WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 38/2018 - page 3

„Das Ziel ausreichend Wohnraum zu schaf-
fen, kann nicht allein in den Großstädten
bewältigt werden. Deswegen müssen drin-
gend auch die Gebiete jenseits der Met-
ropolen gestärkt werden. Die Schaffung
gleichwertiger Lebensverhältnisse – also
eine Versöhnung von Stadt und Land –
zählt zu den großen Herausforderungen
unserer Demokratie. Ländliche Räume bie-
ten eine echte Chance zur Entlastung der
immer enger werdenden Wohnungsmärkte
in den Großstädten. Dafür ist die Stärkung
der Attraktivität von schrumpfenden bezie-
hungsweise strukturschwachen Regionen
zwingend notwendig – für mehr Lebens-
qualität in Deutschland“, so der GdW-Prä-
sident
Axel Gedaschko
.
„Das Wohnungsthema ist nicht nur ein
großstädtisches. Auch in Landkreisen mit
engen Wohnungsmärkten spielt es eine
große Rolle. In wieder anderen Kreisen
geht es vor allem um den Umbau beste-
hender Immobilien und die Ertüchtigung
von Leerständen. Auf diese unterschied-
lichen Situationen Antworten zu finden,
ist nicht einfach. Allheilmittel gibt es nicht.
Vielversprechend sind steuerliche Anreize
für den Wohnungsbau und zum Verkauf
baureifer Grundstücke. Ebenso angezeigt
sind die Schließung von Baulücken und
die Lockerung von Bauvorschriften. Auch
gilt es, preistreibende Regelungen wie die
Energieeinsparverordnung einer kritischen
Überprüfung zu unterziehen“, so DLT- Prä-
sident
Reinhard Sager
.
„Wir brauchen mehr Flexibilität und
weniger Bürokratie gerade mit Blick auf
die Entwicklung der Gebiete jenseits der
Metropolen. Hemmnisse müssen gezielt
abgebaut werden, um auch in Zukunft
die notwendigen Versorgungsaufgaben
in ländlichen Regionen zu erfüllen“, führt
Axel Gedaschko aus. „Gerade die zuneh-
mende Digitalisierung bietet eine Vielzahl
an Möglichkeiten, um bisherige Schwach-
punkte des Wohnens im ländlichen Raum
zu kompensieren.“
BUNDESPOLITIK
Bundeskabinett beschließt Sonder-AfA – Wohnungswirtschaft:
Erhöhung der linearen Abschreibung würde besser wirken
Berlin – Das Bundeskabinett hat am 19. September 2018 eine Sonder-AfA zur Förderung des bezahlbaren Wohnungsbaus
beschlossen. Danach sollen in den ersten vier Jahren nach Fertigstellung einer Mietwohnung fünf Prozent der Anschaf-
fungs- beziehungsweise Herstellungskosten zusätzlich zur regulären linearen Abschreibung des Gebäudes abgeschrie-
ben werden können. Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft warnte vor den Auswirkungen. „Hinter der richtigen
Idee, den bezahlbaren Wohnungsbau auch steuerlich fördern zu wollen, steckt leider ein nicht ganz passendes Mittel“,
so GdW-Präsident Gedaschko.
Weiter auf Seite 4
„Anreize für den Mietwohnungsbau sind
grundsätzlich hilfreich und notwendig.
Eine befristete Sonderabschreibung birgt
aber die Gefahr, dass in der sowieso schon
überhitzten Baukonjunktur durch die feh-
lenden Kapazitäten die Preise weiter stei-
gen“, so Gedaschko. So würde die Son-
der-AfA am Ende fast wirkungslos werden.
Darüber hinaus ist die Wohnungswirt-
schaft als wesentlicher Faktor beim Woh-
nungsneubau von solchen Anreizen fak-
tisch ausgeschlossen. Hier bräuchte man
als Alternative zur Sonder-AfA eine Inves-
titionszulage. „Sinnvoller wäre es aber ins-
gesamt, die reguläre lineare Abschreibung
für den Neubau von zwei auf drei Prozent
zu erhöhen. Dies wäre ein echter und län-
ger anhaltender Anreiz für den bezahlba-
ren Wohnungsbau und zudem eine lang
überfällige Anpassung. Denn Gebäude-
eigentümer sehen sich heute durch die
hohen Anforderungen an die Gebäude-
techniken auch höheren Instandhaltungs-
anforderungen ausgesetzt“, erklärte der
GdW-Chef.
Positive Nachbesserungen
Der GdW begrüßte dennoch einige Nach-
besserungen am Gesetzentwurf zur Son-
der-AfA. So wurde das ursprüngliche
Kumulationsverbot mit anderen Förderun-
gen für die soziale Wohnraumförderung
und die KfW-Programme aufgehoben. Die
geplante Sonderabschreibung soll darüber
hinaus nach dem Gesetzentwurf nur im
Rahmen der EU-Regelungen zu De-mini-
mis-Beihilfen nutzbar sein. Diese begrenzen
den Förderwert für einen Zeitraum von drei
Jahren auf 200.000 Euro. Laut Begründung
zur Kabinettsvorlage soll dieser Rahmen
weiter ausgelegt werden. „Dies ist drin-
gend notwendig, damit die Sonder-AfA
überhaupt irgendeine Wirkung entfalten
kann“, so Gedaschko.
„Wir brauchen funktionierende Anreize
für den Mietwohnungsbau statt nahezu
unwirksame Schnellschüsse im Klein-
Klein“, appellierte Axel Gedaschko mit
Blick auf den Wohnungsgipfel an die Poli-
tik. „Um bezahlbare Wohnungen bauen zu
können, brauchen wir eine echte Begren-
zung der Baukosten, mehr und vor allem
bezahlbares Bauland und klare Maßnah-
men zur Planungs- und Baubeschleuni-
gung. Und vor allem müssen wir uns dar-
über klar werden, dass wir die Probleme
amWohnungsmarkt nicht ohne die Einbin-
dung der ländlichen Räume lösen können.“
(burk/schi)
Wohnungswirtschaft und Landkreistag legen gemeinsame Positionen zum
Wohngipfel vor
Berlin – Die Bundesregierung verfolgt das im Koalitionsvertag formulierte Ziel, dass in der laufenden Legislaturperiode
1,5 Millionen neue Wohnungen und Eigenheime gebaut werden sollen. Auf dem Wohngipfel am 21. September 2018
im Kanzleramt wollen Bund, Länder, Kommunen und Verbände ein Maßnahmenpaket vereinbaren, um eine nachhaltige
Entspannung auf den Wohnmärkten einzuleiten. Die Präsidenten des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW,
Axel Gedaschko, und des Deutschen Landkreistages (DLT), Landrat Reinhard Sager, nehmen am Wohngipfel 2018 teil und
haben dazu vorab gemeinsame Positionen vorgelegt.
GdW-Präsident
Axel Gedaschko
Foto: GdW, Urban Ruths
Foto: Oliver Franke © Kreis Ostholstein
DLT-Präsident
Reinhard Sager
38/2018 3
1,2 4,5,6,7,8
Powered by FlippingBook