WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 44/2017 - page 2

auch künftig ein starkes Programm Soziale
Stadt. Ebenso positiv wertet der Verband
die geplanten steuerlichen Anreize für den
Wohnungsbau. Bezahlbarer Wohnungs-
bau braucht entsprechend dem heutigen
Werteverzehr eine Anhebung der steuerli-
chen Normalabschreibung auf 3 Prozent, in
angespannten Märkten auf 4 Prozent, eine
zeitlich befristete und räumlich begrenzte
steuerliche Sonderabschreibung sowie
eine alternative Investitionszulage – und
eine Grunderwerbsteuer von maximal 3,5
Prozent. Denn auch der Wettlauf bei der
Grunderwerbsteuer müsse endlich beendet
werden. Besonders das Thema Grundstü-
cke sei in diesem Zusammenhang entschei-
dend. Die Absicht der Sondierungspartner,
Grundstücke für Wohnbauflächen günstig
bereitzustellen, ist hier ein wichtiger Schritt.
Als weiteres zentrales Thema des Papiers
zum Wohnen bezeichnet der GdW-Chef
die Möglichkeit der Senkung von Baukos-
ten. „Hier hat das Bündnis für bezahlbares
Wohnen und Bauen in der letzten Legis-
laturperiode umfassende Ergebnisse ver-
öffentlicht, die dringend umgesetzt wer-
den sollten“, so Gedaschko. Die mehr als
20.000 Bauvorschriften und Anforderun-
gen müssen konsequent auf den Prüfstand
gestellt, die serielle und standardisierte
Bauweise gefördert und dazu eine bundes-
weit gültige bauliche Zulassung für diese
Gebäude geschaffen werden. Insgesamt
warnt Gedaschko jedoch davor, die für den
Wohnungsmarkt so wichtigen Lösungen für
mehr bezahlbaren Wohnraum durch Pla-
cebo-Instrumente wie die Mietpreisbremse
und die Wohnungsgemeinnützigkeit zu
konterkarieren. „Dass eine Mietpreisbremse
das völlig falsche Mittel ist, um die Prob-
leme am Wohnungsmarkt zu bewältigen,
haben die letzten Jahre klar gezeigt. Es
wäre ein Rückschritt, wenn sich eine neue
Bundesregierung erneut mit diesem Thema
befasst, anstatt die wirklich effektiven Mit-
tel anzugehen. Ähnlich verhält es sich mit
der Wohnungsgemeinnützigkeit. „Die letz-
ten 30 Jahre haben deutlich gezeigt, dass
eine Abkehr vom damaligen rigiden System
der richtige Schritt hin zu mehr wirtschaft-
licher und sozialer Leistungsfähigkeit der
Unternehmen und einem stetig verbesser-
ten Wohnstandard war“, so Gedaschko.
Eine Rückkehr zu einem solchen System
wäre ein historischer Rückschritt und würde
dem stabilen deutschen Immobilienmarkt
nur schaden. Anstelle mit dem Schlag-
wort Wohnungsgemeinnützigkeit Effekte
zu suggerieren, die dieses Instrument nie-
mals liefern kann, sollten andere Wege
zur Sicherung von Wohnungsbindungen
gefunden werden. Dies können beispiels-
weise Verträge zur Wohnungsbindung bei
vergünstigt abgegebenen Grundstücken
sein oder Kooperationsvereinbarungen mit
den Wohnungseigentümern – wie sie viele
Wohnungsunternehmen schon heute prak-
tizieren.
„Was der deutsche Wohnungsmarkt am
dringendsten braucht, lässt sich in weni-
gen Worten auf den Punkt bringen: mehr
und vor allem bezahlbare Grundstücke,
weniger Normen und Regulierung, eine
Abkehr von der Preisspirale bei der Grund-
und Grunderwerbsteuer sowie auch nach
2019 eine finanzielle Mitzuständigkeit
des Bundes für den sozialen Wohnungs-
bau. Und wir müssen über Stadtgrenzen
hinweg zusammen planen, denn allein in
den großen Städten können die Herausfor-
derungen nicht zeitgerecht für die Woh-
nungssuchenden gelöst werden“, fasste
Gedaschko zusammen.
(burk)
Die 14 Punkte des GdW für eine neue
Wohnungspolitik finden Sie unter
BUNDESPOLITIK
Fortsetzung von Seite 1
Gute Rezepte für mehr Baukultur
Leipzig – Das erste „Kochbuch für Baukultur“ wurde am 24. Oktober 2017 bei der Offenen Werkstatt Baukultur in Leipzig
präsentiert. Die Publikation des Bundesbauministeriums und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung
(BBSR) vermittelt Themen der Baukultur auf ungewöhnliche Art: 33 „Kochrezepte“ sollen das Bewusstsein für gutes
Planen und gutes Bauen stärken.
Die vorgestellten Formate sind aus dem
ehrenamtlichen Engagement von Baukultur-
initiativen in Dörfern, Klein- und Mittelstäd-
ten hervorgegangen, die im Forschungs-
projekt „Baukultur konkret“ untersucht
wurden. Die Rezepte thematisieren öffent-
liche Aktionen, Exkursionen, Ausstellun-
gen, Workshops und Beratungsangebote.
Die Ideen der Praktiker sind als übertrag-
bare Ideen zum „Nachkochen“ für alle kon-
zipiert, die sich vor Ort engagieren möchten.
„Immer mehr Initiativen, Vereine und Pri-
vatpersonen setzen sich für das Thema Bau-
kultur ein. Das Rezeptbuch zeigt: Unkon-
ventionelle Wege beleben das Gespräch in
den Gemeinden über Baukultur. Sie hel-
fen bei der Vermittlung komplexer The-
men. Und sie machen den Mehrwert qua-
litätsvoller Architektur und von Freiräumen
deutlich. Attraktive Orte stiften Identität –
gerade auch in ländlichen Räumen“, so
Gunther Adler, Staatssekretär im Bundes-
ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau
und Reaktorsicherheit.
Die Rezepte des Kochbuchs enthalten Anga-
ben zum „Küchenpersonal“, den Beteiligte,
zu den „Zutaten“, wie Materialien, Räume,
Werkzeuge, zur „Vorbereitung“, der Zeit-
planung eines Baus, und zur „Zubereitung“,
dem Vorgehen. Zudem werden die Anlässe
vorgestellt, für die sich das Vermittlungsfor-
mat eignet und die Ziele beschrieben, die
sich damit erreichen lassen. Eine dreistufige
Bewertung in den Kategorien „Aufwand“,
„Kosten“ und „Akteure“ hilft Interessierten,
den personellen, finanziellen und zeitlichen
Aufwand einzuschätzen.
Das Buch ist im Projekt „Baukultur konkret“
entstanden, das zum Forschungsprogramm
Experimenteller Wohnungs- und Städte-
bau (ExWoSt) gehört. Das BBSR setzt das
Programm für das Bundesbauministerium
um. Das Forschungsprojekt untersuchte die
Arbeit von Baukulturinitiativen in ländlichen
Räumen. Am Projekt beteiligt waren Land-
Luft – Verein für Baukultur in ländlichen
Räumen aus Moosburg amWörthersee, das
Büro für urbane Projekte aus Leipzig und die
Alanus Hochschule aus Bonn.
(schl/koch)
Das „Kochbuch für Baukultur“ finden Sie
unter diesem Kurz-Link:
weitere Infos unter
sowie unter
Das „Kochbuch für Baukultur“ bietet Rezepte
für „Vor-, Haupt- und Nachspeisen“.
Quelle: BBSR
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