WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 196/2017 - page 3

AUS DEN VERBÄNDEN
Energieeinsparung 10 Jahre später: Optimierungsmaßnahmen bei Pilotprojekt
der Wohnungsbaugenossenschaft Bad Salzungen bewähren sich
Bad Salzungen – Energieexperten aus der Wohnungswirtschaft und von Industrieunternehmen haben am 10. April 2017
in Bad Salzungen das bundesweit beachtete Pilotprojekt der Wohnungsbaugenossenschaft Bad Salzungen e.G. (WBG)
unter die Lupe genommen und die Erfahrungen analysiert. Die bereits vor sieben Jahren erkennbaren Ergebnisse haben
sich bestätigt. Das Pilotprojekt wurde vom Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw) begleitet
und war dann auch Grundlage für das in Berlin und Brandenburg durchgeführte Projekt „ALFA®-Allianz für Anlagen-
energieeffizienz“ des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), das im Herbst 2016 abge-
schlossen wurde.
Seit 2004 hatte die WBG mit verschiede-
nen Partnern die Wärmeversorgung in der
Werner-Lamberz-Straße 18 bis 32 ener-
getisch verbessert. „Es ging dabei um die
Heizungsoptimierung in Plattenbauten
durch gering-intensive Maßnahmen. Bei
uns schlugen letztlich Kosten von durch-
schnittlich 80.000 Euro für das Gebäude
zu Buche. Aber im Ergebnis wurden jährlich
rund 16 Prozent Wärmeenergie oder 100
Megawattstunden weniger verbraucht.
Das ist hervorragend und beispielhaft“,
zog
Roland Leise
, geschäftsführender
Vorstand der WBG, ein Fazit. Gemeinsam
mit den dem Haustechnikbüro IGHT aus
Gotha und den Firmen E.ON, Techem, orts-
ansässigen Installationsfirmen sowie Evers
Anlagenbau wurden nach einer Grob- und
Feinanalyse die optimale Einstellung von
Heizung, Pumpen und Regelung sowie die
Isolierung der Leitungen vorgenommen.
Auch neueste Technik der Anlagenausrüs-
tung kam zum Einsatz.
Prognosen wurden übertroffen
„Wir haben im Jahr 2007 eine Einsparung
pro Block und Jahr zwischen 8.000 und
10.000 Euro für möglich gehalten. Wir
sind sehr zufrieden, dass unsere Prognosen
übertroffen wurden“, erläuterte der Berli-
ner Energie-Experte
Winfried Dreger
, der
übrigens aus Bad Salzungen stammt, die
vorliegenden Ergebnisse.
Rainer Nowak
,
Technischer Referent beim vtw, ist über das
tolle Ergebnis nicht sehr überrascht. „Die
Reduzierung der Energieverbräuche durch
gering-investive Investitionen im Gebäude-
bestand der Genossenschaft finden auch
ihren Niederschlag beim CO
2
-Monitoring
für den Mitgliederbereich des vtw, welches
die Fachhochschule Erfurt im Abstand von
zwei Jahren näher untersucht. Die guten
Ergebnisse, die wir im September 2016
wiederum präsentieren konnten, zeigen
auf, wie erfolgreich zielgerichtete Opti-
mierungsmaßnahmen in die komplexe
Anlagentechnik der Wohngebäude sind.
Mit Unterstützung der Fachkompetenz von
Kooperationspartnern der Wohnungswirt-
schaft wie ESD Forum für Anlageneffizienz
können wir wie in der Vergangenheit auch
zukünftig unter dem Gebot der Wirtschaft-
lichkeit und der Bezahlbarkeit von Mieten
einen wichtigen Beitrag für mehr Klima-
schutz leisten, eine echte Win-win-Situa-
tion für die Mieter und das Klima.“
Rund 100 Projekte in Berlin-Branden-
burg und im Norden
Beim BBU und beim Verband norddeut-
scher Wohnungsunternehmen wer-
den mittlerweile fast 100 solcher Pro-
jekte ebenso erfolgreich betrieben, wie
Siegfried Rehberg
, langjähriger Ener-
gieexperte beim BBU, berichtete: „Mit
vergleichsweise geringen einmaligen Inves-
titionskosten für die Optimierung von Hei-
zungs- und Warmwasserversorgungen in
Höhe von unter 400 Euro Wohnung kön-
nen jährlich mehr als 1.000 Kilowattstun-
den beziehungsweise 135 Euro je Woh-
nung eingespart werden“. Die WBG hat
die Kosten allerdings nicht umgelegt, so
dass den Mietern die volle Einsparung zu
Gute kommt. Solch ein Beitrag gegen die
Energieverschwendung wäre sogar für die
Mieter tragbar, wenn die Investitionskosten
auf die Miete umgelegt würden.
Die Vertreter der Wohnungswirtschaft
wiesen auf Initiativen auf Bundesebene
zur Gestaltung der Energiewende hin.
Bereits im Jahr 2014 hatte der GdW Bun-
desverband deutscher Wohnungs- und
Immobilienunternehmen der Bundesre-
gierung den Vorschlag unterbreitet, die
Betriebskosten-Verordnung so zu ergän-
zen, dass geringe Investitionen in Maß-
nahmen zur Sicherstellung des energie-
effizienten Betriebs, die die laufenden
Kosten senken sollen, als Betriebskosten
auf die Mieter umgelegt werden können.
Bisher ist jedoch die Bundesregierung die-
sem Vorschlag nicht gefolgt. Potenziale
zur Minderung von Energieverschwen-
dung und Klimagasen werden von der
Politik nicht genutzt.
Den Erfahrungsaustausch rundete ein
Vortrag von Dr.
Joachim Seifert
von der
Technischen Universität (TU) Dresden ab,
der neue Erkenntnisse zur Bewertung der
thermischen Behaglichkeit unter instatio-
nären Aspekten beschrieb. Zusätzlich stelle
Dr. Seifert - verschiedene gering investive
Verfahren zur Adaption der Systemtempe-
raturen vor, welche zur Energieeinsparung
beitragen können.
(der/schi)
Thüringens Wohnungswirtschaft: „Wir geben Städten Gesichter und Seele“
Erfurt – „Wer gibt Städten Gesicht und Seele? – Wir sind das!“ – unter diesem Slogan hat der Verband Thüringer Woh-
nungs- und Immobilienwirtschaft (vtw) einen neuen Radiospot produziert. Hintergrund des Spots ist die gemeinsame
Kampagne des vtw und des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen (vdw).
„Ohne die 12 Milliarden Euro, die die Bran-
che seit der Wende in gutes, sichereres und
vor allem bezahlbares Wohnen investiert
hat, würden Immobilien verfallen, neue
Wohnungen fehlen und soziale Brenn-
punkte sich verschärfen. Senioren und
Familien fänden keine adäquaten Woh-
nungen – kurz das Leben der Städte und
Gemeinden wäre ärmer“, so Verbandsdi-
rektorin
Constanze Victor
. Der Verband
bedauert, dass trotz dieser enormen wirt-
schaftlichen Leistung zunehmend Politik
auf dem Rücken der Wohnungsunterneh-
men ausgetragen wird. Die Unternehmen
sollen demografische sowie Stadt-Land-
Probleme lösen, die Energiewende stem-
men, für Neubau sorgen und eine dezen-
trale und konfliktfreie Unterbringung der
Flüchtlinge ermöglichen. Wie all dies finan-
ziert werden soll, ohne die Unternehmen
in eine wirtschaftliche Schieflage zu brin-
gen, steht allerdings in den Sternen. Mit
dem Radiospot hat der vtw über Ostern auf
Antenne Thüringen und Radio Top 40 dar-
auf aufmerksam gemacht, dass seine Mit-
gliedsunternehmen Städte und Gemeinden
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