WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 41/2018 - page 2

BUNDESPOLITIK
es 2019 einen Staatssekretärsausschuss
geben, der die Umsetzung der Ergebnisse
des Wohngipfels koordinieren soll. Das
Motto gemeinsam mit den Partnern aus
dem Bündnis für bezahlbares Wohnen und
Bauen laute dann: „Viel Licht und wenig
Schatten“.
„Wir sind alle ins Gelingen verliebt“, sagte
Staatssekretär Adler. Und: „Wir müssen
mit Optimismus herangehen.“ Für die von
der Bundesregierung angekündigte Wohn-
raumoffensive mit 1,5 Millionen neuen
Wohnungen in Deutschland in dieser Legis-
laturperiode wurde auf dem Wohngipfel
ein Maßnahmenpaket vereinbart. Damit
sollen investive Impulse für den Woh-
nungsbau gegeben, die Bezahlbarkeit des
Wohnens abgesichert, Baukosten gesenkt
und Fachkräfte gesichert werden. Die BID-
Verbände sehen die als „Eckpunktepapier“
bezeichnete Vereinbarung als ein Papier mit
Licht und Schatten.
„Die Politik darf den Mangel an Wohnun-
gen nicht weiter nur verwalten, sondern
muss ihn endlich beseitigen”, sagte
Jürgen
Michael Schick
, Präsident des Immobilien-
verbandes IVD, derzeit geschäftsführender
Verband der BID. „Dazu liegen jetzt viele
konstruktive Vorschläge für mehr Woh-
nungsneubau auf dem Tisch der Kanzlerin
und des Bauministers. Die Bundesregierung
und die Länder müssen jetzt zusammen mit
den Kommunen die Kraft haben, sie tat-
sächlich umzusetzen. Kritisch sehen wir die
Manipulation des Mietspiegels durch die
Ausweitung des Betrachtungszeitraums von
vier auf sechs Jahre. In Deutschland fehlt es
nicht an Regulierungen. Es fehlt an Woh-
nungen.“
Bauland ist der Flaschenhals für
bezahlbares Wohnen
„Gegen Wohnraummangel helfen nur
mehr Wohnungen”, so
Andreas Ibel
, Prä-
sident des Bundesverbandes Freier Immo-
bilien- und Wohnungsunternehmen (BFW).
„Die Ausweisung von ausreichend Bauland
ist der Flaschenhals für mehr bezahlbaren
Wohnungsneubau in Deutschland. Eine
Ausweisung muss für alle Investorengrup-
pen gelten, nicht nur für einzelne Markt-
teilnehmer oder zu Höchstpreisen. Außer-
dem muss schneller Baurecht geschaffen
werden. Die Erstellung von Bebauungsplä-
nen dauert derzeit je nach Kommune bis zu
acht Jahre. Rechnet man noch zwei Jahre
Genehmigungs- und Vorbereitungszeit
dazu, rollen die Bagger erst nach 10 Jahren.
Wenn wir bezahlbaren Wohnungsneubau
in Deutschland schaffen wollen, müssen
wir verlässlich planen und schneller bauen
können. Das ist derzeit nicht möglich!“
„Für bezahlbares Wohnen reicht es nicht
aus, neue Mietwohnungen zu bauen.
Wir müssen auch die Attraktivität des
Wohnungseigentums weiter erhöhen”,
erklärte
Wolfgang D. Heckeler
, Präsi-
dent des Dachverbandes Deutscher Immo-
bilienverwalter (DDIV). „Neben staatlichen
Förderungen spielt hier mehr Verbraucher-
schutz eine signifikante Rolle. Dafür sind
zwei Aspekte existenziell: eine umfassende
Reform des Wohnungseigentumsgesetzes
und ein Nachweis der Sachkunde für die
treuhänderische Verwaltung. Hier muss die
Regierung in dieser Legislaturperiode ech-
ten Reformwillen zeigen, damit das Woh-
nungseigentum den angespannten Miet-
wohnungsmarkt entlasten kann.“
Stadt und Land gemeinsam denken
„Mehr bezahlbarer Wohnraum ist das
Gebot der Stunde”, betonte
Ingeborg
Esser
, Hauptgeschäftsführerin des Spitzen-
verbandes der Wohnungswirtschaft GdW.
„Wir begrüßen, dass der Bund die Länder
auch nach 2019 bei der Förderung des sozi-
alen Wohnungsbaus unterstützen wird –
und dass die Länder zugesagt haben, diese
Mittel zweckgebunden einzusetzen. Wich-
tig ist auch das Bekenntnis der Länder zur
Harmonisierung der Musterbauordnung
und Aufnahme von Typengenehmigungen
– das wäre ein deutlicher Anschub für den
seriellen Wohnungsbau. Außerdem zeigte
sich beim Wohngipfel erneut: Wir müssen
Stadt und Land wieder mehr gemeinsam
denken. Die Probleme auf demWohnungs-
markt können nicht alleine in den Groß-
städten gelöst werden, die ländlichen Regi-
onen müssen in den Fokus. Der Gipfel ist
ein Anfang, jetzt muss sich die Bundesre-
gierung an ihren Taten messen lassen.”
„Die Branche ist bereit zu bauen, das hat
sie auf dem Wohngipfel mit ihren zahlrei-
chen Vorschlägen eindrucksvoll belegt”, so
Dr.
Andreas Mattner
, Präsident des Zen-
tralen Immobilien Ausschusses (ZIA). „Wir
brauchen hierzu aber ein stabiles steuerli-
ches Umfeld für die richtigen finanziellen
Impulse für Wohn- und Wirtschaftsimmo-
bilien. Dazu gehört mitunter eine gerechte,
administrierbare und aufkommensneutrale
Grundsteuer und ein Stopp der aus dem
Ruder gelaufenen Grunderwerbsteuer-Ral-
lye der Bundesländer. Hier gibt es völlig fal-
sche Anreize durch den Länderfinanzaus-
gleich, was unter Federführung des Bundes
geklärt werden muss. Zu den notwendigen
Maßnahmen zählt aber auch eine Anhe-
bung der linearen AfA von zwei auf min-
destens drei Prozent und die Verbesserung
der Abschreibung energetischer Sanie-
rung.“
(schi/sen)
Fortsetzung von Seite 1
Der Auftakt am BID-Stand - am Mikro Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des Spitzenverbandes
der Wohnungswirtschaft GdW
Lichtblick auf der Expo Real: der Stand der Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft
Deutschland (BID)
Fotos: Büro Roman Lorenz
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