WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 44/2017 - page 4

BUNDESPOLITIK
AUS DEN VERBÄNDEN
Großsiedlungen auf dem Weg in die digitale Zukunft:
Mehr Chancen als Herausforderungen?
Berlin – Wie bewältigen die Städte und unsere Wohnquartiere den rasanten urbanen Wandel? Wie belastbar und erneu-
erungsfähig sind die Quartiere und Infrastrukturen? Ist Digitalisierung nur Prozesstreiber des Wandels der Städte oder ist
sie auch Schlüssel zur Beseitigung von urbanen Defiziten?
Diesen und vielen anderen Fragen widmet
sich die Urbane Resilienzforschung. Woh-
nungsbaugesellschaften als große Bestands-
halter mit einem langfristigen und Generati-
onen übergreifenden Geschäftsmodell, die
die Stadt gestaltend weiterbauen, sind an
den Antworten interessiert. Drei Jahre lang
fördern deswegen die beiden Berliner Woh-
nungsbaugesellschaften GESOBAU AG und
HOWOGE die Professur „Urbane Resilienz
und Digitalisierung“ von Prof. Jochen Rabe
am Einstein Center Digital Future (ECDF).
Die Professur „Urbane Resilienz und Digi-
talisierung“ ist eine der ersten aktiven Pro-
fessuren des ECDF, das interdisziplinäre
wissenschaftliche Kompetenz im Bereich
Digitalisierung bündelt und in Berlin einen
neuen, international sichtbaren Forschungs-
schwerpunkt herausbildet. Zukünftig sollen
rund 50 Professuren an allen Berliner Hoch-
schulen eingerichtet werden. Urbane Resi-
lienz, also die Wiedererneuerungkräfte der
Städte im Angesicht immer schnelleren Ent-
wicklungsdrucks, rückt in Anbetracht der
globalen Herausforderungen unter ande-
rem der Urbanisierung, des Klimawandels
oder der Ressourcenknappheit zunehmend
in den Fokus der Forschung und Politik. In
Abgrenzung zu überwiegend technologie-
getriebenen Smart City-Konzepten, wird
die Forschung von Professor Rabe die rapide
Digitalisierung der Städte in den Kontext der
Resilienz stellen und erforschen, inwieweit
Digitalisierungsprozesse die Erneuerungs-
und Widerstandskräfte der Städte stärken
oder auch schwächen können.
„Dieses langfristige Engagement bietet die
herausragende Möglichkeit, den zuneh-
mend beschleunigten Wandel unserer
Städte zu beforschen und pragmatische
Handlungsstrategien aufzuzeigen, um diese
zukunftsfähiger zu gestalten. Das Thema
Stadtentwicklung ist immer ein Quer-
schnittsthema von hoher Komplexität und
ich freue mich insbesondere auf die Her-
ausforderung, die einmalige Interdisziplina-
rität des Einstein Center Digital Future und
die vielfältige Expertise meiner Kollegen in
meine Forschung einzubinden“, so Prof.
Jochen Rabe über das Forschungsvorhaben.
Am Ende des Forschungsprojektes ist
geplant, zwei Pilotprojekte zu konzipieren,
anhand derer die Potenziale der Digitalisie-
rung auf dem Sprung zum resilienten Stadt-
quartier ausgelotet werden. Hierbei sollen
insbesondere die Aspekte der Planung und
des Betriebes von städtischen Infrastrukturen
reflektiert und bewertet werden.
Als Forschungsfeld dient das Märkische
Viertel und das Quartier Wartenberg in
Höhenschönhausen. Beide Quartiere sind
Musterbeispiele für den Großsiedlungs-
bau der 1960er bis 1980er Jahre in West-
und Ostberlin und stehen vor besonderen
Herausforderungen der sich wandelnden
Stadt.
(pen/jes/koch)
Norddeutsche Wohnungswirtschaft fordert konkrete Maßnahmen zur
Senkung der Baukosten
Hamburg – Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) hat den Hamburger Senat aufgefordert, umge-
hend mit konkreten Maßnahmen die Senkung der Baukosten in der Hansestadt anzugehen. „Wer bezahlbare Wohnun-
gen haben will, der muss die Baukosten reduzieren“, sagte Andreas Breitner, Verbandsdirektor des VNW. „Gegenwärtig
erschweren hohe Baukosten, lange Bauzeiten und teils übertriebene Anforderungen den zügigen Bau preiswerter und
qualitativ hochwertiger Wohnungen.“
Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Dr.
Dorothee Stapelfeldt und Dietmar Walberg,
Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft
zeitgemäßes Bauen, hatten zuvor die Ergeb-
nisse eines Gutachtens zum Thema „Bau-
kosten in Hamburg“ vorgestellt. Nach den
Worten von VNW-Verbandsdirektor And-
reas Breitner „ist es an der Zeit, den seriellen
Wohnungsbau nicht nur in Pilotprojekten
Realität werden zu lassen. Die Hamburger
Verwaltung muss zudem Grundstücke güns-
tiger anbieten und bei den Genehmigungs-
verfahren sowie den individuellen Vorgaben
für Bauprojekte flexibler als bisher agieren.“
Die Ergebnisse der Studie müssten rasch zu
konkreten Handlungsanweisungen für die
Behördenmitarbeiter werden, sagte Breit-
ner. „Die Mitgliedsunternehmen des VNW
waren an der Studie durch die Bereitstellung
von Zahlen, Daten und Fakten maßgeblich
beteiligt“, so Breitner. Breitner verwies auch
auf die Baukostensenkungskommission auf
Bundesebene. „Deren Ergebnisse sind in der
Versenkung verschwunden“, sagte Breitner.
„Das darf mit den jetzt vorgestellten Stu-
dienergebnissen nicht geschehen. Standar-
disierte Module und Typenhausgenehmi-
gungen sparen Zeit und Geld.“ Zwischen
der Wohnungswirtschaft und dem Senat
bestehe Einigkeit, das serielle beziehungs-
weise modulare Bauen in Hamburg stärker
zu nutzen.
VNW-Studie zum „Seriellen Bauen“
Der VNW hatte vor einigen Wochen seine
Marktstudie 2017 „Serielles Bauen“ der
Öffentlichkeit vorgestellt. Die Studie kam zu
dem Schluss, dass geringere Kosten und kür-
zere Bauzeiten in spürbarem Umfang mög-
lich sind, wenn seriell gebaut wird. Die Digi-
talisierung von Planungs- und Bauprozessen
unterstützt Ansätze seriellen Bauens. Vor-
aussetzung für die Umsetzung ist eine enge
Zusammenarbeit aller Beteiligten. Folgende
Handlungsempfehlungen sprechen die Ver-
fasser der VNW-Studie zum Einsatz des seri-
ellen Bauens aus: Zum einen, die zügige
Entwicklung einer Musterbauordnung mit
Regelungen für serielles Bauen als Grund-
lage für Typengenehmigungen, außerdem
die Entwicklung beschleunigter Prüfroutinen
für Typengebäude als Vorstufe zu Typenge-
nehmigungen sowie die vermehrte Umset-
zung von Modellvorhaben gemeinsam mit
den Wohnungsunternehmen. Des Weite-
ren müssen Kosteneinsparungspotenziale
erforscht werden und bei Ausschreibungen
und Wettbewerben sollten stärker serielle
Lösungen gefordert werden.
(haa/koch)
Das Gutachten finden Sie unter diesem Kurz-
Link:
ne Präsentation
zum Thema hier:
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