Wohnungspolitische InformationenI 48/2017 - page 3

Hochkonjunktur so stark ausgelastet sei,
dass dies zu einem Rückgang der Bauge-
nehmigungen geführt habe. „Die Kritiker
verwechseln anscheinend Genehmigungen
mit Fertigstellungen. Genehmigt ist aber
noch nicht gebaut. Dies hat somit noch
keine Auswirkungen auf die vorhandenen
Kapazitäten“, so Babiel.
„Und wenn dem so wäre, müssten ja ins-
besondere die Neubaugenehmigungen von
Mehrfamilienhäusern einbrechen“, wen-
dete er ein, „das ist aber nicht der Fall.“
Im Gegenteil – in den ersten drei Quarta-
len seien mit 125.000 Wohnungen knapp
ein Prozent Wohnungen mehr genehmigt
worden als im entsprechenden Vorjahres-
zeitraum. Insbesondere in den Ballungsge-
bieten wie Berlin, Frankfurt, Düsseldorf,
Köln, Hamburg und München, die – auf-
grund hoher Zuwanderung – besonders
unter Wohnungsmangel leiden, seien die
Genehmigungen in der Summe der Städte
mit einem zweistelligen Plus noch einmal
stark angestiegen.
„Für den Einbruch der Genehmigungen
sind aber auch statistische Effekte verant-
wortlich“, erklärte Babiel. Zum einen sei
seit fast 10 Jahren ein Anstieg der Bauge-
nehmigungen zu verzeichnen. Dies hat zu
einem Genehmigungsüberhang von fast
400.000 Wohnungen geführt. Zum ande-
ren seien es im vergangenen Jahr aufgrund
eines Vorzieheffektes durch die Verschär-
fung der Energieeinsparverordnung noch
zu einem zweistelligen Genehmigungs­
plus gekommen. Hinzu komme der abneh-
mende Bedarf an Flüchtlingsunterkünften:
Die Genehmigungen von Wohnungen in
Wohnheimen seien um 41 Prozent zurück-
gegangen, nach einem Plus von über 100
Prozent im vergangenen Jahr.
„Der Bedarf ist da, letztendlich fehlen aber
die nötigen Flächen und die Planungskapa-
zitäten in den Behörden. Wir appellieren
deshalb an die Kommunen, neben ausrei-
chend Bauland auch genügend Personal zur
Verfügung zu stellen“, so Babiel.
(sti/schi)
BUNDESPOLITIK
Norddeutsche Wohnungswirtschaft:
Hamburg braucht Bebauung mit Vernunft und Augenmaß
Hamburg – Die norddeutsche Wohnungswirtschaft hält eine Beschränkung des Wohnungsbaus in Hamburg für kontra­
produktiv und plädiert für eine weitere Verdichtung sowie den Bau neuer Wohnungen auch am Rande der Stadt. „Der
Senat und die Wohnungswirtschaft haben sich eine ehrgeizige Wohnungsbauagenda auferlegt, weil Hamburg wächst.
Wir plädieren dafür, sinnvoll zu verdichten und auch am Rande die Stadt zu erweitern“, sagte Andreas Breitner, Direk­
tor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), am 26. November 2017. Naturschutzfläche seien dabei
allerdings ausgenommen.
AUS DEN VERBÄNDEN
LANDESPOLITIK
„Oftmals wird eher das Alte abgerissen,
um größeres Neues entstehen zu lassen.
So hat das weitaus einwohnerstärkere Ber-
lin eine größere Stadtfläche im Vergleich zu
Hamburg“, sagte Breitner und fügte hinzu:
„Daher müsste beides möglich sein: eine
größere Stadt mit vernünftiger verdichte-
ter Bebauung im Grünen. Und: Hamburg
kann auch noch in die Höhe wachsen. Da
geht noch was.“
Breitner unterstützte dabei die Kritik des
Mietervereins zu Hamburg. Dessen Vorsit-
zender Siegmund Chychla hatte am Sonn-
abend im Hamburger Abendblatt Kritik an
der geplanten Volksinitiative des Natur-
schutzbundes zum Schutz des Grüns vor
Bebauung geübt und von einer „Zuzugs-
Obergrenze“ gesprochen. Nach den Wor-
ten Breitner ist auch die Feststellung richtig,
dass die ehrgeizigen Ziele beimWohnungs-
neubau vor allem durch den Geschosswoh-
nungsbau und nicht durch Einfamilien- und
Reihenhäuser erreicht werden können.
Der VNW-Direktor verwies auf die große
Bedeutung der Verbandsunternehmen
für den Wohnungsbau in Hamburg. „Im
vergangenen Jahr haben unsere Mit-
gliedsunternehmen 876 Millionen Euro in
den Neubau, die Instandhaltung und die
Modernisierung von Wohnhäusern inves-
tiert. In diesem Jahr soll es rund 1,13 Milli-
arden Euro werden“, sagte Breitner.
Mit Blick auf den neuen Mietenspiegel, der
in wenigen Tagen veröffentlicht werden
soll, verwies Breitner auf die mietpreisdämp-
fende Wirkung der Mitgliedsunternehmen
des VNW. „Während die durchschnittlich
Nettokaltmiete im Mietenspiegel bei 8,02
Euro pro Quadratmeter liegt, beträgt sie bei
den Wohnungsgenossenschaften und der
Saga lediglich rund 6,30 Euro pro Quadrat-
meter.“
(schir/schi)
Fortsetzung von Seite 2
Neuer Umwelt-, Energie- und Bauminister in Niedersachsen
Hannover – In Niedersachsen waren die Verhandlungen zur Regierungsbildung in kürzester Zeit erfolgreich. In einer gro­
ßen Koalition unter Ministerpräsident Stephan Weil ist Olaf Lies (SPD) der neue Minister für Umwelt, Energie, Bauen und
Klimaschutz in Niedersachsen.
Vor seinem Amt als Umwelt- und Bauminis-
ter war Olaf Lies bereits fünf Jahre unter der
SPD- geführten Landesregierung Minister
für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Nie-
dersachsen. Der gebürtige Wilhelmshavener
lebt mit seiner Familie im Landkreis Fries-
land. Als studierter Elektrotechnik-Ingenieur
begleitete er unter anderem Projekte am Ins-
titut für technisch wissenschaftliche Innova-
tion. Außerdem war er als wissenschaftlicher
Mitarbeiter und später auch als Dozent an
der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/
Wilhelmshaven tätig. Im Rahmen verschie-
dener Entwicklungsprojekte betreute Olaf
Lies unter anderem photovoltaisch versorgte
Trinkwasserprojekte in Kamerun.
(koch)
Olaf Lies (SPD)
Foto: Thiemo Jentsch
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