Wohnungspolitische Informationen 26/2018 - page 2

JAHRESSTATISTIK
in den beliebten Ballungsregionen reicht
bei weitem nicht aus, der Druck auf den
dortigen Wohnungsmärkten bleibt hoch
und Scheininstrumente wie die Mietpreis-
bremse tragen kein Stück dazu bei, dass
die Menschen leichter eine günstige Woh-
nung finden. Für eine wirkliche Entlastung
brauchen wir komplexere Strategien, die
viele Maßnahmen und alle staatlichen
Ebenen mit einschließen“, so der GdW-
Präsident weiter. „Insbesondere in den
Kommunen brauchen wir ein echtes Neu-
bauklima – das muss für die Bürgermeister
Chefsache und für die Stadträte Priorität
Nummer eins sein.“
Bund, Länder und Kommunen müssen
gemeinsam mit den Partnern aus dem
Bündnis für bezahlbares Wohnen und
Bauen an einem Strang ziehen, um die
Stellschrauben auf mehr Neubau und einen
Ausbau der Infrastruktur zu stellen. „Das
Bündnis hat bislang hervorragende Vorar-
beit geleistet, in dieser Legislaturperiode
muss es nun aber zügig an die konkrete
Umsetzung gehen“, betonte der GdW-
Chef.
Für eine lebenswerte Zukunft in der Stadt
und auf dem Land hat der Spitzenverband
der Wohnungswirtschaft einen 10-Punkte-
Plan vorgelegt:
Fortsetzung von Seite 1
Fokus Stadt:
1. Mehr Neubau:
Grundstücksvergabe ankurbeln, Hemmnisse
für Dachaufstockung beseitigen, verpflichtende steuerliche
Normalabschreibung auf drei Prozent erhöhen, Investitionszu-
lage für Wohnungsunternehmen schaffen, zeitlich befristete
Sonderabschreibung für bezahlbaren Wohnungsbau einführen
2. Günstigerer Neubau:
Preisspirale bei Grund- und Grunder-
werbsteuer beenden, Baukostensenkungskommission fort-
setzen und Ergebnisse zügig umsetzen, verpflichtende Fol-
geabschätzung für jede Normung im Bereich des Bauens
einführen, keine Verschärfung der aktuell geltenden Ener-
gieeinsparverordnung 2016, gesetzliche Anforderungen auf
CO
2
-Emissionen umstellen, Typenbaugenehmigung in die
Landesbauordnungen bringen
3. Schnellerer Neubau:
Konzentrationswirkung bei Genehmi-
gungsverfahren analog zu Verfahren nach dem Bundesim-
missionsschutzgesetz (BImSchG) ermöglichen, Planungs- und
Baubeschleunigungsgesetz verabschieden, Vergabeverfah-
ren europarechtskonform beschleunigen, Bauordnungsrecht
harmonisieren, bundesweit gültige Typengenehmigungen
einführen
4. Sozialer Neubau:
Finanzielle Mitzuständigkeit des Bundes
für sozialen Wohnungsbau auch nach 2019 fortsetzen, bun-
deseigene Grundstücke für sozialen Wohnungsbau zur Ver-
fügung stellen (BIMA & Bundeseisenbahnvermögen)
5. Innovativer Neubau:
Seriellen und modularen Wohnungs-
bau ermöglichen (Typengenehmigungen), Dachaufstockun-
gen unterstützen, Experimentierklauseln im Baurecht schaf-
fen, Mitarbeiterwohnen fördern
Fokus ländlicher Raum:
6. Neue Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Ländliche
Räume“ schaffen:
Regionen außerhalb der Wachstums-
zentren mithilfe eines einheitlichen Ansatzes gezielt stärken,
regionale Wirtschaft und Daseinsvorsorge fördern, Konnek-
tivität und E-Government in einer Initiative „Smart Country“
voranbringen
7. Raumordnung und Regionalplanung stärken:
Planun-
gen auf EU-, Bundes-, Landes- und Kommunalebene anhand
integrierter Konzepte besser verzahnen, Raumordnungsrecht
durch besonderes Maßnahmenrecht ergänzen
8. Ortszentren erhalten, zukunftsfähige Gemeinden reak­
tivieren und beleben:
gesetzliche Rahmenbedingungen
und wohnungspolitische Förderung auf Kauf, Sanierung,
Bestandsumbau, Ergänzungs- und Ersatzneubau in integrier-
ten Lagen ausrichten. Besondere Abrissförderung für Wohn-
blöcke in schrumpfenden Dörfern.
9. Schrumpfende Regionen stärken:
geeignete Förderstruktu-
ren schaffen, die durch Attraktivitätssteigerung den Zuwan-
derungsdruck auf die Metropolen abschwächen, Ansatz des
Programms „Kleine Städte und Gemeinden“ weiter aus-
bauen
10. Digitale Infrastruktur unterstützen:
Landflucht wegen
zu langsamen Internets verhindern, Bedeutung peripher
gelegener Klein- und Mittelstädte als dezentrale Arbeits-
platzzentren im Sinne des Co-working stärken, mehr Expe-
rimentiermöglichkeiten im Personenbeförderungsgesetz
ermöglichen.
(schi)
Die Fakten im Einzelnen:
INVESTITIONEN DER GdW-UNTERNEH­
MEN
Neubauinvestitionen auf Rekordhoch
Die im GdW und seinen Regionalverbän-
den organisierten Wohnungsunterneh-
men haben im Jahr 2017 rund 14,9 Mil-
liarden Euro in die Bewirtschaftung und
den Neubau von Wohnungen investiert.
Das ist über eine Milliarde mehr als im Vor-
jahr. Im Durchschnitt flossen damit im letz-
ten Jahr rund 41 Millionen Euro täglich in
den Wohnungsneubau und in die bereits
bestehenden Wohnungen in Deutschland.
Trotz des weiterhin stabilen Aufschwungs
bleiben die Investitionszahlen damit hin-
ter den Erwartungen zurück. Die Unter-
nehmen hatten ursprünglich für das Jahr
2017 mit einem Anstieg von über 16 Pro-
zent gerechnet.
Der Aufschwung bei den Investitionen
wird durch das Rekordhoch beim Woh-
nungsneubau getragen. Die GdW-Unter-
nehmen investierten 2017 knapp 6,4 Mil-
liarden Euro in den Bau von Wohnungen.
Das sind 11,9 Prozent und damit rund 676
Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Aber
Achtung: Hier gibt es Alarmzeichen. Die
Dynamik beim Wohnungsbau ist deutlich
schwächer geworden, denn im Vorjahr lag
der Anstieg bei den Neubauinvestitionen
noch bei über 35 Prozent.
Außerdem hinkt die Neubautätigkeit den
Erwartungen der Unternehmen hinterher.
Denn im letzten Jahr prognostizierten sie
noch eine Ausweitung der Neubauinvesti-
tionen für das Jahr 2017 um rund 23,4 Pro-
zent. In der Realität war der Anstieg gerade
mal halb so groß.
Warum die Unternehmen weniger bauen
als bisher geplant, hat verschiedene
Gründe: Es fehlt an Grundstücken. Und
wenn kommunale Grundstücke für den
Wohnungsbau vorhanden sind, werden sie
häufig zum Höchstpreisgebot abgegeben.
Weiter auf Seite 3
Deutschland
Alte Länder
Neue Länder
2014
10.893
7.586
3.307
2015
11.907
7.973
3.934
2016
13.825
9.854
3.970
2017
14.928
10.561
4.367
2018
17.707
12.500
5.208
Quelle: GdW-Jahresstatistik
Investitionen bei den Unternehmen des GdW (in Millionen Euro)
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26/2018
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