Wohnungspolitische Informationen 20/2018 - page 6

AUS DEN VERBÄNDEN
Ebene übertragen worden. In der Sozialen
Pflegeversicherung nimmt der Verband die
Aufgaben des Spitzenverbandes vom Bund
der Pflegekassen wahr.
Selbstbestimmtes Wohnen bei gleich-
zeitiger Versorgungssicherheit
Ziel des Projektes war es, wissenschaftlich
gestützte Wohnformen für pflege- und
betreuungsbedürftige Menschen inner­
halb der WGF Döbeln als Modelle guter
Praxis zu entwickeln, zu erproben und
zu evaluieren. Hierfür wurden Wohnkon­
zepte für pflege- und betreuungsbedürf­
tige Menschen entwickelt, weiterentwi­
ckelt und umgesetzt, die ihren Nutzern
ein weitgehend selbstbestimmtes Woh­
nen bei gleichzeitiger Versorgungssicher­
heit ermöglichen und die dabei den Anfor­
derungen an Nutzerorientierung, Qualität
der Versorgung, Wirtschaftlichkeit, Über­
tragbarkeit und Nachhaltigkeit gerecht
werden.
„Unsere Projektwohnung auf der Käthe-
Kollwitz-Straße 17 zeigt mit verschiedenen
Facetten, dass der Wunsch, selbstbestimmt
und eigenständig so lange wie möglich den
Lebensabend in der eigenen Wohnung zu
verbringen, möglich ist“, so
Stefan Vieh-
rig
, Vorstand der WGF Döbeln. In der Mus­
terwohnung wurden größtmögliche barri­
erearme Veränderungen des Grundrisses
vorgenommen. Durch die gezielte Umset­
zung eines Farb-, Sicherheits- und Licht­
konzeptes wurde auf die Förderung der
Wahrnehmungen sowie auf eine gezielte
Raumnutzung für Menschen mit einer
Beeinträchtigung der Sinne geachtet. Ein
gemütliches Zusammenleben mit mehr
Bewegungsraum und verbesserten Kom­
munikationsmöglichkeiten wurde durch
eine offene Küche mit Kochinsel imWohn­
zimmer erzielt.
Die fachliche Begleitung des Projektes
erfolgte durch das Forschungs- und Bera­
tungsinstitut Arbeit, Technik und Bildung
gGmbH (ATB) aus Chemnitz, dessen Kom­
petenzen unter anderem auf dem Gebiet
der Dienstleistungsforschung und -ent­
wicklung im Kontext demografischer Ver­
änderungen und eines selbstbestimmten
Lebens im Alter liegen.
Hintergrundinformationen, Check­
listen und Tipps
Der Verband Sächsischer Wohnungsgenos­
senschaften (VSWG) unterstützte das Pro­
jekt vor allem mit Blick auf die Übertrag­
barkeit und Nachhaltigkeit. Zum Abschluss
des Projektes wurde die Publikation „Hand­
lungsleitfaden für pflegegerechte und indi­
viduelle Wohnkonzepte“ veröffentlicht, die
Hintergrundinformationen, Checklisten
und Tipps zur Vorgehensweise für Vermie­
ter bietet, die ebenfalls ihren Mietern ein
möglichst langes, selbstbestimmtes Woh­
nen ermöglichen wollen.
Für den VSWG ist das lebenswerte Altern
in eigener Häuslichkeit eines seiner zent­
ralen Themen. Altersarmut, Pflegeperso­
nalverknappung, Infrastrukturdefizite in
ländlichen Regionen sowie Wegbrechen
familiärer und informeller Hilfestrukturen
können nur mit entsprechenden Angebo­
ten bewältigt werden. „Das hohe Interesse
der älteren Bevölkerung unserer Mitglieder,
nicht in stationäre Heime ziehen zu wollen,
ist für uns Anlass, ein lebenswertes Altern
in eigener Häuslichkeit zu ermöglichen“, so
Dr.
Axel Viehweger
, Vorstand des VSWG.
(jak/schi)
Die Broschüre steht zum Download unter
r Verfügung
Soziale Wohnraumförderung:
Norddeutsche Wohnungswirtschaft fordert Wohnungsbaukoordinator
Die schleswig-holsteinische SPD-Sozialpolitikerin Özlem Ünsal hat von der CDU-geführten Landesregierung mehr
Engagement für den sozialen Wohnungsbau gefordert. So müsse die Gründung neuer und der Erhalt bestehender
kommunaler Wohnungsbaugesellschaften gefördert werden.
„Dort, wo es sinnvoll, ein kommunales
Wohnungsunternehmen neu zu gründen,
sollte es neu gegründet werden. Allerdings
sollte allen Beteiligten klar sein, dass so
ein Gründungsprozess gut 10 Jahre und
mehr dauert, bevor die ersten Wohnun­
gen gebaut werden können. Bezahlba­
rer Wohnraum fehlt aber jetzt und muss
daher rasch errichtet werden“, erklärte
dazu Andreas Breitner, Direktor des Ver­
bands norddeutscher Wohnungsunterneh­
men (VNW).
„Die im VNW organisierten Wohnungs­
genossenschaften und Wohnungsgesell­
schaften verwalten in Schleswig-Holstein
rund 170.000 bezahlbare Wohnungen.
Sie sind damit der wichtigste Partner der
örtlichen Politik, wenn es darum, Wohn­
raum für Haushalte mit mittleren und
unteren Einkommen anzubieten. Die
VNW-Unternehmen stehen bereit. Sie
bauen, wenn man sie lässt, und eines
ist sicher: Sie werden diese Wohnungen
über Jahrzehnte zu bezahlbaren Preisen
vermieten“, so Breitner.
„Das Land sollte zudem einen Wohnungs­
baukoordinator einsetzen, der die Kom­
munen bei der Neugründung von Woh­
nungsgesellschaften berät. Dazu gehört die
Abwägung, ob wirklich eine kommunale
Wohnungsgesellschaft vonnöten oder die
Zusammenarbeit mit einer seit Jahrzehnten
in der Region tätigen Genossenschaft sinn­
voller ist“, sagte der VNW-Direktor.
„Am Ende geht es darum, in den kommen­
den zwei drei Jahren Zehntausende bezahl­
bare Wohnungen zu errichten, damit der
Druck auf den Wohnungsmarkt nachlässt.
Schließlich hatte die Landesregierung
selbst erklärt, dass bis zum Jahr 2020 rund
70.000 Wohnungen fehlten“, so Breitner
abschließend.
(schir/koch)
Fortsetzung von Seite 5
Foto: VSWG
Projektbeteiligte bei der Abschlussveranstaltung
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