Wohnungspolitische Informationen 48/2018 - page 3

AUS DEN VERBÄNDEN
Wohnungswirtschaft im Saarland fordert weitere Vereinfachungen der
Förderbedingungen im sozialen Wohnungsbau
Saarbrücken – Als einen Schritt in die richtige Richtung bewertet die Arbeitsgemeinschaft der saarländischen Wohnungs-
und Immobilienverbände (AWI saar) das im August von der Landesregierung vorgestellte Aktionsprogramm für mehr
sozial geförderte Wohnungen. Es komme allerdings darauf an, die Vergabebedingungen so zu vereinfachen, dass die
eingeplanten 52 Millionen Euro Fördermittel möglichst rasch investiert werden könnten.
„Wir begrüßen das Aktionsprogramm des
Landes, sehen aber ein erhebliches Risiko,
dass durch die Vorgaben zur Vergabe ein­
mal mehr bürokratische Hürden geschaffen
wurden, wodurch die hochgesteckten Ziele
nicht schnell und wirkungsvoll erreicht wer­
den“, erklärte
Volker Leers
, Präsident des
Verbandes der saarländischen Wohnungs-
und Immobilienwirtschaft (VdW saar), zu
Beginn des Kongresses gegenüber rund
150 Teilnehmern. Eine der Förderbedin­
gungen besagt, dass Unternehmen ihre
geförderten Projekte ab einer bestimmten
Größenordnung öffentlich ausschreiben
müssen. Dies gilt nicht nur für Neubauten,
sondern auch für bauliche Veränderungen
im Bestand. Diese Vergabevorgaben, so
Reinhold Jäger
, Vorstand des VdW saar,
sei realitätsfern und von den Unternehmen
nicht leistbar. „Viele der zumeist kleineren
Wohnungsbauunternehmen haben weder
die nötige Erfahrung, noch das erforderli­
che Personal für solche Ausschreibungen.
Andere Bundesländer haben da wesentlich
pragmatischere Regelungen“, sagte Jäger.
Schluss mit dem Regulierungswahn
Außerdem mache der Anstieg der Bau­
kosten auch vor dem Saarland nicht halt.
„Die Baukosten müssen dringend gesenkt
oder zumindest gebremst werden, damit
ein Dach über dem Kopf auch für Haus­
halte mit niedrigem Einkommen bezahlbar
bleibt“, sagte Dr.
Axel Tausendpfund
,
Vorstand des VdW saar. Gründe für stei­
gende Baukosten seien nicht nur der
gegenwärtige Bauboom. Auch die wach­
sende Zahl von DIN-Normen und rechtliche
Vorschriften zum Beispiel für den Klima­
schutz, den Brandschutz und die Barrie­
refreiheit trieben die Preise immer höher.
„Schluss mit dem Regulierungswahnsinn“,
forderte daher Tausendpfund.
Eine Antwort auf das Problem könne auch
serielles Bauen sein. „Dafür brauchen wir
aber flexible und vor allem vereinheitlichte
Vorschriften in den Landesbauordnungen.“
Es gebe imWohnungsbau nach wie vor viel
zu tun. Die Mitglieder der AWI saar seien
bereit, ihren Beitrag zu leisten.
(fra/koch)
Fachkongress der Wohnungswirtschaft Sachsen: Die Weichenstellungen der
Zukunft müssen heute getroffen werden
Radebeul/Dresden – Wohnen ist kein Privileg, sondern ein Recht für alle. Das Recht auf Wohnen und nicht zuletzt die
Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum für alle Menschen und deren individuelle Bedürfnisse sind gegenwärtiger
Bestandteil gesellschaftspolitischer Diskussionen. Wie kann das Wohnen für alle sächsischen Bürger im ländlichen Raum
infrastrukturell genauso gelingen wie in Ballungszentren? Wie kann die Digitalisierung dies unterstützen und wie können
für eine vielfältige Gesellschaft nachhaltige soziale Strukturen in den Quartieren geschaffen werden? Diesen Fragen wid-
mete sich der Fachkongress „Wohnen – MORGEN ist HEUTE schon GESTERN“.
Mehr als 170 Teilnehmer folgten der
Einladung des Verbandes Sächsischer
Wohnungsgenossenschaften (VSWG)
und der Liga der Freien Wohlfahrts­
pflege in Sachsen zum Fachkongress
nach Radebeul. Dr. Axel Viehweger,
Vorstand des VSWG, und Matthias
Mitzscherlich, Diözesan-Caritasdirek­
tor des Caritasverbandes für das Bis­
tum Dresden und Vorsitzender der Liga
der Freien Wohlfahrtspflege in Sach­
sen, eröffneten die Fachtagung.
Wohnungsbranche als „Sozialba-
rometer“
In Sachsen ist bereits heute jeder vierte
Einwohner 65 Jahre und älter, 2020 wird
es jeder dritte sein. Dadurch ergeben sich
neue Herausforderungen an die Wohnqua­
lität, an Dienstleistungen und Unterstüt­
zungsformen speziell für ältere Menschen.
Die Wohnungsbranche übernimmt hier die
Funktion eines „Sozialbarometers“, da sie
als eine der ersten Branchen die Folgen des
demografischen Wandels bewältigen muss.
Langfristige Trends zeigen, dass nicht nur
der Anteil der Pflegebedürftigen gemessen
an der Gesamtbevölkerung steigt, sondern
auch die Anzahl aller Menschen, die jemals
in ihrem Leben gepflegt werden mussten.
Die Menschen werden im Durchschnitt
ein höheres Lebensalter erreichen und im
Alter länger Hilfe und Pflege benötigen.
Diesen Entwicklungen stehen begrenzte
gesellschaftliche Ressourcen in der Pflege
sowie der Wunsch nach Selbstbestimmtheit
und Individualität gegenüber. Wohnungs­
wirtschaft und Wohlfahrtsverbände
sind gefordert, gemeinsam verzahnte
Strukturen zu entwickeln, die dem
kommenden Bedarf in der Altenhilfe
entsprechen. Technische Innovationen
sollen dabei unterstützen.
„Aber nichts ist schlimmer, als in
einer technisch ausgestatteten Woh­
nung einsam zu sein. Auf keinen Fall
darf die menschliche Hand vergessen
werden. Denn diese Wärme kann ein
Computer oder Roboter nicht erset­
zen“, betonte VSWG-Vorstand Dr.
Axel Viehweger.
Der Titel des Fachkongresses „Wohnen
– MORGEN ist HEUTE schon GESTERN“
drückte die Dringlichkeit des Themas aus.
Gerade im Bereich Wohnen wird dies deut­
lich, da das Bauen ein langer Prozess ist
und nur begrenzt schnell verändert wer­
den kann. So müssen bereits heute die
Weichenstellungen für die Zukunft vorge­
nommen werden.
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Vertreter der Fraktionen im Sächsischen Landtag diskutier-
ten zum Wohnen der Zukunft.
Foto: Matthias Rietschel
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