstag der Wohnungswirtschaft in Sachsen-Anhalt
Magdeburg – Rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, anderen Organisationen und die Vertreter von Mit-
gliedsunternehmen kamen am 5. September 2018 zum Verbandstag der Wohnungswirtschaft in Sachsen-Anhalt nach
Magdeburg. Vor dem Hintergrund der sich weiter wandelnden Gesellschaft waren die Stärkung des ländlichen Raums,
der Stadtumbau, die energetische Sanierung und die Anpassung des Wohnungsbestandes an die sich ändernde Nachfra-
ge wohnungspolitische Zukunftsthemen.
Die Bevölkerung des Landes Sachsen-
Anhalt wird im Zeitraum 2014 bis 2030 um
weitere 245.000 Einwohner schrumpfen.
Während die Prognose von einer stabilen
Entwicklung in den Großstädten Magde-
burg und Halle ausgeht, werden ohne Aus-
nahme alle Landkreise auf einen Bevölke-
rungsrückgang zwischen 12,2 Prozent im
Saalekreis und 19,1 Prozent im Kreis Mans-
feld-Südharz Antworten finden müssen.
Dies hat unterschiedliche Auswirkungen
auf die einzelnen Regionen und Standorte
und deshalb ist es so wichtig, die Frage
zu klären, was gleichwertige Lebensver-
hältnisse sind und wie sie erreicht werden
können, um allen Bürgern das Gefühl zu
vermitteln, dass ihr Heimatort nicht abge-
hängt wird.
Der Spitzenverband der Wohnungswirt-
schaft GdW hat in Zusammenarbeit mit
den Regionalverbänden unter der Über-
schrift „Wohnen jenseits der Metropolen“
die Situation der Wohnungswirtschaft im
ländlichen Raum analysiert und Vorschläge
und Handlungsansätze mit dem Ziel der
Stärkung des ländlichen Raums unterbreitet.
Zukünftige Herausforderungen
Die Städtebauförderung und die soziale
Wohnraumförderung haben eine heraus-
ragende Bedeutung für die Entwicklung
der Städte, Wohnungsunternehmen und
vor allem für die Bürger. Sie sichern, dass
das Wohnen in Stadt und Land bezahlbar
bleibt, erklärten die Verbandsdirektoren
Jost Riecke vom Verband der Wohnungs-
wirtschaft Sachsen-Anhalt (VdW) und
Ronald Meißner vom Verband der Woh-
nungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt
(VdWg) anlässlich ihres Verbandstages.
Sie forderten, dass hier auch künftig ein
Schwerpunkt im Landeshaushalt gesetzt
und die Fortsetzung der Förderprogramme
über 2019 hinaus auf hohem Niveau gesi-
chert wird.
Ein weiterer wichtiger Teilbereich sind dabei
auch die Kosten der Unterkunft. Nicht
angemessene KdU-Sätze verhindern oft-
mals die bedarfsgerechte Anpassung der
Wohnungsbestände mit Blick auf Energieef-
fizienz und die älter werdende Bevölkerung.
Die Herstellung gleichwertiger Lebensver-
hältnisse mit einer weiteren Stärkung des
ländlichen Raums, der Heimat für die meis-
ten Menschen in Sachsen-Anhalt ist, muss
als gesamtgesellschaftliche Aufgabe res-
sortübergreifend betrachtet werden. Das
bedeutet kurzfristig, dass auch die Themen
der vom Bevölkerungsrückgang betroffe-
nen Regionen beim „Wohngipfel“ der Bun-
deskanzlerin gleichrangig neben den Pro-
blemen der Ballungsgebiete beraten und
entschieden werden müssen. Das Gleiche
gilt mit Blick auf die bereits eingerichtete
Kommission „Gleichwertige Lebensverhält-
nisse“ beim Bundesministerium des Innern,
für Bau und Heimat, in der auch eine inten-
sive Diskussion über die notwendigen Maß-
nahmen für alle Regionen Deutschlands
geführt werden muss. Dies könnte auch in
Sachsen-Anhalt durch eine eigene Kommis-
sion mit begleitet werden.
Für eine weitere positive Entwicklung in
Sachsen-Anhalt bedarf es weiterhin der flä-
chendeckenden Erstellung oder Fortschrei-
bung von integrierten Stadt- beziehungs-
weise Gemeindeentwicklungskonzepten.
Im Ergebnis sollten aufgrund der vorhan-
denen demografischen Zahlen mehr quar-
tiersbezogene Maßnahmen für die quali-
tative Verbesserung des Wohnens und des
gesamten Umfeldes vorgesehen werden,
die durch ressortübergreifende Ansätze,
wie zum Beispiel bei der Einführung von
Telemedizin, unterstützt werden sollten.
Die Wohnungswirtschaft erwartet von allen
Verantwortlichen, dass das regionale und
damit konkret heimatverbundene Enga-
gement der Wohnungsunternehmen zum
Erhalt des sozialen Friedens in den Wohn-
quartieren und die Sicherung guten und
bezahlbaren Wohnens weiter in ausrei-
chendem Maße unterstützt wird. Dazu
gehört auch die Vermeidung unnötiger
neuer Auflagen zum Beispiel beim Bauen,
im Miet- beziehungsweise Steuerrecht
oder Ähnlichem für die Wohnungsunter-
nehmen. 28 Jahre Wohnungswirtschaft in
Sachsen-Anhalt seit der Wende sind eine
Erfolgsgeschichte und ein wichtiger Stabi-
litätsanker für Sachsen-Anhalt, für den sich
Bund, Land, Kommunen und Wohnungs-
unternehmen verdient gemacht haben.
Die Wohnungswirtschaft hofft, dass dieses
gemeinsame Handeln fortgeführt und die
anstehenden Probleme gemeinsam mit den
Verantwortlichen angegangen und gelöst
werden.
(rie/mei/schi)
Weitere Infos sowie die Ergebnisse der woh-
nungswirtschaftlichen Jahresstatistik in Sachsen-
Anhalt finden Sie unter
Die Vorschläge zum „Wohnen jenseits der Metropolen“ lassen sich unter
sechs Überschriften zusammenfassen:
1. Rahmenbedingungen verändern – lokale Verantwortung stärken.
2. Digitale Versorgung sicherstellen.
3. Soziale und kulturelle Infrastruktur bündeln, sichern und befähigen.
4. Mobilität neu denken, Verkehr digital vernetzen.
5. Neue Angebote im Wohnungsbau nach vorn bringen.
6. Stadtumbau als langfristige Aufgabe nicht aus den Augen verlieren.
nur so werden wir dieser nationalen Auf-
gabe gerecht werden können“. In den ver-
gangenen zwei Jahren haben 18 besonders
betroffene Modellregionen auf Landkreise-
bene hierzu Lösungsansätze für eine bessere
Verknüpfung von Daseinsvorsorge, Nahver-
sorgung und Mobilität erarbeitet, die auf
der Abschlussveranstaltung vorgestellt wur-
den. Das Modellvorhaben wurde bisher vom
Bundesministerium für Verkehr und digitale
Infrastruktur gefördert und wird nun vom
Bundesministerium des Innern, für Bau und
Heimat weitergeführt.
(pet/schi)
Die Positionen des GdW zum
„Wohnen jenseits der Metropolen“ finden Sie
unter
Fortsetzung von Seite 4
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