Wohnungspolitische Informationen 26/2018 - page 3

JAHRESSTATISTIK
Quelle: GdW-Schrader - 25.06.2018
In vielen Städten ist das Neubauklima in der
Bevölkerung eher negativ. Die Auslastung
der Baubetriebe ist auf Höchstniveau und
damit auch die Preise. Zudem treibt eine
steigende Normen- und Standardflut die
Baukosten.
Hohe Investitionen in die Zukunft des
Wohnens
Mit 8,5 Milliarden Euro flossen im Jahr
2017 knapp 57 Prozent der Gesamtin-
vestitionen in die Bestandsentwicklung
der Gebäude. Mit diesem Geld haben die
Unternehmen Wohnungen und Gebäude
modernisiert, instandgesetzt und instand-
gehalten. Im Vergleich zum Vorjahr hat
sich der Anteil der Bestandsinvestitionen
an den Gesamtinvestitionen erneut verrin-
gert. 2016 flossen noch knapp zwei Drit-
tel der Investitionen der GdW-Unterneh-
men in die Erhaltung und Modernisierung
der Bestände. Dafür sind die Investitionen
in den Neubau von Wohnungen erneut
spürbar gestiegen. Rund 43 Prozent der
Gesamtinvestitionen flossen 2017 in dieses
Segment. Im Jahr 2018 wird dieser Anteil
voraussichtlich auf 46 Prozent ansteigen.
Ausblick auf 2018 – Investitionsbrem­
sen lösen
Für dieses Jahr prognostiziert der GdW
einen weiteren deutlichen Anstieg der
Gesamtinvestitionen um rund 18,6 Pro-
zent. „Wir rechnen damit, dass wir die
17-Milliarden-Euro-Marke deutlich über-
schreiten werden. Die Investitionen könn-
ten bei rund 17,7 Milliarden Euro liegen“,
erklärte Axel Gedaschko. „Damit diese
Schätzungen zur Realität werden können,
dürfen von politischer Seite keine weite-
ren Regulierungen und Deckelungen kom-
men, die Auswirkungen auf die Wirtschaft-
lichkeit von Maßnahmen haben. Das gilt
für Regelungen beim Klimaschutz ebenso
wie für das Mietrecht“, so Gedaschko. Es
müsse vielmehr flächendeckend an einem
besseren Neubauklima gearbeitet werden.
Die Investitionen in den Wohnungsneu-
bau werden im Jahr 2018 ebenfalls deut-
lich ansteigen. Ausgelöst durch den großen
Neubaubedarf planen die Unternehmen
eine Ausweitung der Neubauinvestitionen
um rund 27 Prozent. „Diese Prognosen
können die Unternehmen aber nur umset-
zen, wenn sich die Rahmenbedingungen
für den Woh-
nung s n e ub a u ,
wie angekündigt,
endlich deutlich
verbessern. Wei-
tere Kostenstei-
gerungen führen
dazu, dass immer
weniger bezahl-
bare Wohnungen
auch wirklich fer-
tig gestellt werden
und auf den Markt
kommen“,
so
Gedaschko. Auch
bei den Investitionen in den Bestand zeigt
der Trend mit über 12 Prozent nach oben.
NEUBAU IN DEUTSCHLAND
GdW-Unternehmen bauen knapp
24.000 neue Wohnungen
Im Jahr 2017 haben die GdW-Unterneh-
men rund 23.900 neue Wohnungen fertig
gestellt. Das waren 19,4 Prozent mehr als
im Vorjahr. Die GdW-Unternehmen haben
damit bundesweit rund 40 Prozent aller
neuen Mietwohnungen gebaut. Für das
Jahr 2018 planen die GdW-Unternehmen
sogar den Neubau von rund 31.000 Woh-
nungen. Das wäre der höchste Wert seit
1999 und ein Plus von über 30 Prozent.
„Im Jahr 2018 liegen die Schwerpunkte des
Wohnungsneubaus bei den GdW-Unter-
nehmen in den Verdichtungsräumen Berlin,
Hannover, Hamburg, Köln, München und
Nürnberg. Aber auch Stuttgart, Frankfurt
am Main, Freiburg im Breisgau, Lübeck und
Karlsruhe gehören zu den Gebieten, wo die
GdW-Unternehmen besonders auf Neubau
setzen. Allein in diesen Schwerpunktregio-
nen entstehen derzeit mehr als 55 Prozent
aller von GdW-Unternehmen gebauten
Wohneinheiten“, erläuterte Gedaschko.
Und dennoch: Selbst wenn die GdW-Unter-
nehmen noch mehr bauen – den mittler-
weile aufgelaufenen Nachholbedarf von
rund 1,1 Millionen Wohnungen, der vor
allemWohnungen in Mehrfamilienhäusern
betrifft, kann man so nicht decken. „Hohe
Baukosten, fehlende oder viel zu teure
Grundstücke, unzureichende Planungs-
und Baukapazitäten, steigende Grunder-
werbsteuern und hohe energetische Anfor-
derungen in Kombination mit Diskussionen
um neue Mietendeckel führen dazu, dass
der bezahlbare Wohnungsneubau nicht
ausreichend an Fahrt aufnimmt“, so der
GdW-Chef. Hier müssen Kommunen, Län-
der und die neue Bundesregierung jetzt
dringend ansetzen. Sonst wird der Mangel
an bezahlbaremWohnraum in vielen Groß-
städten zum größten sozialen Problem der
nächsten Jahre werden.
Baugenehmigungen schon wieder
rückläufig
Im Jahr 2017 wurde in Deutschland der Bau
von 348.128 Wohnungen genehmigt. Das
sind 7,3 Prozent weniger als noch im Vor-
jahr. Die Baugenehmigungen sind damit
nach einem kleinen Hoch mit über 375.400
Genehmigungen in 2016 wieder rückläufig
und bleiben weiterhin hinter den geforder-
ten 400.000 Wohnungen zurück.
Ein Blick auf die tatsächlich fertig gestell-
ten Wohnungen zeigt: Mit rund 285.000
Wohnungen blieb die Zahl der Fertigstel-
lungen auch 2017 deutlich hinter den
Erwartungen zurück. Die Fertigstellungen
von Mietwohnungen im Mehrfamilien-
hausbau sind zwar um 10,9 Prozent ange-
stiegen – allerdings wurden auch 2017 mit
rund 59.000 Mietwohnungen nur 42 Pro-
zent der eigentlich notwendigen Anzahl
von 140.000 Mietwohnungen gebaut.
Das zeigt, dass der Wohnungsbau weiter-
hin nicht ausreichend in Schwung kommt.
„Der Handlungsdruck steigt immer weiter,
denn die notwendigen 400.000 Wohnun-
gen, die pro Jahr in Deutschland gebaut
werden müssten, wurden nie erreicht. Im
vergangenen Jahr wurden über 100.000
Wohneinheiten zu wenig fertiggestellt und
auch 2018 wird die Zielmarke wieder deut-
lich verfehlt werden“, so Gedaschko. Der
Rucksack an nicht gebauten Wohnungen
wird so immer größer.
Seit 2010 hat sich die Zahl der Wohnungen
im Bauüberhang – also bereits genehmigte
aber bis zum Jahresende noch nicht fer-
tig gestellte Wohnungen – mehr als ver-
doppelt. Lag der Bauüberhang 2010 noch
bei 334.000 Wohnungen, ist er bis Ende
2017 auf 635.000 Wohnungen gestiegen,
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Deutschland
Alte Länder
Neue Länder
2014
14.729
12.025
2.704
2015
17.382
13.386
3.996
2016
19.994
15.708
4.286
2017
23.879
18.187
5.692
2018
31.088
24.136
6.952
Quelle: GdW-Jahresstatistik
Baufertigstellungen bei den GdW-Unternehmen in Wohneinheiten
Vergleich Bautätigkeit 2017 mit dem mittelfristigen Wohnungsbaubedarf
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