WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 34/2017 - page 3

BUNDESPOLITIK
Immobilienmarkt: Stabil, aber mit Risiken
Köln – Der deutsche Immobilienmarkt ist seit Jahren stabil, eine Blase ist unwahrscheinlich – obwohl die Preise in den Städ-
ten stark anziehen. In einigen Regionen gibt es allerdings Risiken, zeigt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in
einer Studie, die am 21. August 2017 veröffentlicht wurde. Investoren müssen deshalb lokale Besonderheiten beachten.
Dem deutschen Immobilienmarkt droht
keine Blase, soviel scheint derzeit sicher.
Zwar steigen die Preise in Ballungszent­
ren seit Jahren stark an. Doch das liegt an
einer hohen Nachfrage einerseits und feh­
lenden Neubauten andererseits. Ein plötz­
licher Preisverfall ist also unwahrscheinlich.
Dennoch drohen regionale Risiken und
Marktkorrekturen: In ländlichen Gebieten
entstehen vor allem Einfamilienhäuser – in
vielen Regionen jedoch zu viele. „Die meis­
ten ländlichen Gebiete sind überversorgt,
die Haus- und Grundstückspreise werden
hier perspektivisch wieder fallen“, sagt
IW-Wissenschaftler Michael Voigtländer.
Lediglich in Gemeinden, die unmittelbar
an Großstädte grenzen, ist noch Bedarf
für Einfamilienhäuser zu erkennen, zeigt
die IW-Studie.
Investoren setzen auf Mikroapart-
ments
In den großen Städten fehlen dagegen
oft Wohnungen, es mangelt an Bauplät­
zen. Investoren setzen daher vor allem auf
Mikroapartements, oft in der gehobenen
Preisklasse. Doch davon werden in einigen
Großstädten inzwischen zu viele gebaut. In
Frankfurt wird das zum Problem, hier ent­
stehen fast eineinhalb Mal so viele Mik­
roapartements wie benötigt, während in
Düsseldorf gerade einmal 10 Prozent des
Bedarfs gedeckt werden, zeigt die IW-Stu­
die. Eigentlich sollen vor allem Studenten in
diese Wohnungen ziehen. Doch die Mieten
sind häufig zu hoch für junge Menschen,
die sich mit Studentenjobs oder dem Geld
der Eltern finanzieren. Eine zweite Entwick­
lung wird die Situation noch verschärfen,
warnt Voigtländer: „In den kommenden
Jahren wird die Zahl der Studenten wie­
der sinken. Was dann mit den Wohnungen
passieren soll, ist fraglich.“
Mietpreisebremse funktioniert nicht
Sowohl auf dem Land als auch in Metro­
polen könnte es also zu Marktkorrekturen
kommen. In den Großstädten sorgt zudem
die Mietpreisbremse weiter für Unsicher­
heit bei Investoren. „Sie funktioniert zwar
nachweislich nicht, dennoch wollen fast
alle Parteien an ihr festhalten“, sagt Voigt­
länder. Nach der Bundestagswahl könnte
sie sogar noch verschärft werden. Dann
müssten Kalkulationen, die auf weiter stei­
genden Mieten beruhen, verworfen wer­
den, was die Preise drücken würde.
(voi/kön)
Der IW-Report „Three Risks for the German
Residential Property Market” ist unter diesem
Kurz-Link abrufbar:
Quelle: IW Köln
„Unbuilding Walls“: Kuratoren für den Deutschen Pavillon auf der
16. Architekturbiennale Venedig 2018 stehen fest
Berlin – Bundesbauministerin Barbara Hendricks hat am 16. August 2017 die Kuratoren für den deutschen Beitrag auf
der 16. Architekturbiennale in Venedig bekannt gegeben: Es sind Wolfram Putz, Thomas Willemeit und Lars Krückeberg
von Graft Architekten sowie Marianne Birthler. Damit folgt Hendricks der Empfehlung der Expertenkommission, die
nach einem offenen Wettbewerbsverfahren Graft Architekten und Marianne Birthler ausgewählt hatten, die Ausstellung
„Unbuilding Walls“ zu realisieren.
Das Kuratorenteam überzeugte mit seiner
Darstellung politisch motivierter räumli­
cher Ab- und Ausgrenzungen und deren
Auswirkungen auf Stadt- und Raument­
wicklung. Ausgehend vom Rückblick auf
die deutsche Mauergeschichte und die Zeit
danach setzt sich das Konzept mit architek­
tonischen und stadträumlichen Beispielen
der Trennung oder des Zusammenwach­
sens auseinander. Damit nimmt der deut­
sche Beitrag auch das kommende Biennale-
Motto „Freespace“ auf.
„Mauern haben auch lange Zeit nach ihrer
Überwindung eine immense Wirkung auf
Stadt- und Landschaftraum. Der Beitrag
von Graft Architekten und Marianne Birth­
ler präsentiert eindrucksvoll, wie sich dieses
Phänomen architektonisch und städtebau­
lich auf unseren Lebensraum und auf unse­
ren Alltag auswirkt“, sagte Bundesbaumi­
nisterin Barbara Hendricks.
„Zweimal 28 Jahre nach dem Bau der Ber­
liner Mauer handelt der deutsche Pavillon
auf der Biennale di Venezia 2018 von dem
Raum, den die Wiedervereinigung meta­
phorisch und buchstäblich freigemacht
hat“, so Professor Matthias Sauerbruch,
Vorsitzender der Expertenkommission.
Hohlraum in der Geschichte
„Freespace“, das Thema der Architektur­
biennale, wird von Graft Architekten und
Marianne Birthler als ein Hohlraum in der
Geschichte interpretiert. „Wie mit diesem
Hohlraum umgegangen wird, ist ein für
Deutschland und Europa extrem wichtiges
und nicht zuletzt eminent architektonisches
Thema“, so Sauerbruch.
Die 16. Architekturbiennale in Venedig
findet vom 26. Mai bis zum 25. Novem­
ber 2018 statt. Als Biennale-Direktorinnen
wurden Yvonne Farrell und Shelley McNa­
mara von Grafton Architects aus Dublin
benannt. Sie sind unter anderem bekannt
für zahlreiche öffentliche und Bildungsbau­
ten. Ihr beeindruckender Universitätsbau in
Lima wurde mit dem International Prize des
Royal Institute of British Architects ausge­
zeichnet. Das detaillierte Ausstellungskon­
zept „Unbuilding Walls“ wird Anfang 2018
vorgestellt.
(schr/kön)
Nähere Informationen zur Biennale Venedig
sind unter
rufbar.
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