WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 38/2018 - page 2

BUNDESPOLITIK
land zur Verfügung stellen.
„Wir wollen die Rechte der Mieter stärken
ohne die Vermieter unverhältnismäßig zu
belasten“, sagte die Bundeskanzlerin. Strebe
der Vermieter etwa bei der Mietpreisbremse
eine Ausnahme an, müsse dies in Zukunft
schriftlich begründet werden. „Damit der
potenzielle Mieter dann auch die Gründe
wirklich nachvollziehen kann“, sagte die
Kanzlerin. Auch bei der Modernisierungs-
umlage solle angesetzt werden. Künftig sol-
len nur noch acht Prozent der Kosten auf die
Miete umgelegt werden dürfen.
Hier hakt es beim Wohnungsbau
Die Wohnungsnachfrage steigt weiter. Das
bestätigten knapp drei Viertel der vom
GdW vertretenen Wohnungsunternehmen
in einer Sonderumfrage im Vorfeld des
Wohngipfels der Bundesregierung. „Mehr
und vor allem bezahlbare Wohnungen sind
das Credo unserer Branche“, erklärte Axel
Gedaschko, Präsident des GdW, dazu. Er
appellierte an die Bundesregierung, auf
dem Wohngipfel endlich pragmatische
Lösungen für die Wohnungsfrage zu fin-
den. „Mehr Anreize für den Wohnungsbau
und keine zu engen Regulierungen“ – so
zeichnet Gedaschko die Leitlinien für mehr
bezahlbaren Wohnungsbau in Deutschland.
Die Wohnungsunternehmen engagieren
sich intensiv für mehr bezahlbaren Wohn-
raum. 87 Prozent der befragten Unterneh-
men gaben an, in den nächsten ein bis zwei
Jahren in den Neubau von Wohnungen zu
investieren. 60 Prozent der Unternehmen
sogar auf deutlich erhöhtem Niveau.
Zu wenig Bauland
Die Unternehmen sehen sich dabei aber
großen Hindernissen ausgesetzt, die den
Bau bezahlbarer Wohnungen empfindlich
stören. 64 Prozent der befragten Unter-
nehmen haben in ihrem Marktumfeld kein
ausreichendes Bauland zur Verfügung. 58
Prozent davon bezeichnen dies als großes
Hemmnis für den Wohnungsneubau.
Zu viele Auflagen
Darüber hinaus zeichnen die Unternehmen
ein kritisches Bild verschiedener Einflussfak-
toren für ihre Neubauvorhaben. 76 Prozent
sehen die administrativen Anforderungen
und behördlichen Auflagen wie Stellplatz-
verordnungen, aber auch Brandschutzauf-
lagen und Umweltbelange als entschei-
dend für das Gelingen oder Nichtgelingen
ihrer Neubauprojekte.
Zu wenig Kapazitäten
Über 60 Prozent der Wohnungsunterneh-
men kritisieren die fehlenden Ausbau- und
Rohbaukapazitäten. Über 80 Prozent der
Unternehmen sind der Meinung, dass die
fehlenden Baukapazitäten kein kurzzei-
tiger Effekt sind und sich keinesfalls von
selbst regeln werden. Darüber hinaus ist
das kostenintensive Bauland und die lange
Zeitspanne, bis das Baurecht vorliegt, eine
wesentliche Baubremse. Aber auch Bür-
gerinitiativem, die sowohl Neubau als
auch Dachaufstockungen verhindern wol-
len, werden immer wieder als Problem
genannt.
Zu viel Zeit bis zur Baugenehmigung
Insgesamt müssen die Unternehmen beim
Bau eines Mehrfamilienhauses heute mit
immer längeren Zeiträumen für die einzel-
nen Planungs- und Bauphasen rechnen.
So dauert es im Durchschnitt 35 Monate
von der ersten Planung bis zur endgülti-
gen Fertigstellung des Gebäudes. Allein 14
Monate verbraucht hier die Bauplanung
und die Anzahl der Monate zwischen Bau-
antrag bis zum Vorliegen der eigentlichen
Baugenehmigung.
Zu viele Kostentreiber
Die Umfrage definiert darüber hinaus die
wesentlichen Kostentreiber beim Woh-
nungsbau. So gaben die Unternehmen an,
dass sowohl höhere energetische Standards
(70 Prozent) als auch administrative Verord-
nungen wie Stellplätze (63 Prozent) oder
Barrierefreiheit (66 Prozent) zu den wesent-
lichen Teuerungsgründen beimWohnungs-
bau gehören. Aber auch besondere Schall-
schutzmaßnahmen (57 Prozent) oder die
teilweise verpflichtende Dachbegrünung
(48 Prozent) gehören zu den Maßnahmen
mit negativen Auswirkungen auf die Preise.
Zu teure Grundstücke
Ein weiterer wesentlicher Einflussfaktor ist
das Verhalten der Kommunen. Immerhin
mehr als die Hälfte der Kommunen (56
Prozent) weist mittlerweile proaktiv Bau-
land aus. Allerdings gaben 46 Prozent
der befragten Unternehmen an, dass die
kommunale Grundstücksvergabe immer
noch im Höchstpreisverfahren passiert.
„Gerade im aktuell engen Wohnungs-
markt, wo bezahlbarer Wohnraum drin-
gend gefragt ist, darf das einfach nicht
sein“, so Gedaschko. Er appellierte an die
Kommunen, hier verstärkt Wege zu finden,
um Grundstücke an den Investor zu verge-
ben, der das beste Bau- und Wohnkonzept
vorweisen kann.
„Der beste Mieterschutz ist ein ausge-
glichener Wohnungsmarkt“, erklärte
Gedaschko im Vorfeld des Wohngipfels.
„Die Politik muss hier einen klaren Schwer-
punkt setzen und Maßnahmen beschlie-
ßen, die über bloße Phrasen deutlich hin-
ausgehen. Wir brauchen ein Planungs- und
Baubeschleunigungsgesetz, eine Senkung
der Baukosten und die Mobilisierung von
Bauland. Bund, Länder und Kommunen
müssen sich hier abstimmen. Die ange-
kündigten steuerlichen Verbesserungen
müssen schnell in die Praxis umgesetzt
und durch ein Zuschussmodell ergänzt
werden. Außerdem ist die stärkere Einbin-
dung ländlicher Regionen notwendig, um
die Wohnungsknappheit in den Ballungs-
gebieten abzufangen. Dafür wird sich die
Wohnungswirtschaft beim anstehenden
Wohngipfel stark machen.
Befragt wurden in einer Sonderumfrage die
Gremienmitglieder des Spitzenverbandes
der Wohnungswirtschaft GdW. Über 50
Prozent der Befragten haben sich an der
Umfrage beteiligt.
(cvd/burk/schi)
Den Video-Podcast finden Sie hier:
e GdW-Umfrage­
ergebnisse unter
wie
weitere aktuelle Positionen des GdW unter
Fortsetzung von Seite 1
Die administrativen Anforderungen haben laut Umfrage den größten Einfluss auf die Neubauvor-
haben der Wohnungsunternehmen.
Quelle: GdW, eigene Befragung, n = 199
Welchen Einfluss haben die nachfolgenden Faktoren auf
Ihre Neubauvorhaben?
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